stadtgeflüster
Hund müsste man sein!

02.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:55 Uhr

(tib) Haustiere - entweder man hat welche oder eben nicht.

Wer sie liebt, bei dem schießt der Endorphinpegel bei folgenden Szenen voll durch die Decke: eine Horde tapsiger Hundewelpen, die sich gegenseitig am Ohr herumkauen und mit ihren kleinen Fellnasen und kugelrunden Äuglein die Existenz des Kindchenschemas belegen. Und erst all die drolligen Katzen, die mit ihren putzigen Pfötchen in der Luft herumfischen und nichts als Flausen im Kopf haben - ach, wie süß! Niedliche Tiervideos gehen regelmäßig in den sozialen Medien viral (Internetsprache für "voll durch die Decke"), werden von Millionen Menschen weltweit geklickt und führen häufig dazu, dass die Stimmlage von so manchen Damen - manchmal auch auch Herren - drei Oktaven nach oben schnellt.

Katzen und Hunde (ja, und auch Kinder) kommen einfach immer gut an. Das haben natürlich auch die Medien begriffen, und so schaffte es vor Kurzem eine bayernweit bekannte Katze sogar auf die Titelseite unserer Zeitung. Doch während die einen "Oh, wie süß! " quietschen, rollen andere die Augen und haben im Idealfall nicht mehr als ein Schnauben für die Viecher übrig. Gehört man selbst zur ersten Gruppe, umgeben von jenen, die sich denken "Wos is bloß los mit dene Leid und de Viecher? ! " - und dies auch, wie Journalisten eben so sind, offen aussprechen - , hat man es recht schwer, dagegen zu argumentieren.

Denn nur ein Hundebesitzer kann schließlich nachvollziehen, wie schön es ist, morgens, Tag ein Tag aus, bei strömendem Regen oder plötzlich auftretendem Hagel, bei Minusgraden im Winter und sengender Hitze im Sommer einen ausgiebigen Spaziergang zu machen. Wenigstens bleibt man in Bewegung, hält sich fit und ist an der frischen Luft. Und das 365 Tage im Jahr. Und man bekommt so viel Liebe zurück! Besonders wenn man nach dem Gassi zu Hause so lange von seinem Vierbeiner angekläfft wird, bis man endlich die Dose aufmacht und deren fleischigen Inhalt in den Napf kippt. Oder wenn man mit der kleinen Schaufel im Katzenabort nach den jüngsten Ausscheidungen der Mieze gräbt. Und erst die tollen Geschenke des Stubentigers, die man morgens auf der Fußmatte oder auf dem Wohnzimmerteppich findet: Mäuse, Ratten Vögel. So viel Liebe!

Manchmal liegen Liebe und Hass eben sehr eng beieinander. Zum Beispiel wenn sich der erst einen Tag zuvor gebadete Terrier unbemerkt in Exkrementen seiner Artgenossen wälzt, die andere Hundebesitzer bestimmt ganz aus Versehen vergessen haben aufzuheben. Auf der erfolglosen Suche nach der Ursache für den Mief unter den eigenen Schuhsohlen, kann man sich auch als Tierfreund schon mal fragen: "Wos is bloß los mit dem Viech - und mit mia? ! "

Meist reicht dann aber nur ein Blick nach unten, in die schuldbewusst dreinblickenden Kulleraugen. Und schon geht die Stimme im Kopf wieder eine Oktave höher.