Ainau
Hüter der Schwelle

Umstrittene Maßnahme: Eingriff in Straßenverkehr am Ainauer Spielplatz bleibt ein Zankapfel

09.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:53 Uhr
Heftig diskutiert wurde unter Ainauern über Sinn und Unsinn der angebrachten Schwelle beim Spielplatz. −Foto: Ermert

Ainau (GZ) Hoch hergegangen ist es beim Ortstermin am Ainauer Spielplatz, bei dem es um die umstrittene Straßenschwelle ging.

Bürgermeister Christian Staudter hatte neben Verena Raith und Irene Wimmer aus dem Bauamt als Unterstützung auch polizeilichen "Begleitschutz" dabei: Stefan Amann, der den Weg zu einer Lösung ebnen sollte.

Zwei Parteien standen sich lange unvereinbar gegenüber. Da waren zum einen die direkten Anwohner, die sich um ihren Wortführer Günter Reith scharten. Auf deren Initiative wurde die wenige Zentimeter hohe gelb-schwarze Schwelle im Juni installiert, vor der die auf der Waldstraße ins Wohngebiet zielenden Autofahrer zum Bremsen gezwungen werden - auf Höhe des Eingangs in den Kinderspielplatz. Wie Reith ausführte, geht es den Anwohnern vor allem um den Lärm. "Das Abbremsen und Beschleunigen ist mir lieber als das ständige Rasen", sagte er. Reith habe sein Schlafzimmer in den von der Straße abgewandten Bereich des Hauses verlegen müssen, um überhaupt noch ein Auge zutun zu können. "Untertags kann man gar nicht mehr schlafen", fügte er an. Und manche Autofahrer würden gar mit 80 Sachen die Waldstraße entlangbrausen.

Ganz anders argumentierte die Gegenseite, die aus Ainauern besteht, die weiter hinten in der Waldsiedlung leben. Sie fühlen sich von den Schwellen gegängelt. Die Autos würden beim Überfahren in Mitleidenschaft gezogen. Bei der Anfahrt auf die Schwellen bekomme er einen Tunnelblick und nehme links und rechts der Straße kaum noch etwas wahr, meinte einer. Und seine Frau möchte einfach ungestört aus der Siedlung fahren.

Für Fakten wollte Stefan Amann sorgen. "Diese Schwellen sind nicht wirklich erlaubt, aber auch nicht wirklich verboten", sagte er. "Das ist eine rechtliche Grauzone. " Somit ging es fortan darum, einen passenden Umgang damit zu finden. Die Hüter der Schwelle und deren Kontrahenten taten sich beiderseits schwer damit, vorgebrachte Argumente zu widerlegen. Und so drehte sich die Debatte lange Zeit kräftig im Kreis. Amann warnte vor dem Fall, dass ein Radler durch die Schwelle stürzt und sich verletzt. "Da könnte die Stadt Probleme bekommen", meinte er. Staudter und seine Mitarbeiterinnen beschlossen, die äußersten Elemente der Schwelle zu entfernen. "Dann kommen alle Radler sicher durch", meinte der Bürgermeister.

Amann zielte zudem auf den Schutz der spielenden Kinder. Er forderte, dass der störende und die Sicht einschränkende Nussbaum an der Spielplatzecke entfernt werde - was Wimmer ebenfalls zusagte. Und der Geisenfelder Polizist brachte eine verkehrsberuhigte Zone ins Spiel, in der nur mit zehn Kilometern pro Stunde gefahren werden darf. Und zwar in der Waldstraße und im Waldweg, die den Spielplatz von beiden Seiten umschließen. "Das bringt mehr als die Schwelle", meinte Staudter - zumal das Hindernis in den Wintermonaten ohnehin weichen muss.

Ein Vorschlag in Güte, der bei allen Seiten für entspannte Stimmung und zustimmendes Nicken sorgte. "Das wäre ja noch besser", meinte Reith. Und auch die Gegenseite hätte damit kein Problem. Amann sagte noch, dass so etwas die Stadt anordnen müsse. Raith und Wimmer werden das Thema nun aufbereiten und dem Bauausschuss vorlegen. Um die Schwellenproblematik zu lösen. "Und um auf die anderen Anträge nach Schwellen, die schon auf unseren Schreibtischen liegen, antworten zu können", fügte Raith an.

 

KOMMENTAR

Ganz klar, über diese Schwelle kann ein Auto mit 30 locker fahren. Ganz gefahrlos sogar. Und nein, wäre das Hindernis nicht da, würden keineswegs alle Autofahrer durch die Waldsiedlung rasen - nur einige Unverbesserliche.

Beim Gezanke um die Schwelle stehen weniger sachliche Aspekte im Mittelpunkt als persönliche Interessen. Und es geht vor allem ums Prinzip. Die einen stören lärmende Autos, die anderen wollen freie Fahrt für freie Bürger. Das geht nicht zusammen, ist aber nicht ungewöhnlich.

Ähnliche Situationen herrschen mit Sicherheit in anderen Geisenfelder Wohngebieten auch. Darum: Auch wenn diese Schwelle an sich kein Problem sein dürfte, sollte sich die Stadtverwaltung mit der rechtlichen Grauzone nicht angreifbar machen - und schon gar keinen Präzedenzfall schaffen, der in kürzester Zeit weitere Streitigkeiten an vergleichbaren Stellen nach sich ziehen würde.

Denn es gibt einen Konsens, den alle Beteiligten gut finden, und der zudem völlig auf der Hand liegt. Links und rechts am Ainauer Spielplatz führen Straßen vorbei - und diese verzwickte Lage schreit im Sinne der Kinder förmlich nach einer verkehrsberuhigten Zone. Mit Tempo 10 sollten die Autos vorbeifahren müssen, ganz ohne Schwelle, dann wäre allen wirklich geholfen.

Denn wer sich daran nicht hält, ist eben schon bald seinen Führerschein los. Und das wäre dann auch kein Verlust. Denn auf diese Weise lernen Raser das langsame Fahren viel schneller als durch das Abbremsen vor einer Schwelle, die ohnehin monatelang den Winter hindurch entfernt werden muss - und dann überhaupt keinem hilft.

Patrick Ermert