Neuburg
Hüter der bayerischen Tradition

08.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:29 Uhr

Die jungen Trachtler der Grasheimer Stubnmusi überzeugten mit ihren Darbietungen beim Jubiläum der Neuburger Kollegen. - Fotos: lm

Neuburg (lm) Ob Fronleichnam oder Volksfestumzug: Die Donautaler sind zur Stelle. Sie erfüllen eine wichtige gesellschaftliche Funktion, bestätigt ihnen Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, sie halten Werte und Tradition bayerischer Lebensart hoch.

Am Samstag feierten sie 90. Geburtstag im Sehensander Schützenheim. Viele kamen zum Gratulieren, obwohl am gleichen Abend eine Großveranstaltung auf Gauebene anstand. Und die Donautaler feierten mit den Freunden und Paten aus Grasheim und Rain beim Hoagarten.
 

Die Sehensander Sängerinnen wetteiferten mit ihren Rainer Kolleginnen, zwei Altersgenerationen trafen hier aufeinander, leidenschaftliche Art ist beiden gemein. Kreuz- und Kuckuckspolka, Marschierboarischer, Hiatamadl und Riedelsbacher Dreher: So originell wie raffiniert die Namen waren die Schritte dazu.

So ein Abend war willkommener Anlass, seine beste Tracht anzulegen. "Volkstrachtenerhaltungsverein" heißen die Donautaler in ihren Ursprüngen. In bewegte Zeit, 1920, fallen die Anfänge, die Rückbesinnung auf Werte, ein Festhalten-Wollen war allenthalben zu verspüren. Es gab Abspaltungen, man raufte sich wieder zusammen. Schuhplatteln stand hoch im Kurs – im Gegensatz zu heute, wo es in dieser Sparte hapert. Vorstand Martin Glockshuber: "Mir san halt nimmer die Jüngsten."

Bar und mit Boten musste 1922 das Geld für die neue Fahne zur Stickerei nach Hohenwart gebracht werden, knapp 20 000 Reichsmark, weil das Geld tags darauf gerade noch die Hälfte wert war. 1933 fand noch ein Trachtenumzug in Neuburg statt, der Geist, der dann wehte, und die Trachtenbewegung vertrugen sich nicht.

Ende 1949 begann die Ära Eser/Hornauer, gewissermaßen das "goldene Zeitalter". Klassiker des bairischen Volkstheaters gelangten zur Aufführung, man unterhielt eine eigene Trachtenkapelle, die Heimatabende füllten Säle, das Maibaumaufstellen gehörte zum – verloren gegangenen – Pflichtprogramm.

Noch einmal einen Aufschwung erfuhr das Theaterspielen unter Georg Wörle, Jakob Oppenheimer prägte den Volkstanz. "Brautschau" und "Die Dachserin" etwa sprengten den Rahmen reinen Laienspiels. Daraus entstand das Neuburger Volkstheater. Martin Glockshuber legt im Verein (135 Mitglieder) viel Wert auf die Nachwuchsarbeit. Auf dem Land klappt es gut. Die junge Grasheimer Stubnmusi zu erleben, ist einfach Freude pur. Und dynamisch hält die Trachtlerei allemal. Franziska Oppenheimer, geehrt für 50 Jahre Mitarbeit im Gau, und Sieglinde Hansmann, 60 Jahre aktiv bei den Donautalern, sind der Beweis.