Hüte für heiße Stunden

09.03.2009 | Stand 03.12.2020, 5:08 Uhr

Flotte Filzhüte von Michael Glasel helfen, beim Aufenthalt in der Sauna einen kühlen Kopf zu bewahren und schützen beim Gang ins Freie vor der Kälte. - Foto: Hammerl

Bergheim (DK) Oben ohne in die Sauna? Nein, das kommt für Michael Glasel überhaupt nicht mehr in Frage. Schon seit ein paar Jahren geht der 37-jährige Bergheimer nicht mehr ohne Saunahut zum Schwitzen. Dabei war er selbst zunächst höchst skeptisch, als er in Ingolstadt zum ersten Mal Saunabesuchern mit buntem Filzhut auf dem Kopf begegnete.

Im Internet kein Treffer

Bevor er selbst nach dem Grund für die witzige Kopfbedeckung fragen konnte, besorgte das schon ein anderer neugieriger Saunagänger. Die Antwort, der Saunahut schütze den Kopf vor Überhitzung, leuchtete auch Glasel ein. Er machte sich im Internet auf die Suche nach einem solchen, allerdings vergeblich. "Saunahütten spuckte mir die Suchmaschine aus oder Wellnesscenter, die so oder ähnlich hießen", erzählt er, warum er die Suche zunächst wieder aufgab.

Dann aber bekam der gelernte Landmaschinenmechaniker mit, dass immer öfter nach den Hüten gefragt wurde, aber niemand sie auftreiben konnte. Als er schließlich eine Russin kennenlernte, die Handelsgeschäfte zwischen Deutschland und ihrer Heimat vermittelt, gab er ihr den Auftrag, einen Hersteller zu suchen. In Russland schien ihm die Suche vielversprechender, da – was im westlichen Europa noch nicht so bekannt ist – die russische Sauna, Banja genannt, weitaus älter und entwickelter sei als die wesentlich bekanntere finnische Saunakultur.

Inzwischen arbeitet er mit zwei russischen Lieferanten und je einem Hersteller aus Finnland und Litauen zusammen, so dass Glasel eine breite Palette der unterschiedlichsten Saunahüte im Angebot hat. Alles in allem sind es rund 80 verschiedene Hüte, die er liefern kann. Da gibt es eher einfache Schurwollhüte aus Russland oder den blümchengeschmückten, verspielten Hut aus Litauen, glockenförmige Exemplare, besonders hochwertige aus Hasenfilz oder spezielle Modelle wie "Robin Hood" oder "Napoleon". Mit der ersten Probebestellung von ein paar hundert Hüten baute der geschäftstüchtige Bergheimer seinen Online-Shop auf, der mittlerweile alles Erdenkliche rund um den Saunagenuss bietet, gleich ob Saunahonig, türkischen Tee, Sauna- oder Peelingsalz samt Handschuh.

An den Kopfbedeckungen aber hängt sein Herz. Sie müssen locker sitzen, um ihre Funktion richtig zu erfüllen. Vier Vorteile des Saunahutes führt der Experte an. Zum einen werden die Haare geschont und splissen weniger, was sich besonders bei häufigem Saunabesuch bemerkbar macht. Zum anderen schützt der Hut natürlich auch vor Kälte, wenn sich der Saunist nach kalter Dusche mit nassen Haaren hinaus ins Freie begibt. Dass der Kopf vor dem großen Hitzeschwall beim Aufguss unter dem Hut bestens geschützt ist, wurde schon erwähnt.

Glasel hat aber noch einen geselligen, ganz besonders wichtigen Aspekt des Hutes auf Lager: "Man lernt ganz schnell Leute kennen." In Ingolstadt frage ihn zwar keiner mehr nach seinem Hut, aber sobald er anderswo unterwegs ist, schallt ihm als erstes die unvermeidliche Frage entgegen: "Ist dir zu kalt"

"Schick doch einen mit"

Die meisten Kunden hat Glasel, der hauptberuflich als Kalkulator bei einem Verpackungshersteller arbeitet, in Niederbayern. Anfragen bekommt er aus ganz Deutschland, Italien, besonders Südtirol, aus Österreich und sogar aus Finnland. Wenn Kunden wegen anderer Produkte anrufen, dann fragt der tüchtige Geschäftsmann mitunter nach, ob sie denn auch einen Saunahut hätten. Interesse sei dann oft geweckt und immer häufiger heißt es: "Schick doch mal einen mit." Erschwinglich sind sie ja – so zwischen 15 und 25 Euro kosten die meisten Saunahüte. Am teuersten sind verständlicherweise die Exemplare aus Hasenfilz.

Zur Pflege empfiehlt Glasel schlichte Handwäsche, in der Waschmaschine sei das Risiko groß, dass sie verfilzen. Dann muss es eben einen neuen geben. Zwischen vier und sieben Stück hat er selbst in Gebrauch – je nach Stimmung, mal peppiger, mal unauffälliger.