Horst Seehofer bleibt in Deckung

06.03.2007 | Stand 03.12.2020, 6:59 Uhr

Ingolstadt (hl/jf) Horst Seehofer macht sich in seiner (politischen) Heimat weiter rar. Hatte der Bundesminister am Montagnachmittag dem Gerolfinger CSU-Ortsverband noch mitteilen lassen, dass er zum Starkbierfest im Gasthaus Meierbeck an diesem Samstag erscheinen wolle, kam gestern der Rückzieher. Seehofer, der in Gerolfing wohnt, hatte sich diese Traditionsveranstaltung bisher nur selten entgehen lassen. Vor zwei Jahren hatte er sogar noch aktiv mitgemacht und sich als Bischof verkleidet.

Seehofer, der in Gerolfing wohnt, hatte sich diese Traditionsveranstaltung bisher nur selten entgehen lassen. Vor zwei Jahren hatte er sogar noch aktiv mitgemacht und sich als Bischof verkleidet. Wie Seehofers Berliner Abgeordnetenbüroleiter Reiner Meier bestätigte, hat der Minister abgesagt. Der Grund seien kurzfristig hin zugekommene Termine in Zusammenhang mit der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, deretwegen Seehofer schon voriges Wochenende nach Paris reisen musste. "Ministeramt geht vor Vergnügen", sagte Meier.

D er Bundeslandwirtschaftsminister war nach den Veröffentlichungen über seine angebliche Geliebte in Berlin und dem entbrannten Zweikampf mit Erwin Huber um die künftige CSU-Führung in Ingolstadt nicht mehr öffentlich aufgetreten. Der Gerolfinger CSU-Chef Hans-Jürgen Binner hatte noch bis gestern mit seinem Erscheinen gerechnet. Direkten Kontakt mit seinem prominenten Parteifreund hatte er in den vergangenen Wochen überwiegend elektronisch gehalten: "Wir tauschen SMS aus." Natürlich, so lässt Binner durchblicken, hat es zwischendurch auch schon für ein persönliches Gespräch gereicht, doch dessen Inhalt sei nun wirklich nichts für Außenstehende.

Am kommenden Freitag will Seehofer immerhin einen Termin in Ingolstadt wahrnehmen – wenn auch eher durch die Hintertür: Er soll zu den Neuwahlen des Ingolstädter CSA-Vorstands ins CSU-Haus kom-men. Die CSA, deren Landesvorsitzender der Minister ist, tagt allerdings nichtöffentlich.

Durch aktuelle Veröffentlichungen über die Stimmungslage unter Ingolstädter CSU-Funktionären angesichts der Turbulenzen um Seehofer ist d essen Privatleben stärker in den Blickpunkt geraten. So wurden etwa OB Alfred Lehmann und die Landtagsabgeordnete Christine Haderthauer zitiert – mit dem Tenor, dass die örtliche CSU-Basis unglücklich über das Schweigen Seehofers zu seinen künftigen familiären Verhältnissen sei.

MdL Haderthauer sagte dem DK gestern , dass sie nicht umhin könne, dieses Stimmungsbild in der Partei wahrzunehmen. Von den Ingolstädter CSU-Verantwortlichen wolle aber niemand "den Horst" unter Druck setzen. Eine persönliche Stellungnahme zu Seehofers Problemen komme für sie nicht in Betracht: "Das würde ich mir nicht anmaßen."

Die CSU-Funktionäre könnten sich angesichts des enormen Medieninteresses an der Stimmung in Seehofers Heimatwahlkreis aber nicht wegducken, so rechtfertigt Haderthauer ihre von einer Nachrichtenagentur verbreitete Stellungnahme. OB Alfred Lehmann sagte gestern auf Anfrage, dass es sich bei dem angeblichen Verhältnis in Berlin "im Prinzip um eine Privatangelegenheit" Seehofers handele, zu der er sich nicht äußere.