Aresing
Horst Rössler war drei Perioden Bürgermeister

Heute ist das ehemalige Aresinger Gemeindeoberhaupt als Kulturreferent unterwegs, bis Mai war er noch im Kreistag

03.11.2020 | Stand 02.12.2020, 10:13 Uhr
  −Foto: MBS|Mayer, Franz-Josef, Schrobenhausen, Mayer, Franz-Josef, Schrobenhausen

Aresing - Drei Wahlperioden lang war Horst Rössler Bürgermeister der Gemeinde Aresing, von 1996 bis 2014. Von 1996 bis 2020 gehörte er auch dem Kreistag an. Eines ist er immer noch: Kulturreferent im Auftrag der Gemeinde.

Horst Rössler ist lebenslang Aresinger, doch geboren wurde er 1943 im Sudetenland. 1946 kam die Familie unter den vielen Vertriebenen nach Aresing. Sein Berufsleben gehörte der AOK. In der Ausbildung zum Verwaltungsdiplom war ein gewisser Horst Seehofer unter seinen Kollegen. Und so traf Rössler später in der Politik mehrfach auf einen guten alten Bekannten, ob Seehofer nun Gesundheitsminister war oder Ministerpräsident.

Rössler war 41 Jahre bei der AOK, lange Geschäftsstellenleiter für Neuburg und Schrobenhausen, doch als um 2000 die neu organisierte die AOK Bayern etabliert wurde, ging er in den Ruhestand und konzentrierte sich auf die ehrenamtliche Bürgermeistertätigkeit: "Wenn man die AOK-Jahre und die Bürgermeister-Phase zusammenzählt, war ich 54 Jahre im öffentlichen Dienst".

Dass in Horst Rössler ein SPD-Mann Bürgermeister einer bayerischen Landgemeinde wurde, zeigt deutlich, "dass es im Kommunalen dort auf die Persönlichkeit ankommt". In die SPD trat er 1970 ein, in der Hochphase der Willy-Brandt-Begeisterung. Heute beklagt er: "Die SPD hat ihren Glanz als Arbeitnehmerpartei verloren". Zur Bürgermeisterwahl hatte Rössler jedes Mal Gegenkandidaten; 1996 war es Xaver Assenbrunner, 2002 Jakob Baierl. Vor 1996 war er schon eine Periode im Gemeinderat, von 1996 bis 2020 gehörte er auch dem Kreistag an.

Der Einstieg ins Bürgermeisteramt war insofern nicht schwierig, als ihm sein Vorgänger Andreas Brückl im Haushalt "vier Millionen D-Mark hinterlassen hat". Brückl hatte zwar das neue Rathaus gebaut, war ansonsten aber sehr sparsam, hat wenig investiert. Zur eigenen Bürgermeisterzeit sagt Rössler: "Neben einem neuen Bauhof wurde nur wenig gebaut. Wesentlich waren Sanierungen wie etwa die Turnhalle, dann ab 1996 die Kanalisation in Aresing, Weilenbach, Rettenbach, da ist viel geschehen". Weiter wurden die Feuerwehren in den Ortsteilen modern ausgestattet, vier Feuerwehr-Autos wurden gekauft. Wichtig war ihm die Beschaffung von Grundstücken für die Gemeinde, ein Vorhaben, das er mehrfach nur mit Mühe durch den Gemeinderat bekam. Am Ende hatte die Gemeinde 24 Hektar in ihrem Besitz und war für Bauland oder Ausgleichflächen handlungsfähig: "Jetzt haben sie den Nutzen davon!"

Einmal meinte es das Schicksal richtig gut mit dem amtierenden Bürgermeister: 2002 übernahm die Schrobenhausener Bauer AG die Industriehallen im Süden des Ortskerns, die zuvor den kommunal Verantwortlichen manche Sorge bereitet hatten. 1977 war der Baukonzern Beton und Monier in Konkurs gegangen, später gab Dywidag die Produktion von Fertigbetonteilen auf. So erlebte Rössler ab Mitte seiner Amtszeit das Glück hoher Gewerbesteuereinnahmen: "Es ist für Aresing ein Segen, dass Bauer Maschinen die Hallen und das Areal übernommen hat!"

Aus diesem Zusammenhang holte Rössler einen weiteren Vorteil heraus: Als für Bauer ein eigenes Glasfaserkabel verlegt wurde, engagierte er sich: "Es muss doch möglich sein, dass in diesem Zug auch die Kommune Aresing ihre Anschlüsse bekommt!" Der Versorger sperrte sich zuerst, aber Rössler setzte sich durch: "Und wenn schon, dann für das ganze Gemeindegebiet!" Unter weiteren Zielen habe er leider die Schulsanierung nicht mehr geschafft. Dafür blieben im Gemeindeleben der Neujahrsempfang, die Richtlinien für Ehrungen und das 1997 gegründete Gemeindeblatt.

Dass sich eine Gemeinde ideell an zwei berühmten Söhnen erfreuen kann, an Sailer und Hofner, ist ein Glücksfall. "Das Thema Sailer wurde vorher durchaus vernachlässigt", sagt Rössler. Bei Amtsantritt sah er das Jahr 1999 vor sich, den 250. Geburtstag von Johann Michael Sailer, eine glänzende Gelegenheit, groß zu feiern und Sailer stärker ins Bewusstsein zu holen. Ludwig I., Bayerns wichtigster König, war seinem Lehrer Sailer ein Leben lang dankbar und half später entscheidend zur Bischofswürde. Das große Jubiläum - zum Festakt mit 400 Gästen kamen fünf Bischöfe und die damalige Kultusministerin Monika Hohlmeier - war für Rössler ein Höhepunkt in der Amtszeit.

Zur Vorbereitung wurde rechtzeitig ein Sailer-Ausschuss gegründet, wesentlich mitgetragen von dem Regensburger Theologen Konrad Baumgartner. Rössler konnte den Gemeinderat für die Sache begeistern, man besuchte Sailers Wirkungsstätten Dillingen, Landshut und Regensburg. Große Unterstützung kam vom gebürtigen Aresinger Prälat Alois Haas. Rössler selber hat sich eingehend mit der Biographie befasst, Sailer lebte fast zeitgleich mit Goethe. Rössler gründete eine Sammlung mit Sailer-Werken, ließ eine Gedenktafel in der Kirche anbringen und verweist noch auf ein Symbol: "Die Ähre prägt unser Gemeindewappen. Sie findet sich auch in den Wappen von Bischof Sailer und beim neuen Augsburger Bischof Bertram Maier".

Es war ein Ereignis für alle Beteiligten, aus Köln Sailers Totenmaske heim nach Aresing zu holen. "Niemand weiß, wie sie von Regensburg nach Köln gekommen ist". Mit 40 Leuten, darunter Gemeinderäte, fuhr man im Bus nach Köln, Rössler erinnert sich: "Das war schon erhebend, aus der Hand von Kardinal Meißner die Totenmaske übernehmen zu dürfen".

Und dann ist da der Maler und Lenbach-Förderer Johann Baptist Hofner. Der Bürgermeister brauchte einiges an Kreativität, um den Gemeinderat zu überzeugen, dass es sinnvoll sei, wertvolle Hofner-Gemälde anzukaufen. Auch Hofners Grabplatte kam nach Aresing, der 100. Todestag wurde 2013 groß begangen. Rössler sorgte dafür, dass Sailer und Hofner im Rathaus markant präsent sind.

Wie schaut er nun als ehemaliger Bürgermeister auf die aktuelle Politik? Rössler gesteht: "Ich hatte nach dem Ausscheiden aus dem Amt durchaus Entzugserscheinungen; es hat schon zwei Jahre gedauert, ehe ich richtig loslassen konnte". Inzwischen kam der nötige Gleichmut: "Ich halte mich raus und muss Entscheidungen auch nicht kommentieren". Bestenfalls einmal beim Frühschoppen im BCA-Sportheim.

Dass Rössler im Ruhestand nicht nach Beschäftigung suchen muss, verdankt er einem Auftrag der Gemeinde: Er ist weiterhin Kulturreferent, kümmert sich um die Geschichte, erinnert an die 950-Jahrfeier im Jahr 2012, nachdem der Historiker Wilhelm Liebhart die erste Nennung Aresings für das Jahr 1062 ausfindig gemacht hatte. Auf diesem Feld sieht Rössler schon das nächste Projekt: "Die jüngere Chronik der Gemeinde Aresing wurde vom einstigen Lehrer Friedrich C. Schmidt bis 1960 festgehalten - "seither haben wir eine Lücke von mittlerweile 60 Jahren". Da ist einiges zu tun.

SZ