Nandlstadt (DK
Hopfenernte sinkt um mehr als ein Viertel

Verband: Hitze und Trockenheit drücken Ertrag Bier wird aber voraussichtlich nicht teurer

27.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Nandlstadt (DK) Trockenheit und Hitze verderben den deutschen Hopfenbauern die Ernte. 2015 könnte das schlechteste Hopfenjahr seit 2003 werden, fürchten Fachleute. Biertrinker können aber beruhigt sein: Die Preise werden voraussichtlich nicht steigen.

Lange Gesichter bei den Hopfenpflanzern: Die außergewöhnliche Hitzeperiode im Juli und August hat ihnen einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. In diesem Jahr werden in Deutschland 27 Prozent weniger Hopfen geerntet als 2014. In der Hallertau, dem wichtigsten Anbaugebiet Deutschlands, wird die Hopfenernte sogar noch schlechter ausfallen. Der Verband deutscher Hopfenpflanzer rechnet dort mit einem Rückgang von sogar 29 Prozent. Das teilte der Verband gestern in Nandlstadt mit.

„Die Hopfenernte wird 2015 deutlich unter dem Durchschnitt liegen“, bilanzierte Verbandspräsident Johann Pichelmaier. „Das Bier wird aber nicht ausgehen“, beteuerte er. Auch mit einem höheren Bierpreis sei nicht zu rechnen, da der Hopfen nur einen geringen Einfluss auf den Preis habe. Hopfen gehört zur Grundrezeptur für Bier.

Auch der Deutsche Brauer-Bund geht nicht davon aus, dass höhere Preise beim Hopfen den Bierpreis in die Höhe treiben. „Aufgrund der Lagerhaltung sind die Brauer in der Regel nicht von Ernteeinbußen beim Hopfen abhängig“, sagte Marc-Oliver Huhnholz, Sprecher des Brauer-Bundes in Berlin. Bei einigen feinen Aromahopfen sowie bei Flavour- und Spezialsorten könne es jedoch zu Engpässen kommen, hieß es gestern in Nandlstadt.

Die Ernteausfälle haben zudem finanzielle Auswirkungen auf die Hopfenbauern: Mindestens 50 Millionen Euro weniger werde in diesem Jahr bei den Hopfenpflanzern ankommen. Der Verband fordert nun steuerfreie Rücklagen für Ernteausfälle beim Hopfen. Bauern sollen sich so gegen Risiken absichern.

Der Trockenheit und Hitze versuchen Wissenschaftler mit neuen Hopfensorten zu begegnen, die auch mit längeren Trockenperioden gut zurechtkommen. Am Hopfenforschungszentrum in Hüll forschen Wissenschaftler nun an einer neuen Methode, um schneller widerstandsfähige, aromareiche und kräftige Hopfenpflanzen zu züchten.

Weltweit wird wegen der Ausfälle in Deutschland nach Angaben des Internationalen Hopfenbaubüros (IHB) mit einer weltweiten Erntemenge von insgesamt rund 90 600 Tonnen gerechnet. Das wären ersten Schätzungen zufolge etwa 6000 Tonnen oder sechs Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Und dies, obwohl 2015 die Anbaufläche weltweit um etwa 3000 Hektar oder sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr ausgeweitet wurde.