Dietersdorf
Hopfen, Baustahl und Klarlack

Helene Wildgrubers Blumenschmiede ist heute bei "Unser Land" im Dritten Programm zu sehen

18.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Aus Hopfenreben und Blumen fertigt Helene Wildgruber aus Dietersdorf allerhand Kreatives. Ihre „Blumenschmiede“ wird heute um 19 Uhr in der BR-Sendung „Unser Land“ porträtiert - Foto: Schmid

Dietersdorf (PK) Nicht schlecht gestaunt hat Helene Wildgruber aus Dietersdorf, als das Bayerische Fernsehen bei ihr anrief. In ihrer „Blumenschmiede“ fertigt sie allerhand Kreatives. Unter anderem aus Hopfen. Deshalb ist sie heute um 19 Uhr in der Sendung „Unser Land“ im Dritten Programm zu sehen.

Die Hopfen-Floristin hat derzeit Hochkonjunktur. Aus Hopfenreben fertigt sie Kunsthandwerk. Das hat Astrid Schwarzenberger, Freie Autorin beim BR, mitbekommen. Blumenschmiede – diese Bezeichnung kommt nicht von ungefähr. Helene Wildgrubers Vater war Schmied. „Und warum sollte ich diese Räumlichkeiten nicht nutzen“, dachte sie sich – und funktionierte die ehemalige Schmiede in Dietersdorf kurzerhand zu einer urigen Werkstatt mit Verkaufsraum um.

Weit über 1000 Hopfenreben verarbeitet sie hier jeden Herbst zu kleinen und großen Hopfenkunststücken. „Die geernteten Reben erhalte ich von einem befreundeten Bauern, der diese extra für mich zur Seite legt“, sagt sie. Die gelernte Kinderpflegerin, die ihr Hobby zum Beruf gemacht hat, gestaltet aus diesen Reben, wie auch aus Weiden und vielen anderen Sträuchern, die sich binden lassen, kunstvolle Objekte: Von Herzen, Kugeln mit und ohne Hopfendraht über Füllhörner, Kränze, Teller, Schüsseln und Schalen bis hin zu mannhohen Lampen und Pyramiden. Sie lässt ihrer Fantasie dabei freien Lauf. Und wenn sie eine Idee hat, tüftelt sie so lange herum, bis sie diese verwirklichen kann.

„Mein Mann hilft mir oft bei der Konstruktion, vor allem bei den Gestellen“, erläutert Wildgruber. Zum Beispiel habe er eine Vorrichtung gebaut, mit der sich Baustahl biegen lässt. Sie zeigt dabei, wie die Objekte ihre Stabilität erhalten. „Es muss immer eine ungerade Zahl an Stahlstreben sein, sonst kann man sie nicht umwickeln“, ergänzt Josef Wildgruber im Detail. „Damit die Hopfenreben halten, lasse ich sie an Nebeltagen draußen an der frischen Luft langsam trocknen. Hinterher werden sie mit Klarlack eingesprüht.

Selbstverständlich kann man diese Objekte auch kaufen. Viele Leute kommen zu ihr und bestellen speziell für besondere Anlässe, Hochzeiten oder Trauerfälle, individuell gebundene Kränze und Sträuße. Neben dem Wochenmarkt in Pfaffenhofen ist sie auch immer wieder auf Erlebnismärkten vertreten, sei es im Frühjahr am Muttertag oder im Herbst vor Allerheiligen. Bald sind ihre Werke auch auf den Kirchweihmärkten in Freising und in Petershausen zu bewundern und erwerben, wenn sie auch selbst nicht immer da sein kann.

Ihr Terminkalender lässt ihr nämlich wenig Zeit, da sie die Objekte nicht nur entwirft und fertigt, sondern Interessierten auch noch zeigt, wie man so etwas selbst herstellen kann. Wer bei ihren Kursen sowohl im Binden von Hopfenreben als auch im Adventsbinden einen Platz ergattern möchte, muss allerdings schnell sein. Denn diese sind so beliebt, dass sie binnen null Komma nichts ausgebucht sind. Die Hopfenfloristikkurse in diesem Jahr sind schon komplett voll. „Wir fangen immer mit dem schwierigsten Stück an“, beschreibt die 58-Jährige. Sie gibt dabei Wissen weiter, das sie in der Amberger Blumenschule und bei Gregor Lersch und Erwin Riedler, erlernt hat. Namen, die in der Floristikbranche durchaus bekannt sind – und eine ganze Reihe von gerahmten Diplomen zeugen vom Erfolg Helene Wildgrubers.

Auch ihren Spitznamen, „Wald- und Wiesenräuberin“, verdankt sie dieser Leidenschaft. Schließlich holt sie sich einen Großteil ihres Materials selbst aus der Natur. Wenn sie von Spaziergängen, selbstredend immer mit einer Schere bewaffnet, stets voll beladen nach Hause kommt. Diese Verbundenheit mit der Natur gibt der Hopfenfloristin neben schöpferischer Kraft auch innere Ruhe und Gelassenheit.

So ließ sie sich auch durch das Fernsehteam vom Bayerischen Rundfunk vergangene Woche nicht aus dem Konzept bringen. Und wenn heute „Unser Land“ ausgestrahlt wird, befindet sie sich mit ihrem Mann im Urlaub. „Ois easy\" also in Dietersdorf. Von so etwas lässt sich eine Hopfenkünstlerin überhaupt nicht aus der Ruhe bringen.