Neuburg
Hommage an New York im Birdland

17.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:16 Uhr
Startrompeter Joe Magnarelli begeisterte in Neuburg. −Foto: Leitner

Neuburg (DK) Das Blue Note im Greenwich Village und das Birdland am Broadway - welch legendäre Adressen des Jazz.

Und nun kommt in den nach dem berühmten New Yorker Club benannten Neuburger Birdland-Jazzclub doch tatsächlich das Blue Note Quintet um Joe Magnarelli, einen der wichtigsten Hardbop-Trompeter aus der Metropole an der Ostküste. "Blue Note meets Birdland" sozusagen. Dass dabei nicht nur die Musik, sondern mit ihr auch das Flair der Stadt an Hudson und East River im Mittelpunkt stehen würde, war zu erwarten.

Kenny Dorhams "Lotus Blossom", Duke Pearsons "Gaslight" und Lee Morgans "Mister Kenyatta" sind die ersten Nummern des Abends, mit denen sich die Band heranpirscht an das Publikum, an die spezielle Atmosphäre des Clubs in der Neuburger Altstadt und an die Optionen des eigenen Repertoires. Mit jedem Chorus werden die Solisten wagemutiger, mit jedem Takt wird die Rhythmusgruppe entspannter. Fürwahr, es scheint bereits in dieser Phase des Konzerts, als hätten Magnarelli, Dmitry Beavsky am Altsaxofon, Jeb Patton am Flügel, Fabien Marcoz am Kontrabass und Bernd Reiter am Schlagzeug noch so einiges vor an diesem Abend.

Und nach gut 20 Minuten legen sie dann so richtig los. Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Sam Jones' "Bittersweet", Cedar Waltons "Turquoise Twice", die beiden Magnarelli-Originale "The Truth Tellers" und "Brooklyn" - jedes einzelne Stück wird zum Ereignis. Die Intensität steigert sich unaufhaltsam, es geht überhaupt nicht mehr darum, wer von den fünf Herren denn nun der herausragende Solist des Abends ist, sondern nur noch um diese wunderschönen Melodien, diese herrlichen Arrangements und die Bilder, die entstehen, wenn man diese Pretiosen in derart bestechender Form serviert bekommt. Am besten, man lehnt sich zurück und genießt, lässt sich fallen und treiben und liefert sich einer Musik aus, die an diesem Abend einfach nur gut tut. Am Ende kann man alle, die Ohrenzeuge dieses Soundtracks zum imaginären Kopfkino-Film über New York wurden, nur beglückwünschen. Ein derart tolles Konzert hört und sieht selbst das verwöhnte Birdland-Publikum nicht alle Tage.

Karl Leitner