Eichstätt
Home-Office-Kolumne Teil 11

Der Gatte, der Teenager und Ich - CORONotizen aus der Kleinstadt

07.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:35 Uhr
  −Foto: Wein, Elisabeth, Pollenfeld/Preith

Eichstätt - Jede Lage, so ernst sie auch sein mag, wird leichter, wenn wir uns unseren Humor bewahren - gerade auch, wenn man plötzlich viel mehr Zeit mit der eigenen Familie verbringt, als man vielleicht jemals wollte. Deshalb erzählt Autorin Elisabeth Wein in unserer Kolumne "CORONotizen aus der Kleinstadt", wie eine Familie, bestehend aus Mutter, Vater und Teenager-Sohn, ihren Corona-Alltag meistert. Und auch wenn es diese Eichstätter Familie tatsächlich geben und sich darin durchaus ein wahrer Kern finden sollte, sind doch alle Begebenheiten frei erfunden. Sie wollen vor allem eines: Sie in dieser schwierigen Zeit zum Lachen bringen.

 

Ich liebe Hunde, Katzen und Nutzvieh aller Art. Nur mit Tieren in Käfigen kann ich wenig anfangen - dagegen spricht mein Freiheitsdrang. Welch Ironie, dass wir derzeit das Schicksal unserer Hamster und Kanarienvögel teilen und nur über einen beschränkten Bewegungsradius verfügen. Ich warte nur darauf, dass ein Riesen-Herrchen das Dach unseres Hauses abnimmt, um eine überdimensionale Knabberstange ins Wohnzimmer zu hängen. Und falls er das hier liest: Den drei Meter großen Wasserspender hätte ich gerne gefüllt mit fränkischem Silvaner in optimaler Trinktemperatur. Keine Sorgen muss er sich über die artgerechte Haltung des Teenagers machen. Der verbringt den Tag in seiner abgedunkelten Pubertisten-Höhle und wird erst nachts aktiv.

Dafür teilt der Teenager meinen Wunsch nach einem eigenen Haustier, was man vom Gatten nicht behaupten kann. Gegen die Mieze spricht seine Katzenallergie, gegen den Hund die Vernunft. Für letzteren sind wir, Corona einmal ausgenommen, einfach zu wenig zu Hause. In unserer Nachbarschaft allerdings ist die Katzen-Konzentration sehr hoch. Ich freue mich immer, wenn ich morgens eine von ihnen im Garten erspähe. Getrieben vom Wunsch nach Fellkontakt, versuche ich den Miezen eine Streicheleinheit abzuringen. Die ergreifen meist die Flucht, was mich aber nicht abhält, ihnen zu folgen. Schon des Öfteren haben verstörte Nachbarn den Gatten aus dem Schlaf geklingelt: Er möge doch bitte sein Weib abholen. Sie streune mit wirrem Haar und im wehendem Nachtgewand schon wieder durch die Siedlung und verschrecke die Kinder, während sie "Miez miez miez" vor sich hinmurmle.

Der Gatte ist von den tierischen Besuchen bei uns weniger begeistert - vor allem, weil sie gerne unser Lounge-Set nutzen. Die hinterlassenen Katzenaare bringen ihn zum Dauernießen. Deshalb hat er einen "Katzenschreck" installiert: ein kleines Gerät, das mittels Bewegungsmelder und hochfrequentem Ton die Miezen davon abhalten soll, unsere Lounge als Spielwiese und Katzenklo zu benutzen.

Ob das Gerät bei Katzen wirkt, weiß ich nicht, beim Teenager und mir allerdings funktioniert es hervorragend. Im Gegensatz zum Gatten, dessen Gehör schon längst diverse Frequenzen verloren hat ? wie zum Beispiel meinen gesamten Stimmumfang - können der Teenager und ich diesen schmerzhaft hohen Ton durchaus hören. Sprich: Kaum bewegen wir uns auf die Lounge zu, bohrt sich der Katzenschreckton tief in unser Gehirn.

Ein sonniges Wochenende habe ich das mitgemacht, dann wurde es mir zu blöd. "Wo ist mein Katzenschreck?", beschwert sich der Gatte, "und warum liegt der Teenager gekrümmt vor Deinem Arbeitszimmer und hält sich die Ohren zu?" "Damit ich hier endlich in Ruhe arbeiten kann", erwidere ich und drehe den Katzenschreck, der nun meine Türschwelle bewacht, ein bisschen lauter. Nur den Gatten hält er noch nicht davon ab, alle zehn Minuten meine Homeoffice-Konzentration zu durchbrechen. Macht nichts - irgendwo im Keller haben wir bestimmt noch eine alte Bärenfalle.

EK

(Fortsetzung folgt...)