Allersberg
Hokuspokus mit Niveau

Allersberger Torturmkabarett feiert Premiere des neuen Programm - Zweieinhalb vergnügliche Stunden

28.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:25 Uhr
  −Foto: Mücke

Allersberg (HK) Wieder einmal hat die Kabarett-Truppe im Allersberger Torturm voll ins Schwarze getroffen und mit einer wahrlich atemberaubenden Show einen kurzweiligen und höchsten Ansprüchen genügenden Abend den Gästen der Premiere beschert.

Langanhaltender Beifall war der Lohn für die Akteure um Kabarettgründer Hartmut Lehmann, der mittlerweile Ehrenvorsitzender des Kultur- und Verschönerungsvereins (KVV) ist, unter dessen Dach bekanntlich das Torturmkabarett seit Beginn steht.

Auch die Politiker könnten den Abend befreit genießen, scherzte Lehmann zu Beginn, "denn heute geht es um nichts". Sie taten es wohl auch, abgesehen von den Frotzeleien, die sie trotzdem erdulden mussten oder durften. Aber so ist das halt, wenn man im öffentlichen Leben steht und Verantwortung trägt. Das sei heute ein Beispiel, wie es gerne weitergehen könne, kommentierte Bürgermeister Daniel Horndasch, der ebenso zu den begeisterten Besuchern zählte wie Landrat Herbert Eckstein, Altbürgermeister Bernhard Böckeler und Pfarrer Peter Wenzel. Auch wenn sie manchmal ihr Fett abbekamen, sie hatten sich ebenso köstlich amüsiert in den gut zweieinhalb Stunden wie die übrigen Premierenbesucher.

"Perfekt getroffen", erkannte Horndasch begeistert an. Als "kurzweilig und profimäßig" bezeichnete der neue KVV-Vorsitzende Mario Weidlich den Abend und das, was auf die Bühne gezaubert wurde. "Ich ziehe ganz tief meinen Hut", verneigte er sich vor der Leistung aller Kabarettakteure und sprach die Hoffnung aus, dass es noch lange so weitergehe. "In einem Jahr sind wir wieder da und werden uns wiedersehen", versprachen denn auch alle beim letzten Lied des Abends. Von einer "tollen und freundschaftlichen Truppe" sprach Ingrid Graßl, zusammen mit Ehemann Florian und Lehmann seit der ersten Stunde im Kabarettensemble und eine der Regisseurinnen, wie Hartmut Lehmann anmerkte.

Ein Duett Lehmanns mit der begeisternden Sängerin Nathalie Haas - ein Glücksgriff aus Feucht, wie Lehmann sie bezeichnete - stimmte in das diesjährige Programm ein. "Hokuspokus weht durch den Turm" lautet das aktuelle Motto.

"Zaubern kenna" in verschiedenen Situationen des Lebens und dabei manch fiese Leute auch verhexen, wünschte sich Sonja Glenk-Bachmann. Stefan Schmitzer und Hans Joachim Strauß, die beiden Pianisten, lieferten sich einen - natürlich rein musikalischen - Streit ums Klavier und brillierten auch den ganzen restlichen Abend in bezaubernder Form als die Herren der Tasten.

Wieder mal auf der Suche nach der Traumfrau mit allerlei anspruchsvollen Details zeigte sich Bastian Pogats, der zu einer Allersberger Venus-Olympiade aufrief. Er glänzte auch im wahrsten Sinn des Wortes in seinem goldenen Kostüm zusammen mit Nathalie Haas als bezauberndes Stubenmädchen in einem schwungvollen Duett. Auch in einem schwärmerischen Liebeslied von George Gershwin wusste Nathalie Haas mit ihrer bezaubernden Stimme zu begeistern.

Gerhard Schöll mit seinem "Schmuckstück" Anja, seiner Tochter, hatte in Ermangelung eines Titels ihrer beider Lied einfach mit "Allersberger Problemlied" überschrieben. Er hatte wieder alle möglichen aktuellen Probleme zusammengetragen wie das Freibad, das Gilardihaus und auch das neue Industriegebiet. "Allersberg, du bist so schön, doch leider hast ein Geldproblem", sangen beide in gekonnter Frotzelmanier.

Mit recht deftigen Bauernregeln warteten Michaela Heim, Sonja Glenk-Bachmann und Bastian Pogats auf. Beispielsweise hieß es da "Stirbt ein Allersberger im Oktober, braucht er im Winter keinen Pullover". Florian Graßl glänzte mit einem wahren Varietéeprogramm als talentierter Zauberer und ließ seinen Stab durch die Gegend schweben. Den Vogel schoss aber wieder einmal Ingrid Graßl ab, die als Anlageberaterin und leichtes Mädchen "drei XL Madeleine" mittlerweile ihre Preise gesenkt hat, "weil halt auch alles in 21 Jahren nach unten gerutscht ist".

Michaela Heim und Gerhard Schöll waren als ehemalige Piefkes und Neu-Allersberger mit ihren lockeren Sprüchen wieder einmal glänzend aufgelegt. Die "Olga von der Wolga" (Sonja Glenk-Bachmann) mimte sich als Wahrsagerin mit der Kristallkugel ihrer Großmutter aus Transsilvanien durchs Programm und Florian Graßl, Hartmut Lehmann und Gerhard Schöll fragten in ihrem flotten Dreier "1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, wo ist denn das Geld geblieben", etwa fürs Freibad oder auch andere Zwecke in der Allersberger Performance.

Natürlich durfte in der heutigen Zeit "Alexa" nicht fehlen und im Zwiegespräch ging es schnell um den Allersberger Marktrat. "Sehr alte Ware, manche verstaubte Köpfe, oft überfordert und wenig risikobereit", bekamen diese ordentlich ihr Fett ab. "Es ist nicht leicht, ein Clown zu sein", wusste schließlich Bastian Pogats. Und dann glänzten Hartmut Lehmann und Nathalie Haas wieder einmal in einem Operettenmedley mit dem Walzer als Liebeslied und "Es muss was Wunderbares sein..."

Natürlich war auch der stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger (alias Gerhard Schöll) mit einigen typischen Aussagen im Torturmkabarettprogramm zur Stelle, interviewt von Anja Schöll. Zum Schießen erwiesen sich auch die zwei alten Damen als "Schmuckstückla" aus dem Allersberger Seniorenstift, frei nach "Waltraud und Mariechen" von Heissmann und Rassau.

Und als dann Hartmut Lehmann mit einem riesigen Strauß roter Rosen aufkreuzte und "Gute Nacht Freunde" anstimmte, ging ein wunderbarer und vergnüglicher Abends, der auch heuer nur so von absoluten Höhepunkten angereichert war, dem Ende entgegen.

Reinhold Mücke