Hofmedicus Schmuz träumte vom großartigen Badebetrieb

04.08.2006 | Stand 03.12.2020, 7:39 Uhr

Altendorf (je) "Die Quelle hat zwar eine hohe Trinkwasserqualität, Bestandteile, die auf eine heilkräftige Wirkung hindeuten, finden sich aber nicht." So lautet das Urteil von Experten über das Wasser, das beim Wildbad oberhalb Altendorf (Gemeinde Mörnsheim) aus dem Boden sprudelt. Anders sah das 1674 der Doctor der Medizin Michael Raphael Schmuz von Poydorf. In seinem Büchlein über das "Wilt- oder Waltbad bei Mörnsheim" verweist er auf die heilende Wirkung des Wassers, "das Leib und Seele erfrischt".

Das landwirtschaftliche Anwesen Wildbad ist heute im Besitz von Rosa und Robert Warta. "Das Wasser wurde auf Geheiß des Wasserwirtschaftsamtes untersucht und als tauglich für den menschlichen Genuss eingestuft", sagte Warta. Er fügte hinzu, aus der Quelle fließe sogar außergewöhnlich reines und gutes Wasser. Es werde im Haushalt verwendet und die Tiere würden damit getränkt. Dennoch hat die Einöde einen Anschluss an das öffentliche Netz: Laut Gesetz darf zum Reinigen in der Milchkammer nämlich Quellwasser nicht verwendet werden, selbst wenn es alle gesetzlichen Kriterien erfüllt.

Das Quellwasser wurde in früheren Jahrhunderten als Heilbad benutzt. Vermutlich ist es im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden. Der Neuburger Hofmedicus Schmuz wollte den Eichstätter Fürstbischof Marquard Schenk von Kastell (1636 bis 1685) überreden, das verfallene Badhaus wieder aufbauen und einen großartigen Badebetrieb einrichten zu lassen. Schmuz entdeckte die Anlage 1670 und vermutete, dass sie früher bei Hofjagden benutzt wurde. Der Arzt schrieb ein Büchlein und schilderte alle Vorteile der Juraquelle. Der Fürstbischof blieb aber skeptisch.

Der Medicus hatte bereits Vorschriften für die Badekuren erarbeitet. Danach sollte man sich nach den Stunden im Bad, "halbliegend wie die faulen Soldaten", abtrocknen, ins Bett legen und eine halbe Stunde schwitzen, danach tüchtig abreiben und sich im Freien bewegen. Dabei sollte das Trinken des Quellwassers nicht vergessen werden, "aber nicht wie eine Kuh oder ein trockener Maulesel".

Zur Badediät notierte Medicus Schmuz, sicher nicht ganz ernst gemeint: "Der Reiche könnte Auerhühner, Rebhühner und Wildfleisch essen, der Arme Kuh- oder Ziegenfleisch, Bauernnudeln und Guglhupf". Während den Begüterten Wein zum Trinken empfohlen wurde, lautete der Rat für arme Leute: Sie können auch vom kalten Wildbadwasser mit seinem Gehalt an Vitriol, Schwefel und Saliter gesund werden.

Das Quellwasser wird in einem Becken gesammelt. Was nicht gebraucht wird, läuft rund 60 Meter unterirdisch in einen Entenweiher. Dieser hat wiederum einen Ablauf, nach über 200 Metern versickert das Wasser in einer Schlucht. Wie Robert Warta sagte, sprudle das kostbare Nass das ganze Jahr über, in Trockenperioden freilich etwas geringer. Fischteiche, die früher mit dem Quellwasser gespeist wurden, sind nicht mehr vorhanden. Alten, unbestätigten Berichten zufolge, wurden einmal Farbversuche angestellt; das gefärbte Wasser soll bei Altendorf ans Tageslicht gekommen sein.

In der Einöde Wildbad lebte 1821 eine Familie mit elf Mitgliedern. Seit 1900 sitzt die Familie Warta auf dem Anwesen. Nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts wurde Wildbad 1956 dem Markt Mörnsheim zugesprochen. Das alte Wildbad wurde 1994 abgebrochen, Wohnhaus und landwirtschaftliche Gebäude neu errichtet.