Fürth
Hoffnung auf das Ende der Tristesse

Privater Investor will Fürths klassizistischen Bahnhof wieder zum Schmuckstück machen

26.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:22 Uhr
Alles andere als ein Schmuckstück aktuell: Der Fürther Hauptbahnhof. −Foto: Stadt Fürth

Fürth (HK/mes) Wer genau hinsieht, der entdeckt schnell, dass der Fürther Hauptbahnhof ein verstecktes Schmuckstück ist. Aber man muss schon sehr genau hinschauen. Denn auf den ersten Blick hat das einst stolze klassizistische Gebäude viel von einem "Lost Place".

Dazu trägt nicht unwesentlich der uninspirierte Vorplatz bei, eigentlich eine vierspurige Straße, die unmittelbar an das Bahnhofportal reicht. Zudem hat der Zahn der Zeit der Fassade schwer zugesetzt, die Gaststätte ist seit über zehn Jahren geschlossen und wer zu den Gleisen will, der muss den Bahnhof erst gar nicht betreten. Dazu kommt noch, dass man vor ein paar Jahren die S-Bahnsteige unmittelbar an die Rückseite des Gebäudes angepfropft hat. Tristesse pur: eine durch und durch unbefriedigende Situation für eine der am meisten prosperierenden Städte Bayerns.

Das soll sich nun ändern, denn mit der MIP ImmobilienVerwaltungs GmbH hat ein privater Investor den Fürther Hauptbahnhof erworben. Oberbürgermeister Thomas Jung machte bei der offiziellen Vorstellung keinen Hehl aus seiner Freude: "Mit Philipp Streng und seiner Familie hat es unser Wunschinvestor geschafft, das Gebäude zu erwerben." Denn das Unternehmen habe bereits mehrfach bewiesen, dass es denkmalgeschützte Gebäude sanieren könne. Derzeit saniert er den "Grünen Baum" in der Gustavstraße, zuvor hatte er bereits die Humbser-Brauerei und das "Schwarze Kreuz" am Rathaus auf Vordermann gebracht.

Nun scheint sich also eine Geschichte zum Guten zu wenden, die vor gut zehn Jahren schon einmal vor dem völligen Aus stand. 2007 wollte die Bahn das Haus abreißen und einen Neubau errichten. "Das war undenkbar für uns", sagt Jung. Da die Bahn nicht gewillt war, eine Komplettsanierung des heruntergekommenen, verschachtelten Gebäudes zu leisten, blieb nur die Suche nach einem privaten Investor.

"Die Prozesse bei der Bahn sind extrem langwierig und komplex, daher sind wir umso glücklicher, dass Philipp Streng mit seiner Firma den Bahnhof kaufen konnte." Über den Kaufpreis der rund 3500 Quadratmeter großen Nutzfläche haben Streng und die Bahn Stillschweigen vereinbart.

Im kommenden halben Jahr geht es nun laut Streng an die Feinplanung. Danach soll das Gebäude innerhalb von rund zwei Jahren revitalisiert und wieder zu einer schönen Begegnungsstätte gemacht werden. Fest steht bereits, dass sowohl die infra mit ihrem Verkehrszentrum als auch die Touristinformation der Stadt Fürth in dem Gebäude unterkommen. Auch eine kulturelle Nutzung kann sich Streng vorstellen, der "als Fürther stolz ist", dass seine dreijährigen Bemühungen um das Gebäude erfolgreich waren. Zum "Schmuckstück" wolle er den Bahnhof machen.

Auch der triste Vorplatz soll aufgewertet werden. "Mehr Flair, mehr Grün, mehr Urbanität", sagt Jung. Auch verkehrstechnische Veränderungen seien denkbar. "Der Bahnhof bleibt aber Bahnhof, Ankunfts- und Umsteigeort für viele Besucher, Reisende und Gäste, er ist auch ein Gesicht unserer Stadt", sagt Jung. Allerdings liege ihm auch noch eine Sache im Magen: "Oft wird sich über die fehlende Barrierefreiheit zu den Gleisen beschwert - und zwar völlig zurecht." Dies sei allerdings klare Aufgabe der Bahn und des Freistaats. "Der neue Investor sollte hier auch Ansporn für die Bahn sein, endlich zu handeln."

Wie das Bahnhofareal eigentlich aussehen könnte, zeigen alte Aufnahmen um die Wende zum 20. Jahrhundert und den den 20er-Jahren. Der Bahnhofplatz versprühte damals mit großzügigem Baumbestand, der wunderschönen (längst abgerissenen) Sahlmannvilla und den klassizistischen Fassaden einen Hauch von Paris.