Kottingwörth
"Hoffentlich brennt es hier nie"

Nach den großen Kirchenbränden in der Region: Aktive der Kottingwörther Feuerwehr informieren sich

20.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:26 Uhr
Josef Wittmann
Wichtiger Ortstermin: Aktive der Kottingwörther Feuerwehr haben die Ortskirche in Augenschein genommen. Man möchte auf einen Ernstfall ? der hoffentlich nicht eintritt ? bestens vorbereitet sein. Der Termin wurde als sehr wichtig erachtet, man stellte aber auch fest, dass man als Dorffeuerwehr nur begrenzte Eingriffsmöglichkeiten hätte. −Foto: Foto: Wittmann

Kottingwörth (DK) Die Brände in der Beilngrieser Stadtpfarrkirche und in der Steinsdorfer Kirche zählen zu den größten Einsätzen, die von den Feuerwehren in der Region in der jüngeren Vergangenheit absolviert werden mussten. Nun hat sich die Kottingwörther Feuerwehr in ihrer örtlichen Kirche umgesehen, um zu erkunden, wie man sich dort im Notfall verhalten müsste. Die gewonnen Erkenntnisse waren sehr weitreichend.

Nach der Objekterkundung am Samstagnachmittag war dem Kottingwörther Feuerwehrkommandanten Martin Beckenbauer die Besorgnis ins Gesicht geschrieben. Mit dem Stoßseufzer "Hoffentlich brennt es hier nie!" brachte er seine Gemütslage zum Ausdruck. Mit 16 Aktiven der Kottingwörther Wehr und mit Mesner Xaver Meyer hatte er vor Ort diskutiert, wie man einen Brand der Kottingwörther Kirche am besten bekämpfen könnte.

Ob durch Blitzschlag, Kurzschluss, Unachtsamkeit oder gar Brandstiftung: Auch in Kirchen kann ein Feuer entstehen. Der Dezember 2013 (Beilngries) und der März 2017 (Steinsdorf) sind hierbei Warnung genug. Beide Male kam es in der Region zu Bränden in Gotteshäusern. Während Beilngries noch vergleichsweise glimpflich davongekommen ist - sofern man das bei einer Schadenssumme in Millionenhöhe sagen kann -, wurde die Steinsdorfer Kirche schwerstens beschädigt. Voraussichtlich erst im Oktober dieses Jahres kann in ihr wieder der erste Gottesdienst nach dem Großbrand gefeiert werden.

Nach einer Einsatzbesprechung im Feuerwehrhaus erkundete die Kottingwörther Dorffeuerwehr deshalb unmittelbar vor Ort, wie ein Brand in der Kirche oder auch nur in der Sakristei am effektivsten bekämpft werden könnte, um den Schaden - so weit es ginge - im Rahmen zu halten. Schnell wurde klar, dass durch die historische Wehrmauer um die Kirche mit ihrer Doppelturmfassade und um den gesamten Friedhof besonders schwierige Bedingungen gegeben sind. Etliche Fragen, angeregt vom Kommandanten, waren zu besprechen: Wo müsste die eigene Spritze positioniert werden, damit sie effektiv zum Einsatz kommen könnte, wo sie aber auch nicht besser gerüsteten Feuerwehren aus Beilngries oder Dietfurt, die bestimmt zum Einsatz kämen, im Wege wäre? Wo würde abgesperrt? Welches Wasserreservoir sollte genutzt werden, der Hydrant vor dem Pfarrhaus oder die nahe Altmühl? Welche Aufgaben kämen auf die Gruppenführer zu und in welcher Reihenfolge? Welche Zugänge zum Objekt gibt es? Welche Schlauchstrecken - je nach Ort und Intensität des Brandherdes - müsste man wählen? Bei einigen weiteren Fragen war der Mesner der Experte: Wer hat welche Schlüssel? Was befindest sich alles in der Sakristei (Kerzen, Gewänder, Weihrauch und Ähnliches)? Wo ist der Hauptsicherungskasten, wo sind die einzelnen Feuerlöscher?

Schnell kristallisierte sich heraus, dass ein Brandherd in der Sakristei noch am ehesten von der Dorfwehr zu bekämpfen wäre. Aber kann ein Gruppenführer überhaupt verantworten, einen Aktiven ohne Atemschutz in eine Kirche mit starker Rauchentwicklung und einem nicht einschätzbaren Brandherd zu schicken? Schließlich hat er in erster Linie für die Gesundheit der Einsatzkräfte Sorge zu tragen. Letztlich könnten hier nur Atemschutzträger zum Einsatz kommen, war man sich schnell einig. Über diese verfügt die Dorfwehr aber nicht.

Am prekärsten wäre die Lage sicherlich bei einem Dachgeschoss- oder Turmbrand, wie sich beim und nach dem Aufstieg in den Dachboden des Gotteshauses und zu den Obergeschossen der beiden Türme zeigte. Die Problemlage wäre alleine schon wegen der sehr schwierigen Zugänglichkeit extrem, eine Dorffeuerwehr völlig überfordert.

Also weitgehende Resignation? Keineswegs! Beckenbauer machte am Schluss deutlich, dass im Ernstfall jede Minute zählt. Auch wenn die eigene Wehr nur begrenzt unmittelbar in die Brandbekämpfung eingreifen könnte, so seien spezielle Ortskenntnisse, die an besser ausgerüstete Stadtfeuerwehren weitergegeben werden könnten, enorm wichtig. Auch die bei der Ortserkundung angesprochenen vorbereitenden Maßnahmen können entscheidend sein, um unnötige Einsatzverzögerungen zu vermeiden. Somit sei der Termin für alle sehr wichtig gewesen.

Ansonsten bleibt die schon angesprochene Hoffnung auf ein Ausbleiben eines Brandes, schon wegen der Bewahrung der Kunstschätze in der Kottingwörther Pfarrkirche. Ein Sitzkissen im Beichtstuhl wie in Beilngries kann schon mal keine Brandursache sein: "Im Beichtstuhl ist zwar auch ein Sitzkissen, aber ohne Stromheizung", versicherte der Mesner Xaver Meyer.

Josef Wittmann