Jetzendorf
Hoffen auf Frautag-Wetter

Jetzendorfer fiebern an Mariä Himmelfahrt ihrem "Nationalfeiertag" entgegen – Händler kommen bis aus dem Ruhrgebiet

12.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:21 Uhr

Bis zu 15 000 Besucher werden auch heuer wieder beim Frautag in Jetzendorf erwartet. PK-Arch - foto: Ostermair

Jetzendorf (PK) An Mariä Himmelfahrt herrscht in Jetzendorf Ausnahmezustand. Denn da wird der Frautag, Bayerns größter eintägiger Jahrmarkt, groß gefeiert. Der Frautag ist sozusagen der Nationalfeiertag der Jetzendorfer.

Sein Ursprung führt zurück ins Jahr 1713, sodass man im vergangenen Jahr das 300-jährige Bestehen dieses traditionellen Marktes zusammen mit Kardinal Reinhard Marx feiern konnte. An diesem Freitag kommt zwar kein Kardinal nach Jetzendorf, dennoch wird wieder mit 10 000 bis 15 000 Besuchern gerechnet.

Der Frautag, der einst rein kirchlichen Charakter hatte, ist im Laufe der Jahre zu einer Art Volksfest im oberen Ilmtal geworden. Dieser sich durch ganz Jetzendorf und mittlerweile auch durch mehrere Seitenstraßen schlängelnde Markt hat an Zugkraft nichts eingebüßt. Vom Großraum München bis hinunter nach Ingolstadt kommen hier die Besucher, um sich gemütliche Stunden in den Bierburgen zu gönnen.

Das wissen auch die Wirte und andere „Kurzzeit-Gastronomen“: Nicht weniger als zehn Bewerbern hat der Gemeinderat heuer grünes Licht für den Betrieb einer vorübergehenden Schank- und Speisewirtschaft erteilt. Kulinarisch verwöhnen auch die Sportler des TSV Jetzendorf im Beck-Hof, wo von den Turnern ein großer Flohmarkt abgehalten wird. Tradition hat längst auch die Weinlaube des Tennisclubs, der in einer großen Garage und im Hof eines Anwesens an der Hauptstraße zu einem guten Tröpfchen und Winzerbrotzeiten einlädt. Der Markt beginnt um 8 Uhr und endet in der Regel nach 18 Uhr. Damit hat das Feiern aber beileibe kein Ende. Da geht es mit der großen Disco am Maibaum und entlang der Schulstraße erst richtig los. Hier ist die Jugend am Zuge, hier darf bis 3 Uhr früh Musik gemacht werden, was die Anlieger in der Regel mehr oder weniger zähneknirschend hinnehmen.

Das vielseitige Angebot an den Marktständen lässt vor allem für Kinder keine Spielzeugwünsche offen. Auch alles, was man für den Haushalt braucht, ist hier zu bekommen. Auch die legendären Marktschreier kann man in Jetzendorf gelegentlich noch erleben. Neben vielen Geschenkartikeln wird beim Frautag auch mit Kleidung, Schuhen, Blumen, Obst und Süßigkeiten geworben. An heißen Tagen haben hier auch die Eisverkäufer Hochkonjunktur. Wie von Marktmeister Stefan Schmid zu erfahren war, kommen die Händler bis aus dem Rheinland und dem Ruhrgebiet, um ihre Stände in Jetzendorf aufschlagen zu können. Schon viele Monate zuvor bewerben sich diese Kaufleute um ein paar Quadratmeter Standfläche. Schmid muss jedes Jahr einigen neu hinzugekommenen Händlern absagen, weil es einfach nicht geht, die fast zwei Kilometer lange Standlstraße noch größer werden zu lassen.

Vor 301 Jahren hatte man dieses Problem freilich noch nicht. Der damalige Hofmarksherr Ferdinand Reichsfreiherr von Stromer, dessen Gemahlin Walburga und Pfarrherr Matthias Kirmayr gründeten am 15. August 1713 eine Jetzendorfer-Altöttinger Bruderschaft. Diese Marien-Bruderschaft blieb nicht auf den Ort Jetzendorf beschränkt, auch aus den umliegenden Orten ließen sich viele Familien in die Jetzendorfer Bruderschaft eintragen. Sie kamen von da an jedes Jahr am 15. August zum Bruderschaftsfest nach Jetzendorf. Damals war es selbstverständlich, den Gottesdienst zu besuchen und die heilige Kommunion zu empfangen.

Geschäftstüchtige Bürger merkten bald, dass die Pilger nicht nur seelsorgerische, sondern auch leibliche Betreuung schätzten. So wurden im Laufe der Jahre am Kirchberg immer mehr Stände und Buden aufgestellt, denn die Wirtshäuser allein hätten dem Andrang der Gläubigen nicht gerecht werden können. Damals richtete sich das Angebot an den Ständen mehr auf Andachtsgegenstände und Dinge des täglichen Gebrauchs. Dass es für die Kinder auch damals schon Süßigkeiten gab und für die Frauen der Met nicht fehlen durfte, ist in alten Schriften nachzulesen. In der Neuzeit entwickelte sich aus dem vorwiegend religiösen Fest ein mehr und mehr weltlicher Jahrmarkt, der schon seit vielen Jahren größte in Bayern. Bürgermeister Manfred Betzin vertraut auf ein gutes Frautag-Wetter, „denn wir haben mit Dekan Konrad Eder einen guten Draht nach oben“.