Ingolstadt
Hör mal, wer da hämmert

Peter-Vogel-Schau im Museum für Konkrete Kunst: Familienvernissage mit Body Percussion und Bewegungsspielen

24.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:33 Uhr

Ingolstadt (DK) "Hände hoch", ruft Antonino Secchia. Der Percussionist steht vor einer Menge kleiner Kinder. Er zeigt ihnen, wie sie sogar aus einiger Entfernung filigrane und technisch höchst raffinierte Musikinstrumente mit ihren Körpern zum Klingen bringen können. Museen sind dafür bekannt, ein Ort der Stille zu sein, damit man die Objekte mit allen Sinnen auf sich wirken lassen kann. Nicht so im Museum für Konkrete Kunst. Gestern Vormittag fand die erste Familienvernissage der Ausstellung "Klang, Licht, Bewegung" von Peter Vogel statt.

Wer dann noch nicht genug hatte, konnte sich nachmittags im Rahmen der "Sonntags? Kunst!" noch einmal durch die Ausstellung von Carlos Cruz-Diez begeben, einen Riesenseifenblasen-Workshop mit Alexander Theobald besuchen oder sich weiter an den Objekten von Peter Vogel ausprobieren.

Doch erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Damit der mit Kunst zu begeisternde Nachwuchs überhaupt versteht, wie die Klangobjekte funktionieren, anschließend großen Spaß daran findet und eigenständig futuristische Melodien komponieren kann, bringt Antonino Secchia ihm zunächst Trommelmotive auf dem eigenen Körper bei. Denn die Objekte von Peter Vogel reagieren auf Schall und Bewegung. Es wird zusammen geklatscht und gestampft, langsam tastet sich die Gruppe auf Anweisung des Schlagwerkers zum Objekt vor. Das "Aleatorische Orchester" von 1994 fängt an zu spielen, wird lauter, je näher die Spieler kommen. Glöckchen klingen, Metall klappert auf Metall, Rädchen drehen sich. Begeisterung ist in den Kinderaugen abzulesen. Und wer sich doch ablenken lässt und sich einem anderen Objekt nähert, der wird verraten, denn wie gesagt: Die Ausstellungsstücke reagieren auf Bewegung und fangen sofort an zu spielen.

Bei der zweiten Aktion bekommen die Kinder hilfsweise mit weißen Handschuhen überzogene Fliegenklatschen in die Hand - ein verlängerter Arm für die kleinen Besucher. Die "Kleine rhythmische Klangwand" aus dem Jahr 1999 wird nun von verschiedenen Instrumentalisten bespielt. Antonino Secchia arrangiert eine Gruppe aus Orchesterspielern, der Rest - vor allem die Eltern - stampft und schnipst nach seinem Dirigat. Eine elektronische Melodie und eine Happening-würdige Situation entstehen, bei der ein gegenseitiger Applaus für das, was gemeinsam kreiert wurde, nicht ausbleibt.

Und dann werden die Kinder selbst zu den Instrumenten, die sie zuvor noch bewundert haben: Sabine Schäffer-Leurpendeur - Leiterin der Ingolstädter Tanzwerkstatt - zeigt ihnen beim Bewegungsspiel, wie sie das schaffen können, was Peter Vogel in mühevoller Eigenarbeit kreiert hat. "Was kennst du für ein Geräusch?", fragt sie einen der zukünftigen Klangkörper. "Trommeln", antwortet das junge Mädchen. Und so geht es reihum, bis jedes Kind ein Geräusch zum Imitieren gefunden hat.

Im Skulpturenpark teilen sich die Jungperformer in Musikob-jekte und Museumsbesucher auf, jeder in seiner Rolle gibt Töne und Laute von sich: Muh und Mäh, schnalzen oder summen, mal lauter und mal leiser - je nachdem, wie nah oder fern sich die Betrachter befinden. Ganz so, wie die Kinder es im ersten Teil der Vernissage bereits kennengelernt haben. Der Fairness halber wird dann getauscht. Eine ganz neue Erfahrung für die Jüngsten, die gestern vermutlich zum ersten Mal in ihrem Leben ein Kunstobjekt waren.

Museum für Konkrete Kunst, bis 2. September, Di bis So, 10 bis 17 Uhr.

Katharina Wirtz