Schrobenhausen
Höhere Umsätze, gestiegene Kosten

Schrobenhausener Einzelhändler sind größtenteils verhalten zufrieden

14.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:05 Uhr

Informieren im Internet erlaubt: Viele Menschen aus Schrobenhausen und Umgebung schauen vor dem Einkauf in den Einzelhandelsgeschäften die gewünschten Waren im weltweiten Netz genau an. - Foto: kx

Schrobenhausen (SZ) Ein Umsatzplus wie seit 20 Jahren nicht mehr erzielte der deutsche Einzelhandel 2015. Ein Trend, der laut Ökonomen auch heuer anhält. Eigentlich sei es andersherum, findet SMS-Vorstand Christian Krömer: "Wenn die Umsätze nicht steigen würden, hätten wir ein Problem".

"Preisbereinigt setzte der Handel im vergangenen Jahr 2,7, nominal 2,8 Prozent mehr um als im Jahr zuvor", berichtet Ulrike Dausmann vom Bundesamt für Statistik in Wiesbaden. Ein Zuwachs, den es in der Größenordnung seit 1994 nicht gab. Doch können die Einzelhändler in der Region das bestätigen? "Nein", sagt Susanne Steger. Ein großes Plus in der Kasse habe sie in ihrem Laden "Haus & Hof", den sie seit zehn Jahren betreibt, im vergangenen Jahr nicht verbucht. Allerdings auch nicht das Gegenteil. "Wie immer, ganz normal", sei es gelaufen, auch das Weihnachtsgeschäft. Steger ist trotzdem zufrieden: "Wenn es so bleibt wie im letzten Jahr, bin ich froh."

Einen Riesensprung habe auch er im vergangenen Jahr nicht gemacht, "da hatten wir schon höhere Umsatzzuwächse", erzählt Werner Junglas über sein Sportartikelgeschäft, das er seit 15 Jahren führt, "beispielsweise in dem Jahr, als Deutschland Fußballweltmeister wurde". Überhaupt hänge viel von der jeweiligen Branche ab, ist Junglas überzeugt. Und auch das Wetter spiele in manchen Läden eine größere Rolle als andernorts. Denn umsatzmäßig mache es schon einen Unterschied, "ob ich ein Sommer-T-Shirt für 15 Euro oder eine Winterjacke für 150 Euro verkaufe." Dennoch gehe der Umsatz Jahr für Jahr kontinuierlich nach oben. Auf die kommenden Monate blickt Werner Junglas deshalb ebenfalls optimistisch. Und er hofft: "Es kann ja nicht jedes Jahr null Winter geben".

Alles wie gehabt, allenfalls leichte Steigerungen bei den Schrobenhausener Händlern also - doch wie kommen die hohen Umsatzzuwächse, die das Bundesamt für Statistik ermittelt haben will, dann zustande? Gabriele Kneißl kann sich das so erklären: "Man muss wissen, dass ja beim Deutschen Einzelhandel alle Betriebsformen dabei sind". Wenn beispielsweise ein Geschäftsinhaber Multichannel, also zusätzlich zum stationären Einzelhandel etwa noch einen Onlineshop betreibe, "dann mag das tendenziell schon stimmen". Der stationäre Einzelhandel allein konnte wohl eher nicht allzu große Umsatzzuwächse verbuchen, vermutet Kneißl. Für ihr Geschäft Sobody, mit dem sie in Kürze übrigens umzieht, könne sie das jedenfalls nicht bestätigen. "Ich hab' mich umsatzmäßig nicht verschlechtert, aber wir machen auch keine horrenden Zuwächse".

Der Einzelhandel und sein Umsatz - "ein sehr komplexes Thema", findet Christian Krömer von der Stadtmarketinggenossenschaft Schrobenhausen (SMS). Schnell entstehe da ein falscher Eindruck. Denn: Dass die Umsätze höher werden, könne er zwar tatsächlich bestätigen, andererseits stiegen ja auch die Kosten. Fazit: "Unterm Strich verbessert sich die Ertragssituation nicht", so Krömer. "Mit jedem Verkaufspreis, der höher wird, steigen auch die Einkaufspreise, die Margen werden geringer, die Mieten teurer, das Personal ebenso."

Dass Krömer Ende April in Garmisch Spielwarenladen Nummer 20 eröffnet, hat auch diesen Grund: "Wir könnten mit einem Standort in unserer Branche nicht leben." Denn es habe ein großer Wandel stattgefunden: "Als ich vor elf Jahren anfing, hatte unser Spielwarenverband knapp 1300 Mitglieder, heute sind wir bei 610." Und von denen wiederum mache "die Top 50 etwa 90 Prozent des Einkaufsvolumens aus", schätzt Krömer. Selbstverständlich gebe es regionale Unterschiede. In jenen Filialen, die er in Tourismusgebieten betreibe, sitze den Leuten das Geld schon mal lockerer als in Orten mit höherer Arbeitslosenquote. Schrobenhausen liege dabei "ganz solide in der Mitte", so Krömer. Und das SMS-Vorstandsmitglied ist überzeugt: "Schrobenhausen ist ein guter Einkaufsstandort mit guter Umsatzentwicklung." Auch wenn er nicht für seine Kollegen aus dem Einzelhandel sprechen könne - dass im vergangenen Jahr "ein wahnsinniger Sprung drin gewesen wäre, habe ich nicht beobachtet". Vielmehr handle es sich um eine kontinuierliche Steigerung. Und die habe viel mit der Einzelhandelslandschaft allgemein zu tun. Denn auch dadurch, dass es immer weniger Geschäfte gebe, müsse ja beim Einzelnen mehr hängenbleiben.