Nürnberg
Hochprozentige Überraschung

180 neue Wohnungen sollen im Stadtteil St. Jobst auf dem ehemaligen Branntwein-Gelände entstehen

13.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:57 Uhr
180 Wohnungen statt Branntwein: Auf dem Gelände der einstigen Monopolverwaltung will die WBG bauen. −Foto: Barth

Nürnberg (HK) Die fränkische WBG-Immobiliengruppe hat sich die Flächen der ehemaligen Bundesmonopolverwaltung für Branntwein im Nürnberger Stadtteil St. Jobst geschnappt. Über den Kaufpreis des rund 25000 Quadratmeter großen Grundstücks schweigt sich das Nürnberger Wohnungsunternehmen aus.

Hochprozentige Überraschung auf dem Nürnberger Wohnungsmarkt: Auf dem begehrten Areal der einstigen Monopolverwaltung zwischen Altstadt und Erlenstegen an der Äußeren Sulzbacher Straße sollen bis zum Jahr 2025 fast 200 Wohnungen gebaut werden. Bereits im nächsten Jahr soll mit dem Abbruch der Bestandsgebäude auf dem Sahnegrundstück begonnen werden. Dabei müssen auch die vorhandenen Gleisanlagen aus dem Weg geräumt werden.

Kurios ist die vorgesehene Zwischennutzung bis zum geplanten Baubeginn: Übergangsweise soll das Gelände mit seinen vielen technischen Anlagen beispielsweise von Spezialeinheiten der mittelfränkischen Polizei für Übungen genutzt werden. Die Berufsfeuerwehr der Stadt Nürnberg soll das riesige Grundstück ebenfalls als Trainingsgelände zeitweise nutzen dürfen. Auch die freiwilligen Brandbekämpfer sollen auf dem Areal für den Ernstfall proben dürfen.

Mit dem eigentlichen Bau der Wohnungen will die WBG erst im Jahr 2023 beginnen. "Aus heutiger Sicht ist im Rahmen der Gesamtbebauung der Neubau von 180 öffentlich geförderten Mietwohnungen geplant", teilt ein Firmensprecher auf Anfrage unsere Zeitung in einer schriftlichen Erklärung mit. Neben den öffentlich geförderten Wohnungen sollen weitere Mietwohnungen für den freien Immobilienmarkt entstehen. Im Interesse der Quartiersentwicklung sei neben einer Kindereinrichtung auch eine geringe Anzahl von Gewerbeeinheiten vorgesehen.

Mit einem cleveren Schachzug hat sich die Nürnberger Immobiliengruppe das begehrte Riesengrundstück von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zu einem Vorzugspreis gesichert. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hatte bereits im September 2018 den verbilligen Direktverkauf von entbehrlichen Grundstücken des Bundes an Kommunen und Gebietskörperschaften ermöglicht.

Im Rahmen dieser Richtlinie hat die Stadt Nürnberg mit Beschluss des Stadtrats von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, durch die städtische Tochtergesellschaft WBG das ehemalige Branntwein-Areal zu erwerben. Dies war durch die Verpflichtung der WBG ermöglicht worden, auf dem Gelände auch Sozialwohnungen zu errichten. Um alle Vorgaben der so genannten "Verbilligungsrichtlinie" einhalten zu können, ist für den Erwerb, die Planung, die Erschließung, den Bau und die künftige Bewirtschaftung der Wohnungen mit der "Urbanes Wohnen St. Jobst GmbH" sogar eine neue WBG-Tochterfirma gegründet worden.

"Aufgrund der Größe und Komplexität sowie des Anspruches eines nachhaltigen Projektes werden wir in einem moderierten Werkstattverfahren mit Beteiligung von Fachplanern, den zuständigen Fachbereichen der Verwaltung, Vertretern des Stadtrates und selbstverständlich dem Bürgerverein sowie der Nachbarn die Grundlagen ermitteln, die dann in die Erarbeitung einer städtebaulichen Rahmenplanung einfließen werden", erklärt WBG-Geschäftsführer Ralf Schekira das weitere Vorgehen.

Der Nürnberger Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) freut sich über den gelungenen Grundstücksdeal. "Die WBG als Tochtergesellschaft der Stadt Nürnberg hat das Grundstück erworben, um dort 180 geförderte Wohnungen zu errichten." 180 Wohnungen seien laut Fraas eine gute und keine kleine Zahl. Zum Vergleich müsse man bedenken, dass im kompletten Jahr 2017 in Nürnberg lediglich 185 geförderte Wohnungen fertiggestellt worden seien. Im vergangenen Jahr habe es immerhin Förderzusagen für rund 400 Wohnungen im sozialen Wohnungsbau in der Frankenmetropole gegeben.

Einen kleinen Wermutstropfen hat die Geschichte freilich: Fast fünf Jahre sind ins Land gegangen, bis der Verkauf unter Dach und Fach gebracht werden konnte. "Ja, es hat lang gedauert", gibt selbst Wirtschaftsreferent Fraas unumwunden zu. Wenn die öffentliche Hand als Immobilienverkäufer auftrete, sei dies allerdings leider keine Seltenheit.
 

Nikolas Pelke