Biesenhard
Hochkarätiger Boulevard im Jubeljahr

"Einmal ist keinmal" auf der Bösl-Bühne - 30 Jahre Theatergruppe Ochsenfeld/Biesenhard

15.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr
Während Verleger Paul Richter und sein Geschäftsführer Tommy Frey mit aller Mühe versuchen, die unsittlichen Verhältnisse vor der Kinderbuchautorin Anna Brettschneider zu verbergen, suchen die Freundinnen Marion und Gerlinde (hier mit Designer Alex Sievers) ihr Abenteuer in neuen Liebschaften. Alberter −Foto: Dominik Alberter

Biesenhard (EK) Auf völlig neues Terrain wagt sich die Theatergruppe Ochsenfeld/Biesenhard mit dem Boulevardstück "Einmal ist keinmal" der Autoren Ray Cooney und John Chapman. Im 30. Jahr seit ihrer Gründung zeigen sich die neun Darsteller der Theatergruppe in bester Spiellaune.

Bereits beim ersten Öffnen des Vorhanges geht ein Raunen durch den Saal: Dort, wo sonst dem treuen Theaterbesucher eine gemütlich eingerichtete Bauernstube erwartet, prangt eine trendig eingerichtete Münchner Penthousewohnung samt Minibar, Luxuscouch und Hausangestellten.

Es handelt sich um das Eigenheim des Verlegerehepaares Marion und Paul Richter (gespielt von Simone Klinger und Hans Bösl), das ein beschauliches Eheleben führt. Zu beschaulich, wie Gattin Marion findet, und den extravaganten Raumausstatter Alex Sievers (Michael Günthner) engagiert, um das Haus im wahrsten Sinne des Wortes aufzumöbeln.

Während der Hausherr von nun an permanent mit neuen Einrichtungsideen behelligt wird, strapaziert der Freund und Geschäftspartner Tommy Frey (Daniel Bösl) mit seinen Seitensprüngen die Nerven des konservativen Verlegers. Freys Frau Gerlinde (Katharina Alberter), wiederum befreundet mit Marion und über alles im Bilde, hat es satt und schwört ihrem Ehemann Rache für dessen Untreue.

In Abwesenheit der Richters soll deren Wohnung als Schauplatz für ein amouröses Abenteuer mit dem leidenschaftlich-debil wirkenden Manager Walter Kienast (Andreas Gabler) herhalten. Dumm nur, dass auch Tommy seinen Freund überreden konnte, ihm die Wohnung für ein Techtelmechtel mit der Telefonbekanntschaft Christa Anders (Monika Rathei) zu überlassen. Zu allem Übel planen auch Designer Alex - mutmaßlich vom "anderen Ufer" - und die Hausangestellte Sigrid (Maria Maile) ihr Liebesabenteuer in der Abwesenheit der Dienstherren.

Bei so viel Treulosigkeit im Hause wackelt selbst der eheliche Burgfriede der Richters, und die Verdächtigungen nehmen erst so richtig an Fahrt auf. Es kommt, wie es kommen muss: Die Richters bleiben zu Hause, und zufällig kündigt sich auch noch die erfolgreiche Autorin Anna Brettschneider (Gabi Mastrogregori) zum Vertragsabschluss an. Die Dame gesetzten Alters glaubt in Paul Richter einen seriösen Verleger für ihr neuestes Kinderbuch gefunden zu haben, und will nun ausgerechnet an diesem Abend den Millionendeal perfekt machen.

Die Ereignisse überschlagen sich, und um nicht ob der unsittlichen Verhältnisse aufzufliegen, müssen flugs die Rollen getauscht werden: Der Chef wird zum "kühnen" Butler Paulsen, der Designer zum Verleger und Freundin Gerlinde zum italienischen Au-pair-Mädchen.

Das höchst amüsante Theaterstück fordert aufgrund der vielen Verwicklungen sowohl Aufmerksamkeit als auch starke Lachmuskeln vom Publikum. Dank eines hochklassigen Ensembles rund um das Regisseurenduo Monika Bösl und Andreas Hollinger und einem großen Team im Hintergrund gelten die sieben ausverkauften Vorstellungen schon jetzt als voller Erfolg.

Gute Tradition im Biesenharder Theater haben auch die musikalischen Einlagen: Als Katharina Alberter und Daniel Bösl zur Melodie von "Fürstenfeld" die Licht- und Schattenseiten nach 20 Jahren Eheleben besingen, fühlt sich so mancher im Saale zumindest im Geiste mit den Protagonisten verbunden: "Die erste Liab is rum, etz schau ma alle zwoi recht dumm". Liebe und Leidenschaft zum Theaterspiel hingegen ist auch im 30. Jahr des Bestehens in Biesenhard und Ochsenfeld noch keinesfalls erloschen.