Historische Sitzung des Abensberger Stadtrats

14.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:17 Uhr

Ganz im Zeichen von Napoleon steht das gerade begonnene Jahr in Abensberg. Das Bild zeigt den Feldherrn vor der Schlacht von Abensberg im Jahr 1809. Heute Abend spielt der Stadtrat im Gasthaus Kuchlbauer eine Sitzung aus dieser Zeit nach. - Foto: oh

Abensberg (DK) Die Stadt Abensberg lädt heute Abend zu einer historischen Sitzung des Stadtrats ein. Die Kommunalpolitiker präsentieren sich ab 19.30 Uhr im Napoleon-Zimmer des Gasthauses Kuchlbauer in historischer Kluft. Das Event ist der Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltunger zur Napoleon-Zeit.

Damit auch alles besonders echt wirkt, kommen die Mandatsträger heute Abend "in Kostümen der Napoleonischen Epoche", wie es in einer Ankündigung heißt. "Dies ist der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Veranstaltungen im Jahr 2009, die sich mit dem Zeitalter Napoleons und den bis heute spürbaren Auswirkungen dieser Epoche auseinandersetzten", erklärt Tobias Hammerl, der Leiter des Stadtmuseums.

Zu Beginn der denkwürdigen Zusammenkunft wird Bürgermeister Uwe Brandl (CSU) die Sitzung einläuten. Der erste Tagesordnungspunkt den der Stadtrat behandelt, wird die "neue" Constitution des Königreichs Bayern sein. Im Jahre 1808 hatte Max I. Joseph im Geiste der Aufklärung dem jungen Königreich Bayern eine Verfassung gegeben.

Diese garantierte zum ersten Mal allen Bürgern gleiche Rechte, schaffte die Leibeigenschaft ab und sah eine Nationalversammlung vor und stellt somit einen wichtigen Schritt hin zum modernen, demokratischen Bayern dar. Für die Kommunen bedeutete diese Verfassung jedoch eine erhebliche Einschränkung ihrer Befugnisse. Allerdings regte sich örtlich großer Widerstand gegen die Beschneidung der Kommunen, wie Hammerl berichtet. Deshalb wurden in der Verfassung von 1818 die gemeindlichen Befugnisse wieder hergestellt.

"Der ehrenwerte Rat Martin Neumeyer wird die Constitution dem Rate verkünden", heißt es. Kommentiert und aus dem historischen Kontext heraus erläutert werden die einzelnen Passagen von Museumschef Tobias Hammerl.

Obwohl das Zeitalter Napoleons ganz im Zeichen der wechselnden politischen Großwetterlagen stand, ging das Leben in Abensberg seinen normalen Gang. Deshalb muss sich der Stadtrat in dieser Sitzung auch mit kleinen, alltäglichen Dingen auseinandersetzen. So wird zunächst der Antrag eines Deggendorfer Bäckers beraten, der sich in der Babonenstadt ansässig machen möchte. Dies war seinerzeit an einige Bedingungen geknüpft. Er musste im Besitz einer bürgerlichen Behausung sein sowie einen gesichertes Einkommen nachweisen können. Zudem muss er einen Feuereimer erwerben, um im Fall der Fälle mit den übrigen Bürgern gegen eine Feuersbrunst ankämpfen zu können. Ob sich Erasmus Baumstängl bald als Abensberger fühlen darf, wird heute Abend im Stadtrat entschieden.

Vor 200 Jahren hatte der Stadtrat noch Befugnisse, die weit über die heutigen hinausgehen. Zum Beispiel übte er über die Abensberger Bürger die so genannte niedere Gerichtsbarkeit aus. Deshalb müssen sich die Räte heute Abend auch mit Fällen von Körperverletzung und Beleidigung auseinandersetzten: Die Bürgerin Barbara Lesl (Brigitte Schmid) hat nämlich den Franz Glock angezeigt, weil dieser, als sie über den Stadtgraben gehen wollte, das Brett unter den Füßen weggezogen hat und die Gestürzte anschließend mit einem Hammer ins Gesicht geschlagen hat, so dass "sie stark mit Blut unterlaufen war und sich des Baders bedienen musste", wie berichtet wird.

Zudem steht die Frau des Franz Glock vor dem Rat vor Gericht, da sie sich unterstanden hat, nach der Aunkofener Nachkirchweih, ihre zwei Schwägerinnen mit einem Stock zu traktieren "und mit allerlei Injurien zu titulieren", so dass auch diese sich vom Bader verarzten lassen mussten.