Eichstätt
Historisch-kritischer Blick auf die Schindlers

Rund 250 Besucher sahen die Ausstellung des Gabrieli-Gymnasium über die Retter 1000 jüdischer Arbeiter

27.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:09 Uhr
Blick in die Aula des Gabrieli-Gymnasiums während der Vernissage zur Schindler-Ausstellung. Rund 250 Interessierte schauten sich die Banner über das Leben des Ehepaars am Wochenende an. −Foto: Buckl

Eichstätt (wbu) Sie heißen Lejb Leysson oder Jerzy Gross, die alphabetische Reihe der Namen reicht von Josef Abusch und Emanuel Abzug über Aron Goldstein und Helena Hirsch bis hin zu Chaim Zuckermann und Bronislawa Zweig: die Namen auf "Schindlers Liste".

Zu sehen war diese Liste nun komplett in einer Projektion und in Auszügen auf Bannern in der Aula des Gabrieli-Gymnasiums (GG). Den Rahmen dafür bot eine Ausstellung unter dem Titel "Hoffnung - das Erbe von Oskar und Emilie Schindler". Zur Vernissage am Freitagabend waren rund 100 Gäste in die Aula gekommen, am Samstag und Sonntag fanden weitere rund 150 Besucher den Weg dorthin.

 

Zu sehen waren auf 22 langen Fahnen Stationen aus der Geschichte von Oskar und Emilie Schindler und der von ihnen geretteten polnischen Juden. Denn zu zeigen, dass die berühmte "Liste", der Steven Spielberg sein berühmtes Holocaust-Epos gewidmet hat, nicht nur durch Oskars Wirken entstand, sondern auch aus dem Engagement seiner Ehefrau Emilie, war die Intention dieser Ausstellung, auf die die zehn Mitglieder des P-Seminars Geschichte des GG zusammen mit Kursleiterin Nicole Christoph über ein Jahr lang hingearbeitet hatten.

Dieses Engagement würdigte Schulleiter Adalhard Biederer, der den drei Schülern und sieben Schülerinnen der Q12 und ihrer Lehrerin zur gelungenen Schau ebenso gratulierte, wie er Wolfgang Tamburin von der Werbeagentur "con4com" für den Druck der Banner, Künstler Alessandro Serafini für das Plakat und Thomas Rink vom Nürnberger NS-Doku-Zentrum für ihre Unterstützung dankte.

Die Schüler hätten sich mit der Ausstellung ein komplexes Thema gewählt, das "Stoff für eine Helden- und Heiligenlegende" bietet, denn Emilies Mann Oskar habe zwar als Unternehmer über 1000 jüdische Arbeiter vor der Ermordung durch die SS gerettet - sei aber laut Aussage eines Geretteten privat "ein Schuft" gewesen, der sein Schulzeugnis fälschte, seine Frau betrog und schlecht behandelte und dessen Interesse dem Alkohol, Geld und Frauen galt. Am Ende habe er aber "Vermögen und Leben riskiert", um "seine" jüdischen Arbeiter zu retten, zusammen mit Ehefrau Emilie, die sich um Ernährung und Versorgung der "Schindlerjuden" kümmerte.

Lob artikulierte auch Eichstätts Dritter Bürgermeister Gerhard Nieberle, zugleich Lehrer am GG: Die Schüler seien zu dieser Ausstellung motiviert worden, als Erika Rosenberg, die Biografin und Nachlassverwalterin des Ehepaars Schindler, am GG Vorträge hielt. Sie hätten "ihre Stärken eingebracht: Kreativität, organisatorisches Geschick, einen kritischen Blick und auch technisches Können". Die Ausstellung habe "eine Vielzahl von neuen Kenntnissen und Sichtweisen" gebracht: "Das soll Schule erreichen."

Das Betrachten der Banner zeigte, wie berechtigt der Stolz ist. Der Gang durch die Schau begann mit Emilies und Oskars Herkunft 1907 beziehungsweise 1908 bis 1927, zu ersten gemeinsamen Jahren 1927/28; man erfährt von Oskars Wirken in der Spionageabwehr in Mährisch-Ostrau und aus der Zeit des Paares in Krakau 1939 bis 1944. Besonders interessant sind jene Teile der Ausstellung, die in Spielbergs Film keine Rolle spielten, etwa die Zeit in Regensburg 1945 bis 1949 oder der Umzug nach Argentinien, wo beide gemeinsam lebten, bis Oskar 1957 allein nach Deutschland zurückkehrte. Dort lebte er bis zu seinem Tod in Frankfurt, wo er immer wieder aber auch Einladungen nach Tel Aviv erhielt. Ein weiteres der Banner, die den Seminarteilnehmern namentlich einzeln zugeordnet sind, stellt Motive aus Spielbergs Film der historischen Realität gegenüber.

Wer - wie etliche Besucher dies taten - bedauert, dass diese Ausstellung nur zwei Tage lang zu sehen war, kann sich über die Aussicht freuen, dass sie künftig bei besonderen Anlässen auch im Kreuzgang der Schule gezeigt werden soll - und vielleicht als Leihgabe auch an andere Schulen und weitere Orte gehen könnte.