Eichstätt
Hiobsbotschaft für Anna Knauer

Radsportlerin darf nicht bei der Weltmeisterschaft starten - Fokus jetzt auf Sommersaison gerichtet

18.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:59 Uhr
Süßes für die Nerven. Völlig überraschend darf Anna Knauer nicht an der Bahnrad-Weltmeisterschaft in Polen teilnehmen, da der deutsche Rad-Verband ihre Meldung vergeigt hat. −Foto: privat

Eichstätt (EK) Die Bahnrad-Weltmeisterschaft 2019 in Pruzkow (Polen) findet ohne Anna Knauer statt. Der Name der 23-Jährigen Radsportlerin fehlte überraschend bei dem vor wenigen Tagen vom Bund Deutscher Radfahrer benannten Aufgebot. Zudem bangt die Wahl-Eichstätterin um ihre Teilnahme bei den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio.

Nachdem Knauer die Weltcup-Rennen in Berlin und London (England) vor Jahresfrist krankheitsbedingt wegen anhaltender Atemprobleme absagen musste, wollte sie nun bei zwei Wettbewerben in Übersee um Punkte für die Teilnahme bei der WM kämpfen. Daraus wurde dann aber doch nichts. Denn es stand bereits im Vorfeld fest, dass die deutsche Rad-Equipe aufgrund fehlender Wertungspunkte keinen Startplatz im Madison für die WM bekommen würde. "Da war unser Verband nicht ganz auf der Höhe. Durch verschiedene Versäumnisse ist die Situation jetzt leider so wie sie ist. Für Schuldzuweisungen ist hier aber nicht der richtige Platz", sagte eine sichtlich niedergeschlagene Anna Knauer im Gespräch mit dem EICHSTÄTTER KURIER.

Anna Knauer wäre aber nicht Anna Knauer, wenn sie dieser herben Enttäuschung nicht auch etwas Positives abgewinnen würde. Jetzt sei sie vier Wochen am Stück zu Hause, könne die Zeit mit Leuten verbringen, die ihr wichtig sind und das Training ohne jeglichen Druck absolvieren. Schon die Übungseinheiten auf Mallorca vor zwei Wochen hat sie deshalb als reines Grundlagentraining für die bevorstehenden Aufgaben genutzt. "Ich habe versucht, die Zeit zu genießen und den Frust nicht so sehr an mich heranzulassen", so "Frohnatur" Knauer, die die Sixdays in Bremen aus terminlichen Gründen hatte sausen lassen. Als angehende Polizeibeamtin musste sie nämlich zeitgleich Prüfungen schreiben.

Beim Weltcup in Cambridge (Neuseeland) haben Knauer und ihre Partnerin Lisa Küllmer die deutschen Farben im Madison vertreten. Nach einem Sturz konnte das Duo das Rennen nicht beenden. "Lisa ist nach etwas mehr als 20 Runden gestürzt, weil sich eine andere Fahrerin mit ihrem Lenker verkeilt hat. Sie hat zwar nochmal versucht, auf das Rad zu steigen, aber es ging nicht mehr", berichtete Knauer. Küllmer war ziemlich hart aufgeschlagen und hatte sich dabei eine Gehirnerschütterung zugezogen. Zuvor hatte Knauer im Scratch-Rennen einen guten sechsten Platz belegt. Ganz zufrieden war sie damit allerdings nicht: "Ich bin am Ende zu früh losgefahren, weil ich die Nerven verloren habe." In Hongkong (China) holte Knauer dann mit ihrer "neuen" Teamkollegin Franziska Brauße den achten Platz. "Das hat echt gut funktioniert, wir haben super miteinander harmoniert. Leider haben wir im Schlussspurt aber noch zwei Plätze verloren. Da das Feld sehr eng beieinander lag, wäre - wenn ich ein paar Wettkampf-Rennen mehr in den Beinen gehabt hätte - sogar durchaus ein Platz auf dem Treppchen realistisch gewesen", so die gebürtige Schernfelderin.

Auf das Podest schaffte es dagegen der deutsche Bahnrad-Vierer der Frauen in der 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung. Bundestrainer André Korff setzt hierbei auf das Quartett Franziska Brauße, Lisa Klein, Charlotte Becker und Gudrun Stock. "Wir konnten mit dem zweiten Platz vor allem in der Olympia-Qualifikation nochmals gut punkten", sagte Korff. Auch wenn Knauer, wie sie selbst sagt, "beim Vierer derzeit außen vor ist", würde bei deren Qualifikation auch ihre Chance zur Teilnahme bei den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio (Japan) steigen. Denn: Sollte der Bahnrad-Vierer das Ticket für das größte Sportereignis der Welt lösen, dann bekommt Deutschland automatisch einen Startplatz im Madison. "Das wiederum bedeutet aber, dass ich in dieser Disziplin so gut sein muss, dass der Teamchef bei der Nominierung nicht an mir vorbeikommt", sagt die Olympionikin von 2016. Damals war sie im brasilianischen Rio de Janeiro im Omnium am Start.

In den nächsten Wochen wird Anna Knauer ihren Fokus auf die Sommersaison 2019 legen. Bei so genannten C1- und C2-Rennen will sie möglichst viele Punkte sammeln, damit ein so unerwartetes Abrutschen in der Wertung - wie es jetzt zum Vorschein kam - nicht mehr möglich ist. Dazu wird sie im März noch einmal auf der spanischen Ferieninsel Mallorca trainieren und alle Kräfte mobilisieren.

Norbert Dengler