Ingolstadt
Hiobsbotschaft aus dem Dachstuhl

Sanierungsdruck im Technischen Rathaus verschärft die Finanzprobleme der Heilig-Geist-Spital-Stiftung

18.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Ärger von ganz oben: Dass im Technischen Rathaus das Dach für über eine Million Euro saniert werden muss, kommt der Hauseigentümerin, der Heilig-Geist-Spital-Stiftung, denkbar ungelegen. Die Mieteinnahmen aus dem Verwaltungsgebäude sind die Haupteinnahmequelle der Stiftung - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Sie hat schon fast 700 Jahre hinter sich und viele turbulente Zeiten gut überstanden. Jetzt droht die Heilig-Geist-Spital-Stiftung in eine Finanzkrise zu geraten, die eine Reaktion der Stadt erfordert. „Wir haben dringenden Handlungsbedarf“, sagt Stadtrat Markus Reichhart (Freie Wähler).

Als Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses hat der FW-Mann sich mit den Bilanzen der Stiftung intensiv beschäftigt. Laut Jahresabschluss 2012 weist das Alten- und Pflegeheim Heilig-Geist-Spital einen Verlust von 515 000 Euro aus, den die Stiftung zu übernehmen hat. Reichhart zufolge fällt das Minus 2013 in einer ähnlichen Größenordnung aus. Sobald die Rücklagen der Stiftung aufgebraucht sind, werde sich zwangsläufig die Frage stellen, wie es mit der Finanzierung des Heimes weitergeht. „Dann wäre über kurz oder lang die Stadt als Zuschussgeber mit im Boot“, fürchtet der Stadtrat, „aber das sollten wir vermeiden.“ Schon 2016 könnte ein Jahr sein, „in dem wir darüber nachdenken, wie wir den Verlust des Pflegeheimes außerhalb der Stiftung auffangen“.

Reichharts Ziel ist es, dass das Alten- und Pflegeheim weiterhin kostengünstig für die Bewohner betrieben wird, aber auf der anderen Seite auch „kostendeckend, wenn es irgendwie geht“. Jedenfalls müsse die Stiftung „möglichst zukunftsfest“ gemacht werden. „Ich fordere seit Jahren eine eigene Stelle für das Stiftungsmanagement“, betont der FW-Stadtrat, der dies aber nicht als Kritik, sondern eher als „Schutz der handelnden Personen“ verstanden wissen will. „Wenn eine Stiftung aus dem Ruder läuft, sollte man handlungsfähig sein.“

Die wichtigste „handelnde Person“ ist in diesem Fall Stadtjurist Helmut Chase, der auch für eine Reihe weiterer öffentlicher Stiftungen verantwortlich zeichnet. „Leider Gottes ist eine Situation eingetreten, die uns Sorgen macht“, bestätigt er. Dazu hätten verschiedene außergewöhnliche Belastungen beigetragen. „Wir mussten viel investieren.“ Einer der größten Brocken war das neue Pflegeheim am Klinikum, das die Stiftung im Jahr 2013 gemeinsam mit dem Krankenhauszweckverband bezogen hat.

Nach Angaben des Referenten hat die Stiftung 4,5 Millionen Euro aus ihren Rücklagen zu dem Bauprojekt beigesteuert. Zwei weitere Millionen flossen in die Renovierungsarbeiten des Gebäudes am Rathausplatz, der Spitalkirche und des Technischen Rathauses. „Damit sind unsere Rücklagen aufgebraucht. Was wir jetzt noch reinstecken, müssen wir über Kredite finanzieren.“

Der große Verwaltungsbau in der Spitalstraße ist momentan das Sorgenkind, weil auch noch das Dach saniert werden muss. „Die Hiobsbotschaft hat mich im Sommer erreicht“, berichtet Chase, „wir gehen von mehr als einer Million Euro Kosten aus.“ Das Technische Rathaus mit seinen Verwaltungsbüros ist ohnehin die entscheidende Immobilie der Stiftung, denn mit der Vermietung an die Stadt werden die Haupteinnahmen erzielt. „Wir müssen über einen angemessenen Mietzins sprechen“, kündigt der Referent an. Im Klartext: eine höhere Miete, um die Sanierung zu finanzieren. Doch auch wenn die Heilig-Geist-Spital-Stiftung eine schwierige Phase durchläuft, gilt der Schwur: „Wir werden das Grundstockvermögen natürlich nicht angreifen.“