Unterpindhart
Hinterkünftig und politischer denn je

Jodelwahnsinn begeistert bei seiner Rückkehr auf das Pindharter Brettl das Publikum

06.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr

An der Geige eine Wucht: Als die Neue im Trio harmoniert Petra Amasreiter perfekt mit dem Spiel der Jodelwahnsinns-Urgesteine Josef Brustmann (links) und Otto Göttler. - Foto: Kellerer

Unterpindhart (GZ) Sie sind so etwas wie der Platzhirsch im Genre der hinterkünftigen Volksmusik, und genau diesen haben sie sich treffenderweise auch zum Logo gemacht: Der Bayerisch Diatonische Jodelwahnsinn ist zurück, und er gab jetzt in neuer Besetzung sein Debüt auf dem Pindharter Brettl.

Josef Brustmann und Otto Göttler, die Dinos des Dreigestirns, haben sich mit Petra Amasreiter nicht nur eine charmante weibliche Begleitung gesucht - die "Geigenpetra" stiehlt den beiden Herren musikalisch beinahe die Schau.

Aber nur fast, denn Brustmann und Göttler haben dem BDJW schon immer ihren ganz eigenen Stempel aufgedrückt: Da beginnen Landler und Zwiefache ganz traditionell, um dann mit frechen Texten aktuelle Bezüge zur schönen neuen Welt herzustellen: Der Hut, der hat dann nicht bloß drei Ecken, sondern das Fernsehen hat 3-Sat. Die Sennerin Nandl fährt mit dem SUV runter von der Alm, um beim Aldi die Milch zu holen und Berliner Touristen über den Tisch zu ziehen, und der umweltbewusste Veganer trägt Outdoor-Jackerl mit Mikroplastik drin.

Volkslieder wie von der kleinen Wanze auf der Mauer werden digital aktualisiert ("Auf meinem trendy Touchscreen-Handy sitzt a kloana Virus"), und nicht hinterm Berg halten Göttler und Brustmann - durchaus altersweise geworden - mit ihrer Meinung zur aktuellen Türkeipolitik, zur Panama-Affäre, zu bestechlichen Politikern, denen der Wähler aber doch immer alles verzeiht, und - aktueller denn je - mit ihrem Lied aus Zimmerschiedscher Feder vom "Schwarz-braun Michael". 13 Jahre hat der "Jodelwahnsinn" pausiert, doch er ist zurück - gewohnt hinterkünftig und politischer denn je.

Eine neue Frische verleiht der Musik des Trios Petra Amasreiter, die mit ihrer Geige als Hauptinstrument der Musik des BDJW einen neuen Touch verleiht. Mit einer bezaubernden Echo-Komposition, mit amerikanischen Country-Einflüssen und einer gehörigen Portion Humor - wie beim Drei-Ton-Welthit, einer Persiflage auf den Eurovision Song-Contest - begeisterte das Trio sein Publikum bis zum letzten Ton, einer spektakulären Einlage Josef Brustmanns mit dem "Reisealphorn".