Neuburg
Hinter den Kulissen der Kinderstadt

Die Verantwortlichen arbeiten ununterbrochen am "NeuSobPolis"-Konzept - Pädagogik, Impulse und Freiheit für die Kinder

08.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:20 Uhr
Patricia Viertbauer
Vorbereitung ist die halbe Miete: Deswegen gibt es das Organisations- und Betreuerteam in der Kinderstadt des Landkreises, "NeuSobPolis". −Foto: Foto: Viertbauer

Neuburg (DK) In "NeuSobPolis" ist der dritte Tag für die Kinder vorbei. Dort bauen sich die 55 Bürger eine Existenz auf und gestalten ihre Stadt nach eigenen Vorstellungen. Doch hinter Spiel, Spaß und Kreativität stehen eine monatelange Planung sowie ein fleißiges Organisations- und Betreuerteam.

Eine halbe Stunde bevor die Kinder "NeuSobPolis" betreten, treffen sich alle Verantwortlichen und Helfer des Projekts, um letzte Vorbereitungen für den anstehenden Tag zu treffen. Dann strömen die begeisterten Bürger der Neuburger Kinderstadt durch das Eingangstor und der Tag kann beginnen. Bevor das Projekt jedoch in die Tat umgesetzt werden konnte, waren Planung, Zusammenarbeit und Ideenreichtum der Organisatoren nötig.

Seit September wird am "NeuSobPolis"-Konzept gearbeitet. Das Stadtteilmanagement, der Kreisjugendring, die kommunale Jugendarbeit und das Jugendzentrum Neuburg trafen zuerst Entscheidungen auf organisatorischer Ebene, wie das Juze als Standort, und ab Januar begann die inhaltliche Planung zum Projekt. "Im Vergleich zu anderen Ferienprogrammen ist der Aspekt der Betreuung wesentlich umfangreicher", erklärte Kreisjugendpflegerin Anne Heiß. Das Organisationsteam, bestehend aus ihr, Stadtteilmanager Jürgen Stickel, KJR-Geschäftsführer Guido Büttner und Juze-Mitarbeiterin Magdalena Schmid überlegten sich die Grundberufe, die Anzahl der benötigten Betreuer und grobe Aufgaben für die Bürger der ersten Kinderstadt des Landkreises.

Die insgesamt 15 Betreuer sind teils Ehrenamtliche, teils aus Fachhochschulen und -akademien, in denen die Organisatoren fleißig Werbung für ihr Projekt gemacht hatten. Die Organisation der vierwöchigen Veranstaltung war oft sehr aufwendig, da die Kinder einerseits ihrem Leben in "NeuSobPolis" eigene Impulse geben sollen, aber andererseits ihre Sicherheit und Wohlergehen nach pädagogischer Sicht gewährleistet sein müssen. Auf diese Aspekte muss auch während des Projekts geachtet werden. "Nachdem die Kinder abgeholt wurden, resümieren wir im Team nochmal über die Tagesgeschehnisse und besprechen, was wir besser machen können", so Heiß. Damit den Kindern nicht langweilig wird, haben die Veranstalter noch so einiges in petto: Neue Berufe wie eine T-Shirt-Malerei und Notfälle wie (Stoff-)Tierrettungen für die Feuerwehr sorgen zum Beispiel dafür, dass die Kinder immer etwas zu tun haben. "Momentan wird aber der Großteil unserer Ideen gar nicht gebraucht, die Kinder sind so kreativ in der Gestaltung ihrer Stadt", so Magdalena Schmid.

Diese Kreativität finden die verantwortlichen Erwachsenen bewundernswert. Das hohe Maß an Selbstständigkeit, Organisation, Gemeinschaft und Dynamik unter den Kindern hätten die Organisatoren nicht erwartet. "Wir Pädagogen wollen das Verhalten und die Entscheidungen der Kinder sonst immer verstehen und lenken", so Schmid. Dass dieser Einfluss auf die Kinder in "NeuSobPolis" gerade fehlt, sage viel über das Wesen und Verständnis der jungen Menschen aus. "Gleich am ersten Tag haben sich meine Presse-Kinder Block und Kamera geschnappt und sich sofort auf die Suche nach Kindern für Interviews und Bilder gemacht", erzählte Linda Strobl, Betreuerin des NeuSob-Kuriers. In den ersten drei Tagen seien die Impulse für Aktivitäten ausschließlich von den Kleinen selbst gekommen. "Die Strukturen funktionieren ganz ohne die Erwachsenen", so Strobl.

Auch Probleme wie Mobbing und schlimmes Heimweh musste "NeuSobPolis" noch nicht verzeichnen. "Wir passen dennoch immer auf, dass das Klima unter den Kindern stimmt", so Heiß. Mit viel Feinspitzengefühl sind die Organisatoren immer auf Achse auf dem Juze-Gelände, um einen Überblick über die Stimmung zu bekommen.

"Ein großes Ziel ist nämlich, dass die Kinder während ihrer Zeit in der Kinderstadt Spaß haben und sich wohlfühlen", so Heiß. Neben diesem Ziel wollen die Verantwortlichen den "NeuSobPolis"-Bürgern auf pädagogischer Ebene zu einer eigenständigen Persönlichkeit verhelfen und das Verhalten in der Gemeinschaft positiv aber natürlich nur passiv beeinflussen. Außerdem wäre die Kinderstadt eine Alternative für berufstätige Eltern, die in den Ferien natürlich Arbeit und Kinder miteinadner vereinbaren müssen. So habe die Landkreis-Kinderstadt einen Mehrwert für alle Beteiligten.

Patricia Viertbauer