Wenn
Hinter dem Rücken der Gemeinderäte

18.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Wenn man von den Freien Wählern für einen CSUler gehalten und zugleich von der CSU als den Freien Wählern nahestehend eingeschätzt wird, weiß man als Lokaljournalist im tiefsten Oberbayern (wo die SPD in Gemeinderäten in ungefähr genauso selten vorkommt wie Piratenpartei oder die Violetten), dass man das mit der Neutralität gut hinbekommen hat. Sich diesen Status zu erarbeiten, ist aber gar nicht so einfach.

Eine böse Falle ist da zum Beispiel die Frage, wo man denn gerne bei den Gemeinderatssitzungen seinen Pressetisch haben möchte. Die richtige Antwort wäre: "Zentral zwischen CSU und FW und in ausreichender Distanz zum Bürgermeister."

Leider ist das nicht immer so einfach, gerade, wenn der Sitzungssaal etwas enger ist. Zum Beispiel im Peutenhausener Gemeindehaus, wo die Gachenbacher Räte in der Regel tagen. Der Platz zwischen CSU und FW in angemessener Entfernung zu Bürgermeister Alfred Lengler wäre genau an der Wand, an die die Sitzungsvorlagen projiziert werden. Als Journalist der schreibenden Zunft hat man's ja nicht so gerne, selbst im Rampenlicht zu stehen - beziehungsweise zu sitzen.

Außerdem hatte Lengler die Presse eh nicht gefragt, wo sie sitzen möchte. Sondern den Tisch, damals, als die Plätze im Sitzungssaal zuletzt neu eingeteilt wurden, einfach auf der von ihm aus linken Seite aufgestellt, hinter dem Rücken der CSU-Räte. Gut, auf dieser Seite haben auch die DNL-Räte ihren Platz, doch die sind aus Peutenhausen und nicht aus Weilach, also zumindest rein geografisch eher CSU und nicht FW. Und dann das am Dienstagabend: Der Pressetisch steht auf der anderen Seite des Saals, hinter den Rücken der FW-Räte. Und der arme Lokaljournalist fragt sich enttäuscht: Hat er der CSU etwa nicht jahrelang den Rücken gestärkt? Ist er nicht immer hinter Lenglers Leuten gestanden - pardon: gesessen? Man könnte aber auch vermuten: Lengler wollte einfach, dass die Presse auch mal den FW im Nacken sitzt und künftig den Getreuen von Vizebürgermeister Roland Bux in den Rücken fällt.

Sie finden solche Überlegungen kindisch? Diese Einschätzung könnte passen. Denn vielleicht haben ja einfach nur die Mutter-Kind-Gruppen, mit denen sich die Räte den Saal teilen, da herumgerückt. ‹ŒBernd Hofmann