Riedenburg
Himmelsleiter zum (Premieren-)Erfolg

Altmühlbühne Riedenburg bringt mit ihrer bayerischen Komödie Alt und Jung zum Lachen

17.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:25 Uhr

Mit »Thomas auf der Himmelsleiter« hat die Altmühlbühne Riedenburg auch heuer den Geschmack des Publikums getroffen. Neben den durchweg hervorragenden Akteuren hatte auch das Bühnenbild wieder seinen gehörigen Anteil am Erfolg der Premiere - Fotos: Erl

Riedenburg (DK) Ach, wie süß kann Corinna Sollinger lispeln, wie mitfühlend vermag Susi Schäffer der Not im Haus Ausdruck zu geben und wie bieder-schlitzohrig fügt sich Kuno Mößl wieder in die Winkelzüge des Daseins ein. Die drei und ihre Amateur-Schauspielerkollegen von der Altmühlbühne Riedenburg sind seit Samstagabend wieder ganz in ihrem Element, denn ihr diesjähriges Stück „Thomas auf der Himmelsleiter“ hatte Premiere.

Die Handlung des Lustspiels von Maximilian Vitus bleibt dem Genre des Volkstheaters treu und ist schnell erzählt. Die Werkstatt des armen Schustermeisters und Dorfpoeten Thomas Nothaas (gespielt von Christian Hollweck) steht kurz vor der Zwangsräumung. Darum will er in der Großstadt seine Dichtungen verkaufen. Allerdings stiehlt ihm dort jemand die Brieftasche. Der Dieb wird samt seiner Ausweispapiere bald darauf von einem Zug überfahren und als Schustermeister identifiziert. Thomas kommt in seiner Bedrängnis auf die Idee, offiziell tot zu bleiben – um leben zu können.

Klar, dass sich daraus einige Wirrnisse entwickeln, die sich schließlich zum Guten wenden. Der geldgierige Großbauer (Bernhard Brickl) wird moralisch geläutert, seine tollpatschige Tochter (Corinna Sollinger) darf unzählige Lachsalven ernten und Thomas findet nach etlichen turbulenten Szenen doch noch sein spätes Liebesglück.

Es ist ein Stück so recht in der Tradition des volkstümlichen Bauerntheaters. Mit dem schauspielerischen Geschick aller Akteure unter der Regie von Bettina Mansdorfer und zusammen mit der großartigen Bühnengestaltung entsteht daraus eine wunderbare Abendunterhaltung, die die Besucher im ausverkauften Fuchsstadel von Beginn an und über alle Generationen hinweg fesselt.

Auffallend viele junge Leute sitzen in den Bankreihen – sicher ein Zeichen für den guten Ruf des Ensembles, den es sich mit den bisherigen Inszenierungen geschaffen hat. Ähnlich wie in den legendären Aufführungen des „Komödienstadels“ sind auch im Team der Altmühlbühne einige Darsteller auf dem besten Weg, dem Ensemble eine unverwechselbare Prägung zu geben. Christian Hollweg als „Allzweckwaffe“ der Theatertruppe und Kuno Mößl in stets duldsamen und lebensfrohen Rollen gehören hier ebenso dazu wie Susi Schäffer in ihrer großartigen Wandelbarkeit zwischen der Ulknudel aus den Vorjahren und der diesjährigen Ernsthaftigkeit. Auch Caroline Paulus überzeugt wieder in einer selbstbewussten Frauenrolle.

Als auffallendes junges Talent kann sich Corinna Sollinger in Szene setzen. Es wirkt wunderbar natürlich, unbeschwert und mitreißend, wie sie als goldig-naives Dorfmädel herzig lispelnd auf Männersuche geht. Ihr Dialog mit Mößl als Schustergesellen, den sie über die „schillernden Frauen“ der Großstadt ausfragt, dabei mit linkischem Augenzwinkern die Verführerin mimt und einmal mehr Gestik, Mimik, Stimme und Ausdruck in Übereinstimmung bringt, ist sicherlich einer der zahlreichen Höhepunkte der Inszenierung.

Ein besonderes Schmankerl ist einmal mehr das von Christian Hollweck geschaffene Bühnenbild. Er hat eine historische Schusterwerkstatt mit enormer Detailtreue gestaltet und bis hin zur Küchenuhr ist er dem Zeitgeist der 1950er Jahre treu geblieben. Von der originalen Garderobe, Frisuren und Accessoires gar nicht zu reden. Klar, dass ihr Publikum am Premierenabend weder mit Lachern noch mit Applaus geizte.

Die Karten für die restliche Spielzeit sind fast schon vergriffen, nur für die letzten beiden Freitagsaufführungen sind noch ein paar Tickets bei Schreibwaren Kirchmeier in Riedenburg zu bekommen.