Hilpoltstein
Hilpoltsteiner 6:1-Kantersieg in 2. Tischtennis-Bundesliga gegen Mainz

20.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:04 Uhr
Ins Match gekämpft: Trotz eines 0:2-Satzrückstandes und acht Matchbällen seines Gegners holt sich David Reitspies noch einen Fünfsatzerfolg gegen den Schweden Simon Soderlund und stellt mit diesem Punktgewinn zum 3:1-Zwischenstand die Weichen auf Sieg. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Die Vorgabe war klar: Den Schwung der vergangenen Wochen mitnehmen und sich mit einem Erfolgserlebnis im Tabellenmittelfeld der zweiten Tischtennis-Bundesliga festsetzen. Doch dass die Planspiele des TV Hilpoltstein gestern gegen den FSV Mainz 05 derart gut aufgingen, kam denn doch ein wenig überraschend. Mit einem nie erwarteten 6:1-Kantersieg kletterten die Hilpoltsteiner auf den vierten Tabellenplatz nach oben.

 


Ein Resultat, mit dem selbst Teammanager Bernd Beringer nicht gerechnet hatte. "Es war viel zu hoch", räumte er nach dem Match ein. Doch ihm wird's egal sein, können die Hilpoltsteiner doch nach ihrem dritten Sieg in Serie den goldenen Oktober genießen.

Dabei hatte die Partie mit einer Schrecksekunde begonnen: Oberschiedsrichter Johannes Kühhorn vom TV Dietenhofen befand den Schläger von Francisco Sanchi um 0,3 Millimeter als zu dick. So musste der Argentinier den Belag abziehen, durch einen neuen ersetzen und innerhalb von zehn Minuten spielbereit sein. Ansonsten würde sein Doppel mit Alexander Flemming als verloren gewertet. Doch die beiden Hilpoltsteiner behielten die Nerven und den ersten Punkt. Weniger gut lief es am Nebentisch für David Reitspies und Dennis Dickhardt, die mit 1:3 Sätzenunterlagen. Dass dies der einzige Punkt für Mainz an diesem Nachmittag sein würde, konnte zu diesem Zeitpunkt in der Stadthalle niemand ahnen.

Was nach den Doppeln folgte, war aber nichts für schwache Nerven. Alexander Flemming nahm die 300 Besucher wieder einmal auf eine Berg-und Talfahrt mit. Wie er sich zum 3:2 gegen den schwedischen Nationalspieler Simon Berglund zitterte, gehört zu fast schon obligatorischen Spannungsmomenten in Hilpoltstein. Und fast noch dramatischer ging es am Nachbartisch zur Sache. Bei David Reitspies ging in den ersten beiden Sätzen so gut gar nichts zusammen. Sein fest einkalkulierter Pflichtsieg gegen den ins vordere Paarkreuz aufgerückten Simon Söderlund geriet schon fast außer Reichweite. Im vierten Durchgang, den er mit 17:15 gewann, wehrte er nicht weniger als acht Machtbälle ab. Damit hatte er sich endgültig frei gespielt. Das 3:2 - den fünften Durchgang gewann Reitspies glatt mit 11:3 - war wie eine Erlösung für den langen Tschechen, der später gegen Berglund auch für den Hilpoltstein Schlusspunkt sorgte.

Aber nicht nur im vorderen Paarkreuz, sondern auch hinten wurde einiges geboten. Dennis Dickhardt traf auf den Slowenen Luca Mladenovic, der mit einem für Zweitliga-Verhältnisse ungewöhnlichen Anti-Top-Belag die Bälle auf der Rückhandseite regelrecht absticht. Doch Dickhardt behielt trotz eines kuriosen Spielverlaufs, bei dem zuerst er einen 5:1-Vorsprung und später sein Kontrahent gar eine 7:1-Führung nicht ins Ziel bringen konnten, mit 3:1 Sätzen die Oberhand. Dass nebenan Francisco Sanchi seine Partie ebenfalls mit 3:1 Sätzen nach Hause brachte, ging im Hilpoltsteiner Jubel fast unter.

Übrigens: Dass der TV Hilpoltstein und der FSV Mainz 05 heuer überhaupt in der 2. Bundesliga aufeinander treffen, ist aus Mainzer Sicht ein trauriges Kapitel für sich. Denn nach dem Gewinn der Meisterschaft hatte der Hauptverein der Tischtennisabteilung des FSV den Aufstieg in die 1. Liga untersagt. Ein Armutszeugnis im wahrsten Sinne des Wortes für einen Verein, der unter seinem Dach zwar millionenschwere Fußballer hat, aber für den Tischtennissport noch nicht einmal seine Portokasse öffnet.
 

 

Wolfgang Winkel