Eichstätt
Hilfe von vielen Seiten im Familienalltag

17.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:46 Uhr

Vertreterinnen verschiedener Selbsthilfegruppen und Expertinnen des Landkreises Eichstätt trafen sich in der Grabmannstraße 2 in Eichstätt zum Erfahrungsaustausch. In der Grabmannstraße läuft zur Zeit eine Ausstellung zum Thema "Wenn es anders kommt – das behinderte Kind. - Foto: pp

Eichstätt (EK) "Wenn es anders kommt – das behinderte Kind". Zu diesem Thema ist in Eichstätt noch bis zum 31. August eine Ausstellung zu sehen. Ort ist die Grabmannstraße 2, wo das Sachgebiet Gesundheitswesen des Landratsamtes Eichstätt seinen Sitz hat (BRK-Haus).

Bei vielen Eltern löst die Mitteilung, dass ihr Kind behindert oder chronisch krank ist, Unsicherheit und Sorge aus. Dann brauchen Eltern über therapeutische Leistungen hinaus Unterstützung im Alltag. "Hilfe gibt es, leider wissen viele Eltern oftmals nicht, wohin sie sich wenden können", erklärt Christine Feil, Sozialpädagogin im Landratsamt Eichstätt. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Judith Miller möchte sie betroffenen Eltern Mut machen, sich jede Form der Hilfe zu holen, wenn eine Diagnose gestellt wird, "die das ganze Leben radikal verändert".

 
Im Rahmen der Ausstellung präsentieren sich auch Selbsthilfegruppen der Region 10.

Dass man Ansprechpartner braucht, die sich auskennen und Tipps geben können, das wissen auch die Vertreterinnen der Selbsthilfegruppen der Region 10, die sich anlässlich der Ausstellung im Landratsamt Eichstätt zum Gedankenaustausch trafen: Die Frauen möchten Rat und Stütze sein und ihre Erfahrungen an andere Betroffene weitergeben, "denn es gibt viele Infos und Neuigkeiten, von denen man teilweise nur per Zufall mitbekommt, die aber einen Familienalltag sehr erleichtern können", so die Vereinsvertreterinnen.

Katrin Wintergerst (32) organisiert im Rahmen der Offenen Behindertenarbeit der Caritas Sozialstation Eichstätt die Selbsthilfegruppe für Eltern und Angehörige von chronisch kranken und behinderten Kindern. "Die Treffen dienen als gegenseitiger Erfahrungsaustausch beim Umgang mit der Diagnose. Kinder mit Handicap sind zwar oft fachlich in den besten Händen, doch fehlt es oft an gutem Zuspruch, und den brauchen die Eltern in dieser schwierigen Zeit vermehrt."

Gegenseitig stützen

Ute Heuler (56) ist Initiatorin und Ansprechpartnerin der Selbsthilfegruppe Autismus der Region 10 und weiß aus der Erfahrung mit ihrem Sohn, wie wichtig die gegenseitige Stützung von betroffenen Familien ist. Seit drei Jahren existiert am "Haus Miteinander" in Ingolstadt eine Beratungsstelle für Eltern autistischer Kinder. Ab September gibt es dort auch Frühförderung und Therapie für autistische Kinder durch eine erfahrene Heilpädagogin.

Lisa Mosandl (46) betreut vor allem Selbsthilfegruppen im Bereich Kipfenberg und koordiniert bei Regens Wagner Holnstein vernetzte Hilfen für Menschen mit Behinderung. Sie arbeitet viel mit geistig behinderten Erwachsenen, bietet aber auch Unterstützung für Kinder und Jugendliche. "Wir schaffen Entlastung und Freiräume für betreuende Angehörige und ermöglichen den Behinderten selbst mehr Selbstständigkeit. Sehr gut angenommen werden unsere Angebote im Rahmen des Familienunterstützenden Dienstes, auch Tagesbetreuung führen wir durch", erzählt Mosandl.

Christl Thaller (50) ist Kinderkrankenschwester beim Verein "Elisa" und bietet Familiennachsorge für schwerst- und chronisch kranke Kinder in der gesamten Region. "Wir übernehmen ab der Geburt Pflege und Betreuung, vermitteln Adressen, bieten Nachsorge und sehen uns als Pfeiler zur Unterstützung der Familien.

Die Selbsthilfegruppe "Down-Kind" besteht seit 1988 und hat sich zur Aufgabe gemacht, Eltern von Neugeborenen mit Down-Syndrom besonders in der Anfangszeit zu begleiten. "Wir wollen Vorurteile abbauen, auch Ärzte und Schwestern unterstützen. Wichtigste Voraussetzung für eine gute Entwicklung eines Down-Kindes ist die liebevolle Annahme in der Familie", weiß Ansprechpartnerin Barbara Pfahler (39).

Gegen Impfmüdigkeit

Anna Rausch (59), Hilda Back (44) und Waltraud Böswald sind Mitglieder der Selbsthilfegruppe für Polio- und Postpolio-Betroffene. Sprecherin Anna Rausch widerlegt die leider oftmals irrige Ansicht, dass Kinderlähmung in Europa als ausgerottet gilt. "Es gibt Fälle von Kinderlähmung in Russland. Durch die Reisefreudigkeit kann der Virus sehr schnell wieder zum Ausbruch kommen, deshalb möchten wir der zunehmenden Impfmüdigkeit in der Bevölkerung entgegenwirken. Wir appellieren an alle Eltern, bei der Schutzimpfung nicht nachzulassen."