Manching
Hilfe in seelischer Not

Bezirk Oberbayern baut neuen Krisendienst Psychiatrie auf Region um Ingolstadt wird 2017 einbezogen

01.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:44 Uhr

Manching (DK) Die Studentin Marianne Kaiser (Name geändert) aus Manching war an einem Sonntag im Januar mit ihren Nerven am Ende: Die 21-Jährige wurde von ihrem Freund verlassen und am kommenden Tag stand an der Katholischen Universität Eichstätt, wo sie studierte, eine wichtige Klausur an. Die Abgabe einer Hausarbeit war überfällig.

Und dazu diese immerwährende Müdigkeit, ohne schlafen zu können, und die ständigen Weinkrämpfe.

Sie berichtet leise und stockend, wie sie die Schachtel mit den Schlaftabletten bereits in der Hand hielt. Es waren ihre Cousine und deren Mann, die aus einer Ahnung heraus kurz darauf noch bei Marianne Kaiser vorbeischauten - und so das Schlimmste verhinderten.

Aber was, wenn es keinen Freund oder Angehörigen in einer solchen Lage gibt? Wenn niemand da ist zum Zuhören? Es gibt die Telefonseelsorge - doch diese ist meist überlastet. Klar, wenn man noch die Kraft dazu hat, kann man die Polizei anrufen. Die Beamten bringen den Suizidgefährdeten umgehend in die nächste geschlossene Psychiatrie. Aber zum einen sind Polizisten nun mal weder Psychologen noch Mediziner und zum anderen steht nach einem solchen Einsatz unwiderruflich fest: Jeder in der Nachbarschaft weiß, dass man seelisch krank ist.

Deshalb möchte jetzt der Bezirk Oberbayern professionelle Abhilfe schaffen. Aktuell im Aufbau befindet sich ein sogenannter Krisendienst Psychiatrie für den gesamten Bezirk. Anfang Juni dieses Jahres geht er zuerst im Landkreis München an den Start; im Herbst folgen die Landkreise Ebersberg, Erding, Freising, Dachau, Fürstenfeldbruck und Starnberg sowie das südöstliche Oberbayern. Als letzter Teilabschnitt werden im Jahr 2017 die Region 10 um Ingolstadt und das südwestliche Oberland von Landsberg bis Garmisch-Partenkirchen angeschlossen.

"Der Krisendienst bietet erste Entlastung und Orientierung. Betroffene, Angehörige, Bezugspersonen und Hilfesuchende aus dem sozialen Umfeld werden fachkundig beraten", heißt es seitens des Bezirks, der schon seit Jahren unter anderem auch für den Betrieb der staatlichen Psychiatrien und die Hilfe zur Pflege bei ambulant betreuten psychisch Kranken zuständig ist. "In dringlichen Fällen kann der Einsatz erfahrener Fachkräfte am Ort der Krise die richtige Hilfe sein. Hier geht es um das Abwägen möglicher Gefährdungen, so eine Mitteilung.

Die Zahl der an Depression Erkrankten wächst in Oberbayern, rund elf Prozent mehr waren es 2015 im Vergleich zum Vorjahr nach Angaben der Kaufmännischen Krankenkasse.