Ingolstadt
Hilfe in der Krise

Polizeipräsidien und Krisendienst Psychiatrie haben Kooperationsvereinbarung unterzeichnet

05.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:34 Uhr
Kooperationsvereinbarung unterzeichnet: Bezirkstagspräsident Josef Mederer, der Polizeivizepräsident Münchens Norbert Radmacher, Karin Majewski vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, Polizeivizepräsidentin Oberbayern-Süd Eva Schichl, der Vorsitzende der KBO Martin Spuckti und der Polizeivizepräsident Oberbayern-Nord Roland Kerscher (v.l.) −Foto: Polizei

Ingolstadt (DK) Die Polizeipräsidien Oberbayern-Nord, Süd und München und der Krisendienst Psychiatrie für Oberbayern haben eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.

Es regelt die Hinzuziehung des Krisendienstes bei der Unterbringung psychisch kranker Menschen. Bürgerinnen und Bürgern soll dadurch in psychischen Krisen fachliche Hilfestellung zukommen.

Das Bayerische Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz (BayPsychKHG) regelt die Voraussetzungen und die Gestaltung der öffentlich-rechtlichen Unterbringung psychisch kranker Menschen. Auch die Polizei ist in Einsatzsituationen immer wieder mit Menschen konfrontiert, die sich in psychischen Ausnahmesituationen befinden. Das BayPsychKHG gibt vor, dass bei einer Gefährdung, vor Anordnung einer Einweisung ein Krisendienst hinzugezogen werden soll.

Gemeinsam mit dem Krisendienst Psychiatrie für Oberbayern erarbeiteten die Polizeipräsidien München, Oberbayern Nord und Süd eine Vereinbarung, die die Hinzuziehung des Krisendienstes regelt. Ziel ist es, zu deeskalieren und rasch fachgerechte psychiatrische Hilfe zu vermitteln, um dadurch Unterbringungen zu vermeiden und so eine zentrale Vorgabe des BayPsychKHG umzusetzen.

Am Donnerstag unterzeichnete Polizeivizepräsident Roland Kerscher (Polizeipräsidium Oberbayern-Nord) die Vereinbarung mit dem Krisendienst Psychiatrie für Oberbayern. Zudem unterzeichneten die Leitende Polizeidirektorin Eva Schichl (Polizeipräsidium Oberbayern-Süd), Polizeivizepräsident Norbert Radmacher für das Polizeipräsidium München sowie Josef Mederer (Präsident des Bezirktags von Oberbayern), Martin Spuckti (Vorstandsvorsitzender der Kliniken des Bezirks Oberbayern) und Karin Majewski (Paritätischer Wohlfahrtsverband, Bezirksverband Oberbayern). "Durch die Kooperationsvereinbarung wird dem gemeinsamen Bestreben Ausdruck verliehen, Bürgerinnen und Bürger in psychischen Krisen fachliche Hilfestellung zukommen zu lassen", wie es in einer Mitteilung heißt.

Der in München bereits seit Jahren etablierte Krisendienst Psychiatrie wurde seit 2016 auf ganz Oberbayern ausgeweitet und steht nun auch für die Landkreise Starnberg, Fürstenfeldbruck, Dachau, Freising, Erding, Ebersberg, Landsberg am Lech, Eichstätt, Ingolstadt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen zur Verfügung. Es handelt sich beim Krisendienst Psychiatrie um eine Netzwerkorganisation, bei der lokale Träger der Freien Wohlfahrtspflege (Caritas, AWO, Diakonie) und psychiatrische Kliniken zusammenarbeiten und Leistungen für den Krisendienst erbringen.

Die für ganz Oberbayern zuständige Leitstelle des Krisendienstes Psychiatrie steht den Einsatzkräften der Polizei zum einen zur telefonischen fachlichen Unterstützung im Umgang mit psychisch kranken Personen zur Verfügung. Darüber hinaus kann die Polizei ein Mobiles Teams zur vor-Ort-Betreuung heranziehen. Ein Ziel ist hierbei, in geeigneten Fällen Einweisungen in psychiatrische Krankenhäuser zu vermeiden.

Die Leitstelle des Krisendienstes Psychiatrie hat außerdem einen Gesamtüberblick über die bereits bestehenden Hilfsangebote für ganz Oberbayern. "Mit dieser Lotsenfunktion leisten die Krisendienste den Betroffenen wichtige Unterstützung", heißt es weiter in der Mitteilung. Polizeivizepräsident Roland Kerscher: "Die Kolleginnen und Kollegen kommen bei verschiedensten Einsätzen immer wieder mit Menschen in Kontakt, die Unterstützung zur Bewältigung psychischer Probleme benötigen. Dies ist weder Aufgabe der Polizei, noch kann sie dies leisten. Hier besteht nun die Möglichkeit, mit Einverständnis des Betroffenen oder von Angehörigen, den Krisendienst hinzuzuziehen oder durch die Weitergabe von Infomaterial auf die Erreichbarkeit des Krisendienstes Psychiatrie hinzuweisen. Dies stellt in jedem Fall eine Entlastung für die Einsatzkräfte dar. Wünschenswert wäre, wenn auch die Mobilen Teams genauso wie die Leitstelle des Krisendienstes künftig 24-Stunden verfügbar wären. "

Weitere Informationen zum Thema Krisendienst Psychiatrie sind auf der Seite www. krisendienst-psychiatrie. de zu finden.