Schrobenhausen
"High Heels kann man nicht anziehen"

Die Baustelle in der Schrobenhausener Lenbachstraße: Wer treibt sich hier so rum?

03.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:25 Uhr
Die ewige Baustelle in der Lenbachstraße, wer kennt sie nicht. Leer ist die Lenbachstraße an Sommertage trotzdem nicht, da gibt es durchaus solche, die es sich hier gutgehen lassen. −Foto: Tyroller

Schrobenhausen (SZ) Zugegangen wie am Stachus ist es in der Schrobenhausener Altstadt wohl noch nie und das wird sich vermutlich so schnell auch nicht ändern. Zu Stoßzeiten ist in der Lenbachstraße jedoch durchaus was los - aber auch bei den heißen Temperaturen und der Baustelle? Oder tummeln sich etwa alle lieber am Weiher oder im Städtischen Freibad?

Brumm. Brumm. Da rödelt der Bagger in der Lenbachstraße. Daneben weist ein Baustellenschild auf die Baustelle hin. Eigentlich ist wieder ein Weg direkt neben der Baustelle frei, doch wer beispielsweise in die Apotheke muss, muss mitten durch die Baustelle. Bauarbeiten hin oder her - jeden scheint das allerdings nicht zu stören. So wird fröhlich in den umliegenden Cafés eine Tasse Kaffee geschlürft oder sich bei einem Eis abgekühlt. Auch Florian Appel aus Hörzhausen sieht die Sache mit der Baustelle ganz entspannt: "Ich bin da flexibel!"


Aber es flanieren auch Leute durch die Altstadt, nicht weil sie können, sondern vielmehr, weil sie müssen. Von denen werden die Bauarbeiten nämlich sehr wohl als störend empfunden und die nehmen sie nur gezwungenermaßen in Kauf. "Die Baustelle stört gscheid!", berichtet eine ältere Dame aus Brunnen, die auf dem Weg zum Arzt ist. "Ich musste weit außerhalb parken." Ihr kann ein älterer Herr, der zum Doktor muss, nur beipflichten: "Es ist schwierig zum herkommen", meint er. "Aber da kann man nichts machen."

"Schrobenhausen hat eine schöne Innenstadt! Ich komme immer wieder gerne hierher", schwärmt dagegen Petra Kastner aus Petershausen von der Spargelstadt. Doch auch als sie letztens beim Arzt war, habe sie die Baustellengeräusche bis ins Wartezimmer gehört, berichtet sie.

Und mit der Baustelle gehe nicht nur der Geräuschpegel einher, sondern auch ein ganz anderes Problem, wie Elke Enzmann erkennt. "High Heels kann man nicht anziehen", meint sie lachend. Mit hohen Hacken durch die Baustelle stiefeln - das könnte eine schwierige Challenge der bekannten Model Castingshow sein, für den Alltag ist die Variante aber wohl eher weniger geeignet. Ein Ehepaar, das noch nicht allzu lange in Schrobenhausen sesshaft ist, kennt die Asparagus-City hingegen nur im Umbau. "Eine Baustelle stört immer", sind sich Silke und Sascha Dittmar einig. Was sie jedoch verwundert ist, dass generell Autos in der Schrobenhausener Altstadt fahren dürfen. Sie kennen das Modell autofreie Stadt. "Parkplätze sind hier sowieso generell ein Problem", meinen sie.

Wer sich auskennt, umgeht die Baustelle einfach und nimmt einen Schleichweg. Schließlich führen alle Wege nach Rom beziehungsweise zum gewünschten Ziel. Oder man fährt ganz einfach mit dem Rad, dann geht das Vorankommen auch einen Tick schneller als mit dem Auto. Ein klares Ziel hat auch der Paketbote, der von einem Geschäft zum nächsten hetzt, vor Augen. Weiter vorne schlendern zwei Freundinnen, die zum Brunchen verabredet sind. Und dann wäre da noch eine Kindergartentruppe, die sich nach dem Büchereibesuch noch ein Eis gönnt. Ausstaffiert mit Warnweste sitzen sie in Reih und Glied vor der Eisdiele und schlecken genüsslich an ihrer Eiskugel.

Und dann wären da noch die drei Herren, die sich tagtäglich in der Schrobenhausener Altstadt auf ein Pläuschchen treffen. Wer kennt sie nicht? Von Montag bis Freitag sind die drei Einheimischen Tag ein Tag aus an ihrem angestammten Platz in der Nähe der Raiffeisen Bank anzutreffen und das von 9 bis 10.30 Uhr. "Am Wochenende sind wir aber am Sportplatz", berichtet einer der drei Rentner, die aber anonym bleiben möchten. "Diejenigen, die uns kennen, wissen sowieso von wem die Rede ist", wirft der unbekannte Herr Numero Zwei lachend ein.

Tabea Tyroller