Schrobenhausen
Hier wird der Geburtstag des Kini gefeiert

Ausstellung im Pflegschloss

21.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:26 Uhr
Sisi samt Skizze in Margit Grüners Atelier. −Foto: Petry

Der Kini ist erst der zweite Mann, den Margit Grüner modelliert hat, aber ihr Ludwig II. sorgt für Aufsehen. Nicht erst, seit er in Schrobenhausen im Museum im Pflegschloss zu sehen ist. Fast noch spektakulärer ist allerdings die Damenwelt, um ihn herum, entstanden aus Scherben, die in den Händen der Künstlerin zu Mosaiken wurden. Sie alle werden im Rahmen einer Ausstellung präsentiert. Und mitten in die Schau fällt der Geburtstag des Kini. Da muss man doch was draus machen, hat sich Margit Grüner gedacht.

Wie ist das möglich, dass er sich tatsächlich so ähnlich sieht? Ludwig II. als Porzellanmosaik, gemacht aus Scherben, die gebrochen, bearbeitet, geklebt werden. Einst waren das Teller, Tassen, Töpfe, Kannen, Schüsseln - und jetzt: ein Mensch, mit einem Gesichtsausdruck. Die Künstlerin, die diesen Kini geschaffen hat, lacht und schweigt. Das ist nämlich ein Betriebsgeheimnis.

Margit Grüner aus Scheyern hat sich ihrer Kunst in Jahrzehnten genähert, sie hat gelernt, ihre Technik verfeinert, längst kann sie fast alles gestalten, was sie möchte. Bevorzugt Frauen, gerne Diven, oft mit einem Augenzwinkern. Wer vorsichtig ist und es wagt, den Zinnkrug-Deckel, der einen BH darstellt, aufklappt, wird sich wundern. Und nein, Bier ist nicht drin. Nackte Tatsachen aber auch nicht.

Sie traut sich was. Sie macht das mit Wonne. Wer schon einmal bei Kunst im Gut am Scheyrer Prielhof zu Gast war, dem wird die eine oder andere Grüner-Mosaikplastik schon aufgefallen sein. Das Kunstfestival, das inzwischen zum Bedauern vieler Geschichte ist, hat sie gemacht, geschaffen und so lange am Leben gehalten, wie es nur möglich war. Aber alles hat bekanntlich seine Zeit. Auch Kunst im Gut.

Mit mehr Fokusauf die eigene Karriere

Andererseits ist die Bildhauerin nun freier, kann sich auf ihre Karriere besinnen, und das tut sie. Voraussichtlich noch bis zum Jahresende sind einige der Arbeiten von Margit Grüner im Museum im Pflegschloss in Schrobenhausen zu sehen. Mit gutem Grund. Denn der Stadtteil Sandizell war über Jahrzehnte hinweg eine Porzellanhochburg. Gleich mehrere Manufakturen gab es hier; inzwischen haben auch sie ihre Zeit gehabt. Die Nachfahren aber haben Margit Grüner Restbestände zur Verfügung gestellt; sie hat das genutzt.

Die Sisi ist ausSandizeller Porzellan

Ihre Sisi, glänzend, fast gleißend weiß, ist nahezu vollständig aus Sandizeller Porzellan gemacht. "Sie schaut etwas ernst", findet Margit Grüner, weiß aber, dass das kein Zufall ist. Wer ihre Gedichte kennt, weiß um die Tiefe ihrer Seele, die so gar nichts mit dem Bild gemein hat, das die Sisi-Filme mit Romy Schneider dereinst gezeichnet haben. "Jedenfalls wäre sie ziemlich entsetzt, wenn sie wüsste, wie schwer sie als Mosaikfigur ist", sagt Margit Grüner und lacht. 140 Kilo - da wäre Hoheit not amused gewesen. Verblüffend, wie viel Material nötig ist, um Sisi grazil in Szene zu setzen. Spektakulär ist übrigens auch die Rückseite. Die muss man gesehen haben.

Eben so wie den gesamten Hofstaat. Spargelkönigin, Rosenkönigin, Bierkönigin - alle sind sie da, erzählen kleine Geschichten, laden ein, in Margit Grüners Welt einzutauchen und sich mit ihr kleine Geschichten oder Dialoge auszudenken.

Nur einer wird hier nicht ausgestellt: der andere Mann, den die Bildhauerin geschaffen hatte. Tarzan im Lendenschurz ist nämlich schon verkauft.

SZ

Mathias Petry