Schrobenhausen
Hier kommt man zwei Künstlern näher

Zur Vernissage der sehenswerten Online-Ausstellung im ZKLenbach

16.05.2021 | Stand 20.05.2021, 3:34 Uhr
Stefan Bircheneder mit seinem ersten Atelier-Stuhl, den er hat, seit er drei Jahre alt war. −Foto: Budke

Schrobenhausen - Für die Vernissage im ZKLenbach am Freitagabend musste sich niemand schick anziehen, denn sie fand im Netz statt - wie sollte es in dem virtuellen Museum und der Galerie, in der Initiator Harald Brosi zeitgenössischer Kunst einen öffentlichen Raum gibt, auch anders sein? Ab sofort ist die Ausstellung "still(a)live" mit Bildern von Stefan Bircheneder und Christoph Scholter online.

Mit gerade einmal sieben Minuten und 51 Sekunden dürfte es eine der kürzesten Ausstellungseröffnungen, die die kunstinteressierten Besucher bisher erlebt haben, gewesen sein. Keine Begrüßungsreden von lokaler Prominenz, keine Erläuterungen zur Vita und zu den Werken der Künstler, keine ausführliche Ansprache des Hausherrn. Stattdessen gab es einen YouTube-Film, in dem die Zuschauer den Künstlern Stefan Bircheneder und Christoph Scholter ganz nah kommen. Optisch geschah dies durch Großaufnahmen, inhaltlich durch die offenen Antworten auf sieben Fragen. "Verschaffen Sie sich spannende Eindrücke über die Künstler selbst - einige Kunstwerke sind dabei auch zu entdecken", hatte Museumsgründer und Galerist Harald Brosi in seiner kurzen, an Star Wars angelehnten Einleitung unter das Video geschrieben, bevor der Countdown startete.

Nach der Einblendung der ersten Frage "Ist dir der Austausch mit deinen Fans wichtig", beginnt das aufgezeichnete Interview unterhaltsam: Anscheinend ist man bei Stefan Bircheneder zuhause. Er sitzt am Schreibtisch, während vor seinem Fenster Fans seinen Namen skandieren und ein Plakat mit der Aufschrift "Stefan, ich will ein Bild von Dir" hoch halten. Der ausgebildete Kirchenmaler und Restaurator, der seit 2011 als freischaffender Künstler in Regensburg und Vilshofen arbeitet, antwortet, dass der Austausch bei einer Ausstellung sehr wichtig ist: "Wenn sich die Leute in den Sachen wiederfinden?, dann entstehen schöne Gespräche." Dann wechselt das Bild und der Schrobenhausener Christoph Scholter erscheint in Porträtaufnahme. Auch er freut sich über Feedback, gesteht allerdings mit einem verschmitzten Lächeln: "Fanpost habe ich noch keine bekommen - aber vielleicht wird es ja noch."

In diesem Stil wechseln die Einstellungen im Video bei der Beantwortung der folgenden Fragen zwischen den beiden Kunstschaffenden und die Zuschauer erfahren so einiges: Zum Beispiel, dass sowohl Bircheneder wie auch Scholter Kunstwerke von Kolleginnen und Kollegen besitzen, die sie teils im Tausch erhalten haben. Oder dass Bircheneder am liebsten Bayern2 hört, aber bei der Arbeit so konzentriert ist, dass er gar nichts mehr wahrnimmt. Dagegen bevorzugt Scholter Hörspiele und hält als Beweis eine alte "Perry Rhodan"-Kassette in die Kamera, die wohl aus Jugendtagen stammt und anscheinend noch immer läuft. Einig sind sich die beiden, dass ein Glas Rotwein durchaus Luxus sein kann - sich etwas gönnen, ist das Stichwort auf die entsprechende Frage. Bircheneder veranschaulicht das ganz plastisch zigarrerauchend mit hochgelegten Füßen im Ledersessel.

Auf die folgende Frage "Was ist für dich lebensnotwendig", erscheint im Film eine Kaffeemaschine in Großaufnahme, die auf den ersten Blick ein Scholter- oder Bircheneder-Gemälde sein könnte, denn beide können fotorealistisch in einer beeindruckend hohen Qualität malen. Allerdings wird klar: Die Maschine im Film ist real, das heiße Wasser gluckert und der Kaffee läuft durch den Filter in die Glaskanne. Scholter versucht eine ernsthafte Antwort: "Atmen, essen, schlafen, Bewegung und Kommunikation" und fügt nach einer kurzen Pause wieder einmal augenzwinkernd hinzu: "... aber es macht sich sicher gut, wenn ich jetzt sage: Kunst."

Tatsächlich entspricht dies wohl ein Stück weit der Wahrheit, denn immerhin sind sowohl Christoph Scholter wie auch Stefan Bircheneder seit ihrer Kindheit kreativ unterwegs: "Das wurde mir wohl schon in die Wiege gelegt", meint Scholter, hält eine Kinderzeichnung in die Kamera und betont, dass seine Eltern seine Kreativität stets gefördert haben. Und auch Bircheneder präsentiert ein Andenken: "Meine erster Altelier-Stuhl, den hatte ich mit drei Jahren - irgendwie war der Weg vorgezeichnet."

Das Gute an einer Online-Veranstaltung ist, dass man sie nachschauen kann, wenn man den Termin verpasst hat. Den Link zum Film, Informationen zu den Künstlern und natürlich die gesamte Ausstellung, die bis Ende August läuft, findet man unter www.zklenbach.de.

SZ