Scheyern
"Hier ist die Mitte!"

100 Bürger bei Diskussionsabend über Nutzung des Waldbauernschulgeländes als künftigen Ortskern

15.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:48 Uhr

Foto: Hans Steininger

Scheyern (PK) Mit ihrem Heimatort stark verbunden zeigten sich ziemlich exakt 100 Scheyerer Bürger, die der Einladung von Bürgermeister Manfred Sterz (FW) zu einem Dialog über die künftige Nutzung des Waldbauernschulgeländes gefolgt waren. Und dieser gestaltete sich informativ und fruchtbar.

Ziemlich am Ende der Veranstaltung brachte es Brigitte Moser, nebenberuflich Kabarettistin bei den Stachelbären, auf den Punkt: „Ein Ortskern muss verdeutlichen: hier ist die Mitte! Und die muss attraktiv sein, um von den Bürgern angenommen zu werden. Ein Ortskern ist wichtig für Scheyern, und den gab es im eigentlichen Sinne bisher nicht“. Damit hatte sie ausgedrückt, was sich hinter den Vorstellungen der Bürger verbarg: Ein gefühltes Defizit, was einen Mittelpunkt anbelangt.

„Jetzt ist die Chance gekommen, das zu ändern“, betonte Rathauschef Manfred Sterz, denn die Gemeinde steht unter Zugzwang. Für die gesamte Liegenschaft der Waldbauernschule hat Scheyern bis zum 16. Januar 2016 ein Nutzungskonzept für den Gemeinbedarf zu erstellen, da sonst das im Jahr 2006 erworbene Gelände wieder an den Freistaat Bayern zurückfällt (PK berichtete). Da trifft es sich gut, dass das Regensburger Städteplanerbüro Dömges Architekten AG derzeit den Ortskern überplant und die Waldbauernschule nebst unmittelbarer Umgebung in Form eines Nutzungs-, Sanierungs- und Gestaltungskonzept mit einbindet. Das schließt eine Wegeverbindung zum Kloster ebenso ein wie eine damit verbundene Neugestaltung des Schyrenplatzes, den Spielplatz, den Straßenraum rund um die Mariensäule, das Altenheim und die Waldbauernschule selbst. Untersuchungen haben ergeben, dass die Bausubstanz des 1568 erbauten, denkmalgeschützten Gebäudeteils so beschaffen ist, dass es eine Sanierung rechtfertigt. Der rechte Flügel jedoch steht nicht unter Denkmalschutz und könnte einem neuen, funktionalen Gebäude weichen, das sich dem historischen Gebäude aber optisch unterordnet. Darin könnte das Rathaus Platz finden, denn das gehört in die Ortsmitte, darüber herrschte allgemein Übereinstimmung.

Dömges stellte drei erste alternative Planungsentwürfe vor, die alle einen zusammenhängenden Ortskern beinhalten. Das regte die Bürger zu weiteren Vorschlägen an, die sowohl von der Gemeinde, als auch vom Architektenbüro notiert wurden und überprüft werden. Die reichten, das historische Gebäude betreffend, von der Integration der Gemeindebibliothek bis hin zu einem Bürgercafé, von der Wiederbelebung der früheren Taverne bis hin zum Bürgerbüro, eine Nutzung als Vereinsheim, Schulungszentrum der Volkshochschule und anderes mehr. Viele Vorstellungen der Bürger deckten sich mit einer Präsentation der Gemeinderäte Andreas Mahl und Johann Schmid (beide FW) mit Unterstützung des Windener Bürgers Andreas Neumair. Die wurde in einer Klausurtagung des gesamten Gemeinderats an der „Schule der Dorf- und Landentwicklung Thierhaupten“ erarbeitet und zeigt bereits relativ detaillierte Wege und Vorschläge auf, die ehemalige Waldbauernschule betreffend.

Interessante Vorschläge kamen auch zur Gestaltung des Umfeldes, begonnen bei einem Dorfbrunnen, über einen Platz für den Maibaum bis hin zu einer Art „Amphitheater“, ein gestuftes Halbrund zum Sitzen anstelle der derzeitigen Garagen vor dem bisher von einzelnen Gewerben genutzten Gebäudeflügel.

Gegensätzliche Meinungen aber gab es bezüglich der Architektur eines eventuellen Anbaus. Da gab es Befürworter einer absoluten Anpassung der Fassade an das denkmalgeschützte Gebäude wie auch Anhänger einer neuzeitlichen Architektur. Die soll zwar einen Bezug zur historischen Fassade herstellen, aber dennoch das moderne Scheyern zum Ausdruck bringen. Viel Arbeit also für alle Beteiligten, eine optimale Lösung zu finden. Die aber werde es kaum geben, denn man könne es nicht allen recht machen, meinte Sterz.