Ingolstadt
Hier hat der Umbau Tradition

Am Reuchlin-Gymnasium muss auf Jahre hinaus mit Sanierungsarbeiten gerechnet werden

05.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:41 Uhr

Historische Fassade: Von außen sieht man dem denkmalgeschützten Gebäude nicht an, dass es sanierungsbedürftig ist. Im Unterschied zu den neueren Klassen- und Sporttrakten auf beiden Seiten bleibt das historische Haus erhalten - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Eine Schule steht auf dem Prüfstand. Nicht etwa das Personal oder die Qualität des Unterrichts, sondern die Räume, in denen künftig gelehrt werden soll.

Am 24. Februar hat der Stadtrat die anspruchsvolle Aufgabe, ein groß angelegtes Konzept für das Reuchlin-Gymnasium zu beschließen. Allein die Größenordnung des Planungshonorars ist schon ein Indiz dafür, dass hier keine Nebensache verhandelt wird. Mehr als eine halbe Million Euro soll die Vollversammlung allein für die nächste Stufe (Leistungsphase 3) genehmigen. Dabei ist von Baukosten noch gar keine Rede. „Eine genaue Aussage ist zum derzeitigen Planungsstand nicht möglich“, halten sich die Referenten Albert Wittmann und Gabriel Engert in ihrem Stadtratspapier zurück. Es geht jetzt erst einmal um den Kurs, den man bei Sanierung und Neubau des Gymnasiums einschlagen will.

Seit 2013 ist das Ingolstädter Architekturbüro Ahlswede und Jost bei einer Bestandsaufnahme zu dem Schluss gekommen, dass sowohl beim Altbau von 1894 als auch bei den später errichteten Klassen- und Sporttrakten „dringender Sanierungsbedarf“ besteht.

Die Schulverwaltung geht in den Jahren bis 2022 von 730 bis 780 Neuzugängen jährlich an den Ingolstädter Gymnasien aus, davon 80 bis 85 am Reuchlin-Gymnasium. Das künftige Reuchlin soll demnach auf eine Kapazität von 21 Klassen in den Jahrgängen fünf bis zehn plus Oberstufe ausgelegt sein. Trotz des Erweiterungsbaus von 2009 muss der Schulbetrieb nach wie vor mit Überganglösungen wie den Containern im Hof der Harderbastei auskommen.

Das ganze Raumprogramm, das die Schulplaner sich längerfristig vorstellen, hat offenbar auf dem jetzigen Grundstück nicht ausreichend Platz. Beim Denkmalbau soll die innere Raumstruktur weitgehend erhalten bleiben, in ihm sollen nach der Sanierung Klassen-, Kurs- und Aufenthaltsräume untergebracht werden. Das Dachgeschoss sei kaum nutzbar, heißt es in dem Konzept.

Beim Ostflügel erfüllen die Maße der beiden übereinander liegenden Sporthallen nicht mehr die Schulbaunorm. „Daraus ergibt sich notwendigerweise ein Neuaufbau des Ostflügels mit nur einer Sporthalle und die Auslagerung einer Sporthalle, für die ein neuer Standort in noch akzeptabler fußläufiger Entfernung zu suchen war.“ Dieses von der Verwaltung favorisierte Grundstück – eine Grünfläche neben der Schule Auf der Schanz – stieß am Dienstag in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses auf einige Skepsis.

Das Gremium mochte sich auch sonst noch nicht auf ein Votum zum Sanierungskonzept festlegen. Er habe noch „Bauchschmerzen“, bekannte Christoph Lauer (Grüne). Seine Anregung, die Doppelturnhalle eventuell mit beiden Etagen ganz unter die Erde zu legen, hat jedoch nur wenig Erfolgsaussichten. „Das wäre bautechnisch ein wahnsinniger Aufwand“, wandte Hochbauamtschef Gabriel Nißl ein. Franz Hofmaier (ÖDP) erkundigte sich nach Ausweichkapazitäten während des Baus der Sporthallen. „Viel haben wir nicht“, musste Wilhelm Schelchshorn zugeben, der Leiter des Schulverwaltungsamtes. Sein Rat: „Fleißig schwimmen und unser neues Sportbad nutzen.“

Den stärksten Tobak hatte Johann Stachel (FW) auf Lager. „Ich kenne in Ingolstadt kein Gebäude, wo die Toiletten in einem so schlechten Zustand sind“, sagte der Installateurmeister. „Ich bin von der Branche, ich bin einiges gewöhnt. Da zieht’s dir wirklich die Schuhe aus.“ Er habe auch erfahren, schimpfte der Stadtrat, dass am Neubau von 2009 schon jetzt das Dach undicht sei.