Eichstätt
Hier dreht sich alles um "Krise(n)"

Beim Lesefestival "LiteraPur 13" in Eichstätt und Ingolstadt stellen sich junge Autoren dem aktuellen Thema

29.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:05 Uhr

Eichstätt/Ingolstadt (EK) Das besondere Lesefest „LiteraPur“ in Eichstätt geht in die zweite Runde und heißt jetzt „LiteraPur 13“: Von 3. bis 8. Juni wartet das Festival unter dem Motto „Krise(n)“ dabei mit einigen Neuerungen auf. War es im vergangenen Jahr vor allem als Förderung junger Autoren und solchen mit ersten Werken gedacht, „haben wir dieses Mal zwar auch vor allem Autoren unter 40 zu Gast, doch sind dieses Mal Autoren, die auch einem breiteren Lesepublikum bekannt sind, dabei.

Beispielsweise Natasa Dragnic, deren Debütroman mittlerweile in 30 Ländern verkauft wird“, sagen die beiden Organisatoren Michael Kleinherne und Christopher Knoll. Die beiden Mitarbeiter der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt verweisen auch auf Björn Bicker, Autor von Theaterstücken, Hörspielen und Prosa, der unter anderem als Dramaturg an den Münchener Kammerspielen gearbeitet hat.

Michael Kleinherne, promovierter Germanist, Autor und Journalist, und Christopher Knoll, Lehrbeauftragter der Katholischen Universität für Deutsch für Ausländer, Kultur und Literatur, stützen sich bei Organisation und Begleitung des Festivals erneut auf ihre studentischen Mitstreiter. Janin Istenits etwa hat auch das diesjährige Plakat mit der Welle („Zeichen für das Auf und Ab von Krisen“) entworfen. So ist der Wunsch, aus dem ersten Lesefest möge sich eine Festivalreihe für Autoren und Publikum entwickeln, in Erfüllung gegangen. Die Kooperation von Studierenden der Lehrstühle für Didaktik Deutsch und Deutsch als Fremdsprache, des Kulturreferats der Uni und der Fachgruppe Germanistik bietet den Studierenden auch die Möglichkeit, Berufsfelder im Bereich der Literatur zu entdecken.

In diesem Jahr punktet das zweite Festival mit einer noch größeren Mischung aus arrivierten jungen Autoren und solchen, die am Anfang stehen. Ein Beispiel ist die Bachmann-Preisträgerin Dorothee Elmiger, mit 28 Jahren gleichzeitig die jüngste Autorin. Erstmals winkt eine Preisauslobung für Schüler und Studenten beim Schreibwettbewerb, der unter dem Motto „Schickt uns eure Krisen!“ gezielt zum Schreiben anregen wollte. Kreatives Schreiben als Kurs hatte Kleinherne während eines Studienjahres in den USA kennengelernt, Christopher Knoll während eines Praktikumsjahres in Indien, wo er „Creative Writing“ am British Council belegte.

Welche Preise winken? Die Nachwuchsautoren des diesjährigen Festivals – „unsere jüngste schreibende Schülerin ist in der 6. Klasse“ – dürfen kostenlos an den von Lektor Martin Hielscher (Verlag C. H. Beck) geleiteten Schreibworkshops teilnehmen. Außerdem werden die Siegertexte in einer Anthologie des Bayerischen Poeten- & Belletristik-Verlages Reichertshofen veröffentlicht. Verlagsgründer sind die Eichstätter Studenten Dominik Neumayr und Gerhard Trautmannsberger, die zudem als Young Bavarian Poets eigene Texte im Poetry-Slam in der Eichstätter Kleinkunstbühne „Zum Gutmann“ vortragen.

Vor allem aber bietet das zweite „LiteraPur“ viel für ein Lesepublikum über die Stadt und den Landkreis Eichstätt hinaus und wird dabei erstmals durch das Stadttheater Ingolstadt unterstützt. Während des Poetry-Slams „Dead vs. Alive“ am Donnerstag treten die Nachwuchspoeten Neumayr und Trautmannsberger mit eigenen Texten an, während die Ingolstädter Ensemblemitglieder mit Texten verstorbener Autoren zum Festivalthema aufwarten.

Überhaupt das Thema. Es habe sich schnell ergeben: „Krisen sind aktuell. Wir leben in einer Zeit der Mehrfachkrisen: Wirtschaftskrise, Europa befindet sich in einer Legitimationskrise“, sagen Kleinherne und Knoll. „Krisen haben unterschiedliche Facetten. Es gibt persönliche Krisen, Reifungskrisen, Schreibkrisen“, sagt Michael Kleinherne. Beispielsweise behandeln die Autoren Leonhard F. Seidl und Björn Bicker, beide engagiert gegen rechts, die Krisen jener Menschen, die illegal nach Europa eingereist sind.

In ihrem Roman „Coney Island“ erzählt Katja Huber am Beispiel der jüdisch-russischen Immigration in die USA, wie man früher und heute zu Aufenthaltstiteln kommt, wie Integration gelingt. Maria Leitner, aus deren Roman „Hotel Amerika“ Julia Killet liest, musste sich ins Exil retten, nachdem ihr Roman 1933 als „schädlich und unerwünscht“ eingestuft worden war. Auch in Donata Riggs Kurzgeschichte „KUK“, die Christopher Knoll vorstellt, geht es um Krisen.

Zum Abschluss des Festes in Ingolstadt tragen die Schauspieler Denise Matthey und Ulrich Kielhorn Texte des isländisch-deutschen Autors Kristof Magnusson vor. Dessen Roman „Das war ich nicht“ über einen Banker, eine Übersetzerin und einen Autor in der Wirtschaftskrise ist derzeit am Stadttheater Ingolstadt als Stück zu sehen. Wer hier zuhören will, zahlt für den Eintritt in die Fleißer-Stubn, die Kantine des Stadttheaters, 5 Euro. Bei allen anderen Veranstaltungen heißt es: Eintritt frei!