Geisenfeld
Heute vor 170 Jahren war Geisenfeld ein Flammenmeer

Verheerendste Brandkatastrophe der Ortsgeschichte hat im Stadtbild bis heute ihre Spuren hinterlassen

01.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr

Eine Engstelle war bis zum Großbrand 1847 der Einmündungsbereich von der heutigen Augsburger in die Maximilianstraße. Die Ostecke des Gebäudes, in dem sich heute das Restaurant Lafonte befindet, ragte bis zum Brand fast bis in die Straßenmitte. Der Neubau des abgebrannten Anwesens bot dann Gelegenheit, die Straßenführung durch das Zurücksetzen des Gebäudes zu optimieren. - Foto: Kohlhuber

Geisenfeld (GZ) Es war die verheerendste Brandkatastrophe in der Geisenfelder Geschichte, die sich am 2. August 1847, heute vor 170 Jahren, ereignet hat. 65 Haupt- und 59 Nebengebäude im ganzen Scheibenviertel (inneres Zentrum) sowie Gebäude in der heutigen Maximilianstraße, am Stadt- und Marienplatz, in der heutigen Augsburger Straße sowie in der Egelseegasse wurden ein Raum der Flammen.

In den Folgejahren hatte der Brand dann große Einflüsse auf die weitere Ortsentwicklung, Zwei Straßenzüge würde es ohne ihn wohl gar nicht geben.

Wie die Feuersbrunst ablief, dazu weiß man recht viel - weil dazu Mitte August in der in München verlegten Zeitung "Bayerische Landbötin" ein Augenzeugenbericht erschien.

Danach brach das Feuer - aus nie geklärten Ursachen - gegen 11 Uhr im Stadel eines örtlichen Metzgers aus, und ein scharfer Ostwind habe die Funken binnen Minuten zu vielen weiteren Gebäuden getragen, die dann ebenfalls schnell lichterloh brannten. "Dass in solch kurzem Zeitraum nur wenig gerettet werden konnte, ist umso natürlicher, als der Schrecken und die Verwirrung unbeschreiblich waren", heißt es in dem Augenzeugenbericht. Die damaligen, noch sehr primitiven Feuerschutzeinrichtungen und Gerätschaften machten das Löschen unmöglich.

Das Unglück habe "den schönsten Teil des Marktes getroffen und mit ihm die drei größten Gast- und Ökonomieanwesen, die größten Handels- und Gewerbeleute\". Ein großer Teil von diesen sei nicht versichert gewesen und sei "binnen zwei Stunden von verhältnismäßig wohlhabenden zu förmlich armen Bürgern verwandelt worden".

Aus den Nachbarorten erfuhren die Geisenfelder damals viel Hilfe, heißt es im Augenzeugenbericht. "Von überall her kamen Brot und auch Speisen, deren wir gänzlich entbehrten."

Der Großbrand war dann - nach umfangreichen Aufräumarbeiten - Auslöser einer massive Bautätigkeit im Ort. Rund 200 auswärtige Arbeiter kamen dazu nach Geisenfeld, schrieb der 2016 verstorbene Heimatpfleger Helmut Weinmayer in einer Abhandlung von 1997. Das Schadensfeuer vor 170 Jahren hat dadurch im Geisenfelder Ortsbild bis heute seine Spuren hinterlassen. Beim Wiederaufbau nach dem Brand wurde die Dormayrstraße neu geschaffen, und man nutzte auch die Gelegenheit, die Straßenführung durch das Zurücksetzen von Häuserbereichen zu optimieren. Beispiel ist hier etwa das Gebäude in der Maximilianstraße, in dem sich bis vor einigen Jahren der Schlecker-Markt befand. Auf dem ersten Geisenfelder Ortsplan, der im Jahr 1810 entstand, ragt die Ostecke dieses Gebäudes noch fast bis in die Straßenmitte hinein. Auf dem Plan, der 1860 gefertigt wurde, dann nicht mehr.

In diesem Plan 50 Jahre später taucht dann auch erstmals die Klostergasse auf, die durch die nach und nach erfolgte Entfernung von Kloster-Nebengebäuden geschaffen werden konnte. Dafür ist dann auf diesem Plan die ab 1407 erbaute Ringmauer, die 1810 noch fast vollständig stand, schon weitgehend verschwunden. In den Jahren nach dem Großbrand wurde sie nach und nach abgebrochen. Einzelne Teilstücke wurden aber auch als Mauerwände von neu angebauten Hausern verwendet.