Cadolzburg
"Heute haben wir unser Ziel erreicht"

Der Markt Cadolzburg feiert den Wiederaufbau seines Wahrzeichens

23.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Mit dem Schnitt durch das rote Band eröffnet Heimatminister Markus Söder (CSU, 2.v.l.)) das neue Burgerlebnismuseum. - Foto: Pelke

Cadolzburg (npe) Auf diesen Moment hat Cadolzburg lange warten müssen. Nur noch eine Ruine war von den altehrwürdigen Mauern nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übriggeblieben. "Sieben Tag hat damals die Burg gebrannt", erinnert sich Reiner Müller vom Heimatverein an die Brandkatastrophe zurück. Die vorrückenden Amerikaner hätten die Cadolzburg abgefackelt, erzählt Thomas Schöner, der damals als 13-Jähriger die letzten Gefechte um Cadolzburg miterlebt hat.

Nach dem verheerenden Feuer brannte die Burg bis auf die Grundmauern ab. Auf alten Fotos ist zu sehen, wie Pflanzen das Gemäuer bewuchern. "Wir haben Feste in der Ruine gefeiert, um Geld für den Wiederaufbau zu sammeln", erinnert sich Müller. Ende der 70er hätten dann die "gewaltigen Bauarbeiten" begonnen. Brigitte List erinnert sich, wie damals mit "Tonnen von Beton" der zerfressene Burgfelsen vor dem Einsturz gesichert werden musste. "Heute haben wir unser Ziel erreicht", freut sich Reiner Müller mit seinen Mitstreitern vom Heimatverein.

Beim Staatsakt hat Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) das neue Burgerlebnismuseum eröffnet, das eine "faszinierende Zeitreise ins Mittelalter" verspricht. Unter der Überschrift "HerrschaftsZeiten! Erlebnis Cadolzburg" soll die Geschichte der Burg mit den "neuesten technischen Innovationen" erzählt werden. "Interaktive Medienstationen, Virtual Reality Experience, eine Vorburg-App und vieles mehr bieten einen Brückenschlag zwischen Mittelalter und Moderne", erklärte Söder. So veranschauliche die App auf spielerische Art den historischen Rahmen der heutigen Vorburg. Konkret navigiert sich der Spieler dabei mit dem Smartphone zu den jeweiligen Spielorten. Mit Hilfe einer Datenbrille können Besucher außerdem "live" bei einem Turnier dabei sein.

Über 35 Millionen Euro hat der Freistaat laut Söder in den Wiederaufbau investiert. Auf rund 1500 Quadratmetern werden die Besucher an vielen Stellen aktiv in das Ausstellungsgeschehen mit einbezogen. So soll Geschichte lebendig und interessant gemacht werden und besonders für Familien spannend erzählt werden. "Das Mitmachmuseum lässt die Geschichte der Bewohner eine der repräsentativsten Burganlagen Bayerns hautnah nachvollziehen. Das ist einzigartig in Deutschland", betonte Söder. Die Besucher könnten in dem neuen Burgmuseum erleben, wie die Hohenzollern vor 600 Jahren in Franken und Brandenburg "regiert, geschlafen und gekämpft" hätten.

Beim Burgerlebnismuseum steht die Blütezeit der Cadolzburg im Mittelalter im Vordergrund. Verteilt auf vier Geschosse des Alten Schlosses wird anhand von originalen Objekten, aufwendigen Reproduktionen, Inszenierungen und Medienstationen über das Leben im 14. und 15. Jahrhundert informiert. Die burggräfliche Residenz Cadolzburg war einer der wichtigsten Herrschaftssitze des späten Mittelalters. Der Aufstieg in das Gremium der sieben Königswähler bedeutete für die Hohenzollern einen Sprung in die absolute Elite des Alten Reichs.

"Unsere Cadolzburg ist wirklich schön geworden", findet auch André Hermany, der katholische Dekan des Ortes. Derweil schneidet Minister Söder das rote Band durch. Reiner Müller und seine Freunde vom Heimatverein genießen inzwischen die Ruhe im schattigen Innenhof der Burg. "Am Samstag fallen die wie Kahlfresser bei uns ein", ist sich Müller sicher und erinnert an die hungrigen Nürnberger, die früher regelmäßig die vielen Gasthöfe im Schatten der Burg "buchstäblich leer gefressen" hätten. Am heutigen Samstag findet von 9 bis 20 Uhr auf der Cadolzburg ein großes Eröffnungsfest statt.