Ingolstadt
Heute auf dem Stundenplan: Die Zukunft

Reuchlin-Gymnasium beschäftigt sich einen Tag lang mit dem Thema Nachhaltigkeit

22.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:53 Uhr
"Mut gegen Plastikflut" steht auf dem Globus, den die 5a des Reuchlin-Gymnasiums für den Nachhaltigkeitstag aus Müll geformt hat. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Am Ende dauerte die Rettung der Welt gerade einmal zweieinhalb Stunden.

So lange brauchte die Q11 des Reuchlin-Gymnasiums in einem Planspiel, den so genannten Nachhaltigkeitsindex Deutschlands von aktuell 70 auf über 90 Prozent zu bringen. Dafür hatten sie spielerisch die Rollen von Politikern, Lehrern, Unternehmern, Umweltschützern und anderen Akteuren übernommen und Maßnahmen diskutiert, wie die Welt positiv verändert werden kann - anhand der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und der deutschen Nachhaltigkeitsagenda 2030.

"Es war eigentlich überraschend einfach", sagte Niklas Betz. Kompromisse und ehrliche Gespräche seien das Erfolgsgeheimnis gewesen. Mit am kompliziertesten waren die Diskussionen mit den Vertretern der Landwirtschaft. Die habe man - im Rahmen des Spiels - das eine oder andere Mal vertrösten müssen, konnte ihnen dann aber dafür in anderen Belangen entgegenkommen. Am Ende stand das positive Ergebnis, über das sich alle freuen konnten.

Angeleitet wurde das Planspiel von Johanna Rasch und Marcel Langgartner. Die Unternehmensberater arbeiten sonst mit Erwachsenen, sind im Rahmen des gestrigen Nachhaltigkeits-Projektages aber ans Reuchlin-Gymnasium gekommen. "Die Schüler waren wirklich sehr schnell und gut", lobte Rasch. "Erwachsene diskutieren da meistens viel länger. " Künftig wollen sie und ihr Kollege häufiger mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten. Die betreffe das Thema schließlich am meisten. "Die Komplexität des Themas ist, glaube ich, manchen erst beim Planspiel bewusst geworden", vermutete Langgartner. Manches allerdings könnte auch ganz einfach verbessert werden. Das haben die Schüler unter anderem anhand der Frage herausgearbeitet, wie sich Ingolstadt in Sachen Nachhaltigkeit verbessern muss. Neben Fragen des Klimaschutzes, des Konsums und der Produktion war es vor allem der Verkehr, der die Jugendlichen beschäftigte. Der ÖPNV muss deutlich besser werden, war sich die Q11 einig. "Ich wohne zum Beispiel in Großmehring", berichtet Niklas Betz. "Das ist nicht so weit weg, die Anbindung ist aber viel zu unregelmäßig. Wer nach der siebten Stunde aus hat, muss über eine Stunde auf den Bus warten und wenn vor den Ferien alle gleichzeitig fahren wollen, kann es sein, dass man gar nicht mehr in den Bus reinkommt. "

Wie umfassend das Thema Nachhaltigkeit ist, wurde bei den zahlreichen Aktionen der Schüler am gestrigen Projekttag offensichtlich: Einige Klassen luden zum "Plastikfreien Frühstück" ein, die 7a hatte einen Besuch im Unverpackt-Laden samt Interview organisiert, andere rückten zum Ramadama oder zu Umfragen in die Innenstadt aus. Die 7c beschäftigte sich unter anderem mit den Problemen, die mit Kosmetika in Verbindung stehen: Mikroplastik, Tierversuche, Mogelpackungen, unbekannte Inhaltsstoffe. Da macht man sich seine Seife und die Lippenpflege lieber gleich selber. Das taten die Schülerinnen und Schüler dann auch.

Darius Halmaci hätte sich freiwillig wohl nicht mit Kosmetik auseinandergesetzt, aber dann sei es doch "sehr interessant" gewesen, erzählte der Siebtklässler. Er weiß jetzt, was in der selbst gemachten Seife alles drin ist: "Seifenflocken, Wasser, Öl, Duftstoffe und Lebensmittelfarbe - sonst nichts", sagte er. "Und Plastik für die Verpackung haben wir auch gespart. " Seine Klassenkameradin Vanessa Kuffer hat unter anderem gelernt, wie man Lippenbalsam selbst herstellt. Sie könnte sich vorstellen, das künftig öfter mal zu machen und dafür auf den einen oder anderen Einkauf im Drogeriemarkt zu verzichten. "Es macht ja auch Spaß. "Künstlerisch hat sich die 5a mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt. Unter der Regie von Amelie Hetzner sowie Isabel und Sophia Schneider haben die Kinder daheim Plastikmüll für eine Skulptur gesammelt. "Da hat man erst einmal gemerkt, wie viel Müll man zu Hause produziert", berichtete Klara Salzwedel. "Wir hätten ein viel größeres Kunstwerk machen können", bestätigte Amelie obwohl, wie Sophia erzählt, etwa bei ihr daheim schon auf Tetrapacks und Plastikbecher verzichtet wird. Aus den gesammelten Plastikfolien, Joghurtbechern und Flaschen hat die Klasse eine Erdkugel geformt. Die Kontinente bestehen aus Pappe, der Globus selbst wird durch ein Netz zusammengehalten, durch das der Plastikmüll zu erkennen ist. "Das passt ja", findet Isabel.

Wie schwer es mit dem Umweltschutz und der Nachhaltigkeit manchmal ist, wurde klar, als es für alle ein Eis zur Belohnung gab. Die Leckereien kamen einzeln in Kunststofffolie verpackt in beschichteten Kartons im Schulhof an. Nachhaltige Eis-Produktion könnte also eines der nächsten Projekte am Reuchlin werden.

Johannes Hauser