Eichstätt
Herzog Eugen auf dem Wochenmarkt

Vor genau 200 Jahren fürstlicher "Antrittsbesuch" in Eichstätt - Huldigung verbeten

16.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr
Beim Besuch des Herzogs von Leuchtenberg vor genau 200 Jahren im Hüttenwerk Obereichstätt wurde eine Eisentafel mit dessen Portrait gegossen. −Foto: Ettle

Eichstätt (EK) An diesem Samstag sind es genau 200 Jahre her, dass Herzog Eugen von Leuchtenberg die Hauptstadt seines Fürstentums Eichstätt erstmals offiziell besuchte.

Was das "Intelligenzblatt" groß herausstellte war das "Mitbringsl" des Fürsten: 300 Scheffel Getreide. 1817 und 1818 waren nämlich Hungerjahre, da die Ernte durch Dürre und durch Schneckenfraß weitgehend vernichtet worden war. Die Brotpreise hatten schier unerschwingliche Höhen erreicht. - Ein Scheffel war 220 Liter.

 

In der Zeitung hieß es damals dazu: "Seine königliche Hoheit und Seine fürstliche Gnaden, unser hochwürdigster Herr Bischof haben ihre wohltätige Gesinnung vereinigt und der hiesigen Gemeinde das Korn geschenkt." Bischof war damals Joseph Graf von Stubenberg, der letzte Fürstbischof, der von 1791 bis 1824 Oberhirte war. Mit dem Getreide wurde ein Notmagazin im Getreidekasten, dem heutigen Alten Stadttheater, angelegt. Es wurde von der Polizei und dem Munizipalrat (Stadtrat) verwaltet. Das Brotgetreide kam aus dem Norden Deutschland, wo die Ernte besser ausgefallen war. Die Eichstätter Bäcker bekamen den Auftrag, von dem aus den Körnern gewonnenen Mehl Brot zu backen, das unter Polizeiaufsicht an die Armen der Stadt verteilt wurde.

Das "Intelligenzblatt" schrieb im Bericht über den herzoglichen Besuch: "Das unaussprechliche Glück, welches wir derzeit genießen, Seine Königliche Hoheit in unseren Mauern zu besitzen, verbreitet allgemeine Heiterkeit und Wonne. Jeder Tag erzeugt neue Beweise von Höchstdessen großmütiger Teilnahme an unserer Lage. Und schon nennt ihn die öffentliche Stimme Eugen den Freundlichen."

Am Dienstag, 17. Februar, war der Fürst in Eichstätt angekommen; seine Gemahlin, die Königstochter Auguste Amalia, war nicht mitgereist. Der Herzog hatte sich jede Huldigung verbeten. So begrüßte ihn in schlichter Form Fürstbischof Joseph, der noch in der Residenz wohnte. Polizeikanzleirat Carl Popp hieß den Herzog anderntags namens des Munizipalrats und der Bevölkerung willkommen. Wie Dr. Leo Hintermayr im Buch "Das Fürstentum Eichstätt" weiter schildert, gab das Musikkorps der Landwehr eine Serenade.

Ein Besuch im Hüttenwerk Obereichstätt stand am Donnerstag an. Dabei wurde vor den Augen des Herzogs eine Eisentafel mit dessen Portrait und der Jahreszahl 1818 gegossen. Am Freitag fuhr der Landesherr zum Jagdschloss Hirschberg, am Samstag schaute er sich in Eichstätt auf dem Wochenmarkt und in der Schranne (Getreidemarkt) um. Dabei interessierte er sich für die Lebensmittelpreise und er kam mit Händlern und Bauern ins Gespräch.

Die Abtei Sankt Walburg, die Klosterkirche und das Grab der heiligen Walburga mit dem Ölfluss, standen am Sonntag auf dem Besuchsprogramm. Äbtissin Michaela und die Schwestern gaben dem Gast kunstvoll verpackte Ölfläschchen für Herzogin Auguste Amalia mit. Das herzogliche Haus hatte das säkularisierte Kloster zum Preis von 9000 Gulden erworben und den Schwestern zur Nutzung überlassen. Am Montag, 23. Februar 1818, reiste Herzog Eugen von Leuchtenberg aus Eichstätt ab nach München.

Die ersten Anordnungen des Herzogs, das Fürstentum betreffend, war die Neuordnung der Verwaltung, der Gerichte in Eichstätt und Kipfenberg, der Polizei sowie des Jagd- und Forstwesens. Zum Stadt- und Herrschaftsgericht Eichstätt zählten 101 Gemeinden, Kirchdörfer, Orte, Weiler und Einöden. Mit 6072 Einwohnern war Eichstätt die größte Kommune, gefolgt von Dollnstein mit rund 600 und Buxheim mit 499 Bewohnern. Zum Gericht Kipfenberg zählten 61 Orte. Kipfenberg hatte etwa 600 Einwohner, Böhmfeld 412 und Haunstetten 342.