Ingolstadt
Herzerfrischend und scharfzüngig

Franziska Wanninger und Martin Frank eröffnen die 35. Ingolstädter Kabaretttage

08.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:35 Uhr
"Wia d'Semmel so da Knödel" hieß es bei Franziska Wanninger und Martin Frank in der Neuen Welt in Ingolstadt. −Foto: Weinretter

Ingolstadt (DK) 100 Jahre Freistaat Bayern - dieses Thema bietet natürlich eine Steilvorlage für jedweden einheimischen Kabarettisten.

Und so haben sich mit Franziska Wanninger und Martin Frank zwei Jungstars der bayerischen Szene zusammen getan, um sich all den Klischees, Vorurteilen, Charakterzügen und auch der Sprache zu widmen. Das Duo stellt mit zwei ausverkauften Abenden in der Neuen Welt einen würdigen Start in die 35. Kabaretttage dar - in Zeiten, wo in der Ingolstädter Kulturlandschaft alles anders und doch bleibt wie es ist. . .

Zumindest sind die renommierten Kabaretttage mit 71 Programmen verteilt über gut vier Monate ein Publikumsmagnet über die Stadt hinaus wie sich zeigt als nur ein paar Hände hochgehen bei der Frage wer eigentlich aus Ingolstadt sei.

Überhaupt nimmt Franziska Wanninger kein Blatt vor den Mund und teilt diverse Seitenhiebe ans Ingolstädter Publikum als "hochkomplexes G'wachs" aus, was dieses jedoch allzeit stoisch zur Kenntnis nimmt: "Wenn der Ingolstädter schmunzelt, hat sich der Berliner schon totg'lacht! ".

Tatsächlich schafft es das Duo an diesem Abend dauerhaft ein Schmunzeln in die Gesichter der Zuhörer zu zaubern - die Themen purzeln munter durch den Raum und die beiden übergeben sich gekonnt den verbalen Staffelstab. Martin Frank und Franziska Wanninger trennen zehn Jahre Altersunterschied, sie harmonieren dennoch oder vielleicht gerade deswegen ausgezeichnet. Niederbayern trifft auf Oberbayern und das Lebensgefühl ihrer Generation bringen sie mit Geschichten aus ihrer Heimat sowohl musikalisch als auch textlich ehrlich und unverstellt auf die Bühne.

Es tut einfach gut, mal wieder zwei Menschen zu hören, die mit ihren Parodien und kleinen Sketchen gesellschaftlich scharfzüngig den Nagel auf den Kopf treffen ohne allzu politisch zu sein und ohne unter die Gürtellinie zu gehen. Franziska Wanninger und Martin Frank widmen sich in ihrem gemeinsamen Debüt-Programm "Wia d'Semmel so da Knödel" herzerfrischend der bayerischen Seele mit all ihren Facetten. So stellen sie fest: "Bayern trinken nicht in Maß - sondern in Tragl! " Oder sie sinnieren über die sprachlichen Besonderheiten wie die doppelte Verneinung.

Egal ob Franziska Wanninger gekonnt in die Rolle eines ehemaligen Kreistagsabgeordneten schlüpft, dessen neue Leidenschaft Thermomix-Vorführungen sind oder ob Martin Frank sich als Kellner in der Landeshauptstadt über eine Piefke-Bestellung mokiert: Die beiden haben die Lacher auf ihrer Seite. Musikalisch haben die beiden preisgekrönten Kabarettisten ebenfalls einiges zu bieten: Martin Frank begeistert mit seiner Opernstimme und einer Arie als Hommage an den Kaba, Franziska Wanninger rappt sich mir ihm zusammen durch die bayerische Geschichte. Neben einer gemeinsamen satirisch hervorragenden Kirchen-Szene und einer Verkaufs-Show-Persiflage mit getrocknetem Kuhdung für City-Gärtner sticht am Ende nach einem ruhigen Heimatgedicht von Franziska Wanninger noch einmal Martin Frank mit einem nagelneuen Text zum Thema Organspende hervor. Hut ab, bei einem derart ernsten Thema feinfühlig Humor und Gesellschaftskritik zusammen zu bringen.

Bleibt zu hoffen, dass noch weitere Programme der beiden gemeinsam folgen werden! Die beiden Kabarettisten sind allerdings zunächst noch jeweils mit ihren Soloprogrammen bei den Ingolstädter Kabaretttagen zu sehen und zu hören: Wanninger am 7. Mai und Frank am 6. Mai. Letzterer ist leider schon ausverkauft, dafür gastiert der Niederbayer am 25. Mai in Beilngries im Haus des Gastes.

Informationen zum Programm der Kabarettage unter www. kabaretttageingolstadt. de.

Sandra-Isabel Knobloch