Schrobenhausen
Herrn Kratzers Gespür für Schnee

Der Schrobenhausener Stadtbauhof bereitet sich auf den Winterdienst vor

23.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:36 Uhr
Umgerüstet werden die Fahrzeuge des städtischen Bauhofs in Schrobenhausen, um für den nahenden Winterdienst jederzeit parat zu sein. −Foto: Spindler; M. Schalk

Schrobenhausen - Aus Lastwagen werden Schneepflüge und Salzstreuer. Auch Mähmaschinen werden derzeit auf dem städtischen Bauhof in Schrobenhausen umgerüstet. Die Truppe um den stellvertretenden Bauhofchef Stefan Kratzer bereitet sich auf den Winterdienst vor.

"Ich habe schon oft erlebt, dass die Straßen in Edelshausen trocken sind und in Hörzhausen fünf Zentimeter Schnee liegen" - Stefan Kratzer hat ein besonderes Gespür für die Straßen in seiner Heimatstadt sowie für Schnee und Eis. Seit 2003 steht Kratzer im Dienst des Stadtbauhofs. Und in den vergangenen 17 Jahren hat er in den Wintern viel erlebt. So sei der Winterdienst der Stadt vor zehn Jahren drei Wochen im Dauerstress gewesen und mit dem Räumen von Schnee und dem Streuen von Straßen kaum mehr nachgekommen. Dagegen seien es im vergangenen Jahr etwa zehn Einsätze im Winterdienst gewesen. So kann's gehen.

Vorbereitet sein will die 31-köpfige Truppe des städtischen Bauhofs auf jeden Fall, wenn wieder mit Außentemperaturen um und unter dem Gefrierpunkt zu rechnen ist. Zwischen den letzten Herbstarbeiten mit Laubbeseitigung und Reinigung von Straßenabläufen wird alles andere winterfertig gemacht. An etlichen Straßen und Wegen sind zwei Mitarbeiter unterwegs, um sogenannte Schneezeiger zu setzen. Die farbigen Stangen sollen im dichten Schneetreiben den Fahrern der Räumfahrzeuge den rechten Weg weisen. "Wir müssen auch ein paar neue Pinguine setzen", sagt Kratzer. Als Pinguine bezeichnet der Vizechef des Bauhofs etwas scherzhaft die schwarz-weißen Leitpfosten am Straßenrand. Manche der Pfosten müssten komplett ersetzt werden, bei anderen reiche es aus, die Reflektoren zu reinigen oder auszutauschen. Und an den Ortseingängen Schrobenhausens und der Ortsteile werden die Hinweisschilder auf den eingeschränkten Winterdienst aufgestellt. Etwa an die 25 Tafeln zählt Kratzer zusammen.

Auf dem Bauhofgelände an der Bürgermeister-Götz-Straße herrscht reges Treiben. Die beiden Lagerplätze für die rund 30 bis 40 Tonnen Split müssen aufgefüllt werden. Ein Schlepper mit Anhänger schafft die Fuhren heran. Prall gefüllt dagegen ist die Halle mit dem Streusalz bereits seit dem Sommer. Rund 500 Tonnen des Auftaugranulats sind bis unters Dach angehäuft. Sie reichen für einen strengen Winter aus und am Ende bleibt noch ein Rest übrig. Gekauft, so Kratzer, hat der Bauhof das Material im Mai. Mit rund 70 Euro pro Tonne sei es zu der Zeit noch relativ preisgünstig, sagt Kratzer. Im Herbst dagegen stiegen die Preise schon deutlich an. Weitere etwa 50 Tonnen Streusalz lagern in einem eigenen Silo, das ausschließlich dann genutzt wird, wenn die Technik der Streufahrzeuge zum Beladen mal versage.

Beladen werden die Salzbüchsen auf den Ladeflächen der Räumfahrzeuge mit einem Radlader. Je nach Größe des Fahrzeuges reichten zwei bis drei Schaufelladungen aus, um genügend Streusalz für den Einsatz an Bord zu haben.

Das Umrüsten der Fahrzeuge für den Winterdienst braucht auch seine Zeit, sagt Stefan Kratzer. Wer nun glaubt, dass die Umrüstzeit etwas mit der Größe der Wagen zu tun hat, wird auf dem Stadtbauhof schnell eines Besseren belehrt. Einen der Lastwagen auf dem Bauhof für den Winterdienst herzurichten - also vorne ein Schneeschild anflanschen, auf die Ladefläche den Vorratsbehälter für das Streusalz platzieren und an der Rückseite die Streuvorrichtung installieren - benötigt laut Kratzer lediglich zwischen 20 und Minuten Zeit. Ganz anders dagegen bei den kleineren multifunktionalen Fahrzeugen, die für verschiedene Zwecke wie Mäharbeiten eingesetzt werden. Da nehme die Umrüstung für den Winterdienst fast einen Tag in Anspruch. Deshalb geschehe das jetzt sukzessive, wenn die Herbstarbeiten immer weniger würden.

Die Arbeit im verschneiten Winter hat es für die Leute vom Stadtbauhof ebenfalls in sich. Damit die Schrobenhausener und die Umlandbürger im Stadtgebiet sicher an ihre Arbeitsplätze, zum Einkaufen oder in die Schule gelangen können, müsse der Bauhof Straßen und Wege nach einem abgestuften Konzept zwischen 7 und 20 Uhr freihalten. Im Winter wird die Bauhofmannschaft deshalb in zwei Schichten eingeteilt. 13 Touren pro Sicht sind zu fahren. Pro Tour wird ein Fahrer eingesetzt. Und wenn es mal ganz dick komme, könne der Bauhof zusätzlich auf zwei Landwirte mit schneepflugbewehrten Schleppern zurückgreifen.

Den Einsatz koordiniert ein sogenannter Melder. Kratzer ist einer davon. Eine Wetterstation steht bei ihm im Büro, eine daheim auf dem Nachtkästchen. Auf Wettervorhersagen gibt Kratzer nicht mehr viel: "Ich stehe jede Nacht um 1 Uhr auf und schaue aus dem Fenster, dafür habe ich schon zu viel erlebt." Dann fährt er Schrobenhausen ab - von Gerstetten bis Öd und von der alten Tierkörperbeseitigung bis nach Hörzhausen. Gut eine Stunde braucht ein Melder, um die Tour zu schaffen und ein geschultes Auge auf die Straßen zu haben. Um 3 Uhr kommt er dann am Bauhof an und alarmiert im Falle eines Falles die Mannschaft zum Räum- oder Streudienst.

Der reine Streudienst sei nach etwa fünf bis sechs Stunden pro Tour erledigt, sagt Kratzer. Wenn Schnee geräumt werden müsse, könne eine Räumtour schon mal zwischen acht und zehn Stunden dauern. 40 bis 60 Kilometer könnten da schon pro Fahrzeug zusammenkommen, weil in manchen Straßen der Schneepflug zweimal durchfahren müsse.

SZ

Jürgen Spindler