Wolnzach
Herr der Steine

Gerd Mombrei ist als leidenschaftlicher Legobauer an der Ausstellung im Hopfenmuseum beteiligt

23.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:01 Uhr

 

Wolnzach (WZ) Nur über sechs Wochen hat sich die Bauzeit des Wolnzacher Hopfenmuseums erstreckt. Zumindest benötigte Gerd Mombrei diese Zeit als Lego-Baumeister. Er ist einer der Vorstände der Lego-Fangruppe Bricking Bavaria und häufig dabei, wenn es um Ausstellungen geht, wie jene, die bis 8. Januar im Deutschen Hopfenmuseum in Wolnzach mit beinahe naturgetreuen szenischen Nachbildungen aus Legosteinen zu sehen ist.

Akribische Recherche

Sie sind klein, bunt, mit Noppen versehen und kommen in fast jedem Kinderzimmer vor. Trotzdem, einfach hinsetzen und schnell mal ein paar Legosteinchen zusammenbauen – so funktioniert das nicht. Mombrei musste, wie jeder andere seiner 18 Mitstreiter, umfangreiche Vorarbeiten leisten, bis sein Modell, so wie es gerade im Hopfenmuseum steht, fertig war. Bevor man sich zum Bauen in den heimischen Keller verzieht, wird erst einmal recherchiert, es werden Baupläne besorgt und das zu bauende Objekt im Original von allen Seiten fotografiert. „Die Draufsicht ist dabei ebenso wichtig wie die Fassade“, betont Mombrei, der dazu extra Einlass ins Nachbargebäude des Hopfenmuseums begehrte, um sein ausgesuchtes Objekt später möglichst naturgetreu darstellen zu können. Das Hopfenmuseum in seiner jetzigen Form wurde allerdings „frei Schnauze“ von ihm gebaut, denn es musste in den vorgegebenen Glaskasten passen. In anderen Fällen orientiert sich der Erbauer an Fenstern und Türen der Gebäude, um dann maßstabsgetreu daran herumzutüfteln.

Manche Lego-Bauherren bedienen sich sogar spezieller Konstruktionsprogramme aus dem Internet. Große Objekte müssen, wie auch ihre natürlichen Vorbilder, in ihrem Innern professionell verstrebt werden. Denn die Einsturzgefahr, gerade bei hohen Bauwerken ist enorm. „Der Legobauer muss denken wie ein echter Bauingenieur“, sagt Mombrei. Die „Adult Fan of Lego“-Gemeinde, was auf gut Deutsch „Erwachsener Lego Fan“ heißt, zu der sich auch Mombrei zählt, legt Wert auf Authentizität, insbesondere bei der Verwendung von Baumaterialien. Es dürfen dabei zum Bauen nur Originalteile von Lego verwendet werden. „Da geht es um die Ehre“, betont der 60-Jährige aus Manching.

Um immer genügend Material in der Hinterhand zu haben, ist es notwendig, wenigstens einen Raum des Hauses als Lagerstätte dauerhaft in Beschlag zunehmen. „Papas Spielzimmer“ nennt Mombreis Frau Karin diesen Raum, in dem umgezählte Legosteine bis unter die Decke gestapelt sind. Was zu Hause nicht vorhanden ist, jedoch dringend zum Weiterbauen benötigt wird, muss zügig über Internetportale besorgt werden. Und selbstredend wird jedes Sonderangebot gleich paketweise im Spielzeugfachmarkt erstanden. „Der Inhalt der Schachteln wird dann ausgeschlachtet“, erzählt Mombrei.

Für das Modell vom Hopfenmuseum hat Mombrei ein paar Tausend Steine aus seiner Sammlung herausgesucht. Eine besondere Herausforderung dabei war die Fassade, denn dazu bedurfte es spezieller panelartiger Bauteile, die man nicht einfach so herumliegen hat. Zudem sind die kleine Teilchen nicht ganz billig. Mombreis Museumsexponat bringt es deshalb auf gute 800 Euro Materialwert.

„Man glaubt ja gar nicht, wie viele Legosteinchen man für ein Bauwerk benötigt“, allein für das Modell vom Wolnzacher Rathaus – ebenfalls in der Ausstellung zu sehen – seien es über 14 000 gewesen. Dazu kommt noch der Anspruch eines jeden ambitionierten Modellbauers, möglichst die dem Original am nächsten kommenden Farben zu treffen. Etwa hundert, die sich beispielsweise auch keiner RAL-Farbkennung unterordnen, stehen bei Lego zur Verfügung. Die Beschaffung beispielsweise von „Sandgrün“, das beim Rathaus verwendet wurde, ist nicht einfach. Aus Kostengründen muss der Steinchenliebhaber dazu viel im Internet stöbern.

 

Zeit, Platz und Geduld

Manch ein Modellbauer, hat er erst einmal alle Materialien beisammen, geht dann so forsch ans Werk, dass er nicht bedenkt, ob sein fertiges Produkt überhaupt zur Kellertür hinaus passt. Bei der Ausstellung im Hopfenmuseum, die von Baumeistern im Alter von elf bis 60 Jahren erstellt wurde, ist das nicht passiert. Schließlich musste sie ja transportabel sein und so wurde von jedem rechtzeitig daran gedacht, sie in Module aufzuteilen. Passend, um sie in handelsübliche Umzugskisten zu stecken.

Was aber ist nun Voraussetzung, um Legobaumeister zu werden? Mombrei hat als ehemaliger Berufssoldat die Antwort zackig parat: „Zeit, Geduld, Platz, etwas Geschick – und viel Verständnis vom Ehepartner!“