Pfaffenhofen
Herker sieht NoCovid als Alternative

19.02.2021 | Stand 24.02.2021, 3:34 Uhr
Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD) −Foto: Kraus, CSU, dpa

Pfaffenhofen - Die Verfechter der sogenannten NoCovid-Initiative haben einen weiteren Unterstützer: Der Pfaffenhofener Bürgermeister Thomas Herker (SPD) hält dieses alternative Vorgehen im Kampf gegen die weitere Verbreitung des Coronavirus für "einen sinnvollen Weg".

Das sei freilich nur eine private Meinung, fügt Herker an. Die strategischen Entscheidungen während der Pandemie würden an übergeordneter Stelle und nicht von der Stadt Pfaffenhofen getroffen, fügt Herker an.

Im Rahmen des Bayerischen Städtetags nahm Herker an einer Videoschalte mit den Professoren Michael Hallek und Andreas Peichl teil. Der in Köln tätige Mediziner Hallek stellte die NoCovid-Strategie vor. Der Ökonom Peichl, Leiter des ifo-Zentrums für Makroökonomik und Befragungen, ergänzte die Ausführungen aus Sicht der Wirtschaft.

Mit vier neuen Werkzeugen will die NoCovid-Forschergruppe den Ausnahmezustand in Deutschland beenden: mit dem Ausweisen "Grüner Zonen" mit niedriger Inzidenz (unter 10), mit der Umsetzung dieser Zonen europaweit, dem Beschleunigen der Kette aus Testen, Nachverfolgen und Isolieren sowie dem örtlichen Management von Ausbrüchen. "Der Ansatz der Strategie ist, die gesundheitlichen, wirtschaftlichen und demokratischen Verluste und Folgeschäden der globalen Pandemie so gering wie möglich zu halten", fasst Clemens Fuest, ifo-Präsident und Mitunterzeichner der Studie, das Ansinnen zusammen. Diese vier Werkzeuge könnten - ergänzend zum Impfen und Hygieneregeln - vor Infektionen schützen. Sie sollen den Trend fallender Neuinfektionen absichern, einen erneuten Anstieg der Ansteckungen verhindern und so umfassende und nachhaltige Lockerungen in allen gesellschaftlichen Bereichen ermöglichen. "Die derzeitige, in jeglicher Hinsicht kaum tragbare Ausnahmesituation sollte beendet, die garantierten Grundrechte vollständig wiederhergestellt werden - so schnell wie möglich", erläutert Peichl.

Die NoCovid-Strategie gilt als Abkehr von der bisher verfolgten Eindämmungsstrategie "mit dem Virus leben". Die 14-köpfige, interdisziplinäre Forschergruppe schlägt Ansätze vor, um das Virus so weit wie möglich zu eliminieren und niedrigere Ansteckungszahlen zu erreichen - im Idealfall null.

Für Thomas Herker klingen die Ausführungen "absolut sinnvoll". Wobei sich der Pfaffenhofener Bürgermeister bewusst ist, dass die Umsetzung nicht nur rechtliche Probleme mit sich bringen könnte, sondern auch nur dann wirksam wäre, wenn sie europaweit verfolgt würde. "Im Grunde orientiert sich der Denkansatz am Konzept, das in Australien oder Neuseeland umgesetzt wird", führt er aus. Die Schaffung von "Grünen Zonen", in denen Dank einer niedrigen Inzidenz weitreichende Lockerungen möglich wären, könne nur durch konsequentes Abschotten von den "Roten Zonen" erwirkt werden. "Unsere föderalen Strukturen und die Lage mitten in Europa erlauben das nicht so leicht", ergänzt Herker. Dennoch wäre es in seinen Augen ein vorstellbarer Weg, wenn er denn konsequent verfolgt würde. Angesichts der Hindernisse kann er sich aber kaum vorstellen, dass dieser Richtungswechsel eingeleitet wird - obwohl es nicht um Verschärfung und Verlängerung des Lockdowns, sondern um eine Perspektive auf dauerhafte Normalisierung gehe. "Vermutlich wird die Politik aber weiter vor sich hin wursteln. Und dann steuern wir wohl auf eine dritte Welle zu. "

pat