Kasing
Heribert treibt sein Unwesen auf der Kasinger Waldbühne

Theatergruppe begeistert Besucher mit "Klosterfraunarzissengeist" - Franz Stemmer überzeugt in lustiger Gruselrolle

09.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:33 Uhr
Turbulente Szenen auf der Kasinger Waldbühne: Die Schwestern Appolonia (Hildegard Seitz, von links) und Pankrazia (Kerstin Hladky-Eichhamer) traktieren den hinterhältigen Bürgermeister Egon Dünkel (Bernhard Bast). Domkapitular Hansemann (Wolfgang Seitz) sowie Bruno (Wolfgang Schilling) und Elvira (Sonja Krammer) schauen besorgt zu. −Foto: Frühmorgen

Kasing (frj) Der Klosterfraunarzissengeist Heribert hat am Wochenende sein Unwesen auf der Waldbühne in der Wacholderheide getrieben: Er begeisterte mit allen anderen Akteuren der Kasinger Theatergruppe die zahlreichen Zuschauer aus der ganzen Region. Bei Sommerwetter erlebten diese bei der ausverkauften Premiere am Freitag - und am Samstag und Sonntag - ein turbulentes Stück von Beate Irmisch, das die Kasinger mit zahlreichen aktuellen und lokalen Bezügen garnierten.

Die Handlung beginnt im Kloster "Abendrot", wo die letzten drei verbliebenen Nonnen ein beschauliches Leben führen - mit Oberin Gottfrieda (Sibylle Auernhammer) als mitfühlende Verantwortliche für ihre beiden Mitschwestern. Das sind die resolute Wunderheilerin Pankrazia (Kerstin Hladky-Eichhammer in einer Rolle, die ihr auf den Leib geschneidert ist) sowie die schwerhörige Brennmeisterin Appolonia (Hildegard Seitz). Damit sie ihren beträchtlichen Grundbesitz bewirtschaften können, geht ihnen Gehilfe Karlchen (Jürgen Turger) als immer hungriges Faktotum zur Hand.

Von der alten Kräuterfrau Babett Fenchel (Karin Hafner in einer Paraderolle) erfahren die Nonnen, dass ihr frommes Anwesen in Gefahr schwebt, verkauft zu werden und künftig in eine Art "Reeperbahn oder wie der Zug heißt" umgewandelt werden soll. In einem Brief kündigt das Bistum an, das Kloster aufzulösen und die Nonnen auf andere Niederlassungen zu verteilen. Das drohende Unheil bewahrheitet sich alsbald mit dem Auftritt von Domkapitular Hansemann (Wolfgang Seitz), Elvira von Suppenhahn (Sonja Krammer) und Bruno Schnappes (Wolfgang Schilling als "einziger Preiß in der Gruppe"). Dem Bistum ist das Kloster schon lange ein Dorn im Auge. Zumal man hier vom hinterhältigen Bürgermeister Egon Dünkel (Bernhard Bast) und dessen Gemahlin Eulalia (Karin Hafner in einer überzeugenden Zweitrolle) in Erfahrung bringen konnte, dass die angeblich so frommen Nonnen illegal Wein keltern und Schnaps brennen. Elvira und Bruno haben dem weltfremden und von Seitz hervorragend dargestellten Domkapitular - man könnte ihn als Vertretung in manches Domkapitel schicken - in dieser Situation in Aussicht gestellt, in dem alten Gemäuer ein Waisenhaus einzurichten. Dies gefällt auch dem kränkelnden Gemeindepfarrer Moritz (Kurt Jürgen Mayer). Tatsächlich wollen Elvira und Bruno hier aber einen Vergnügungspark aufbauen.

Nun tritt Heribert, der Klostergeist, auf den Plan, der unter großem Gepolter mit Karlchen aus dem Kamin purzelt. Da Heribert nur für die Guten sichtbar ist, die Bösen jedoch seine Stimme hören können, treibt er mit den Anwesenden seinen Schabernack - und den gutgläubigen Domkapitular in die Ohnmacht. Franz Stemmer gibt einen urkomischen Geist, der immer wieder Lachsalven auslöst. Obwohl resümierend sämtliche Darsteller eine hervorragende Figur abgeben. Heribert ist es, der die Machenschaften des Gaunerpaars Elvira und Bruno entlarvt, für Schwester Appolonia eine neue Mixtur für ihren "Klosterfraunarzissengeist" vorschlägt und damit einen wichtigen Beitrag zur Rettung des Klosters liefert.

Wer diese gelungene Mischung aus Commedia dell'arte und Gruseltheater, in dem alle Darsteller eine hervorragende Figur abgeben, noch sehen will, hat dazu am kommenden Wochenende Gelegenheit. Der Samstag ist ausverkauft, aber für Freitag, 12. Juli, und Sonntag, 14. Juli, gibt es Restkarten an der Abendkasse. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.