Augsburg
Henriquez zwischen Enttäuschung und Erleichterung

Gelungenes DEL-Debüt bei 3:6-Niederlage des ERC Ingolstadt in Augsburg

17.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:29 Uhr
Enrico Henriquez. −Foto: Schirmer

Augsburg - Trotz einer 2:0-Führung und einem starken ersten Drittel noch verloren: Der ERC Ingolstadt hat am vergangenen Freitagabend eine bittere 3:6 (1:2, 3:1, 2:0)-Niederlage im Derby gegen die Augsburger Panther kassiert. Enrico Henriquez war dennoch mit seinem Debüt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zufrieden - und fiebert nun seinem dritten Highlight in Folge entgegen.

Er stand kaum auf dem Eis, da musste Henriquez gleich mal leidvoll erfahren, dass es in Deutschlands Elite-Eishockey-Liga durchaus härter zugeht. Denn schon bei seinem ersten Wechsel holte sich der Debütant bei einem Check eine blutige Nase ab. "Das war ein tougher Start, die ersten paar Wechsel waren ein wenig holprig", berichtete der 19-Jährige.

Schneller und härter gehe es in der DEL zu im Gegensatz zur Oberliga, wo der Stürmer normalerweise mit einer Förderlizenz bei den Starbulls Rosenheim spielt. Das war die wichtigste Erkenntnis des Stürmers. "Das ist ein Riesenunterschied zwischen den beiden Ligen", sagte Henriquez. Doch auch die Rolle, die ihn am Freitag beim ERC erwartete, war eine vollkommen andere: In der dritten Liga kommt der Youngster in bislang elf Partien auf 22 Scorerpunkte (10 Tore/12 Vorlagen) und regelmäßig in Über- und Unterzahl zum Einsatz. Und während sich Henriquez in Rosenheim längst etabliert hat und bereits eine kleine Führungsrolle einnimmt, galt es in Augsburg, sich erst einmal hinten anzustellen und in der vierten Sturmreihe zusammen mit Samuel Soramies und Hans Detsch den Fokus auf die Defensive zu richten.

Diese Aufgabe, das hätten ihm auch seine Teamkollegen bestätigt, habe er mit seiner Reihe sehr gut umgesetzt. Dass der Plan vom sechsten Derbysieg gegen den AEV in Folge dennoch nicht aufging, lag längst nicht allein am Debütanten. "Den Unterschied haben heute definitiv die drei Powerplay-Tore und das Unterzahltor von Augsburg gemacht", konstatierte Trainer Doug Shedden. "Unsere Special Teams waren richtig enttäuschend. "

Dabei hatten die Ingolstädter stark angefangen: Brandon DeFazio (6.) und Tim Wohlgemuth (9.) brachten die Gäste jeweils nach einem tollen Umschaltspiel bereits in den ersten zehn Minuten in Führung, die erste Sturmreihe um Wayne Simpson, Wohlgemuth und Mirko Höfflin glänzte ein weiteres Mal, der ERC war dem AEV klar überlegen.

Doch dann erhielten die Gäste ausgerechnet von den Schwaben, die zuvor in dieser Saison noch kein einziges Tor in Überzahl kassiert hatten, eine Lehrstunde in Sachen Powerplay: Brady Lamb (13./38.) und Michael Clarke (33.) trafen mit einem Mann mehr auf dem Eis. Zu allem Überfluss erzielte Scott Valentine auch noch ein Tor in Unterzahl (43.). Hatten sich die Ingolstädter vor dem Derby noch den Status als zweitstärkstes Unterzahl-Team der Liga erarbeitet (90,48 Prozent), liegen sie nun mit 80,77 Prozent nur noch auf Rang acht.

Den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 2:2 erzielte John Rogl (28.), den Schlusspunkt setzte Jaroslav Hafenrichter mit einem Schuss ins leere Tor (58.). Für den ERC traf nur noch Höfflin - immerhin ebenfalls im Powerplay (39.). "Wir haben im zweiten Drittel dumme Strafen kassiert, und wir haben drei Unterzahltore bekommen, das ist zu viel", befand Henriquez. "Wir haben den Augsburgern dadurch brutal das Momentum gegeben - und das haben sie genutzt. "

Der Frust war entsprechend groß. "Es war ziemlich ruhig in der Kabine. Wir hätten das Spiel gewinnen müssen, denn wir hatten echt einen guten Start", berichtete Henriquez. "Deshalb war die Enttäuschung am Ende schon sehr groß. Und bei mir natürlich auch, denn ich hätte natürlich gerne mein erstes DEL-Spiel gewonnen. "

Spaß haben ihm die ersten sieben Minuten auf DEL-Eis dennoch gemacht, auch wenn er es mit zittrigen Knien betrat. "Ich war ziemlich aufgeregt, aber ich habe das dann relativ gut abgeschüttelt, als es los ging", berichtet der Youngster. Dabei ist Henriquez die großen Bühnen inzwischen fast schon gewohnt: Um den Jahreswechsel war er Teil der deutschen U20-Nationalmannschaft, die bei der WM in Kanada das Viertelfinale erreichte. "Das hat ihm auch noch mal dabei geholfen, auf einem hohen Level mitzuspielen", befand Shedden.

Mit dem neu gewonnenen Selbstvertrauen aus DEL-Debüt und WM will der 19-Jährige nun auch die dritte Aufgabe meistern, die in der kommenden Woche ansteht: die Abschlussprüfung zum Automobilkaufmann. Dann kann sich Henriquez noch mehr auf Eishockey konzentrieren - und künftig noch häufiger für den ERC spielen.

DK

Julia Pickl