Neuburg
Helles und Weizen sind die Favoriten

500 Jahre Reinheitsgebot: Wir werfen einen Blick auf die Biervielfalt in Neuburg

26.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:54 Uhr

Wenn's pressiert, dann schenkt Neuwirt Karl Deiml auch mal drei Weizen gleichzeitig ein. - Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Nur vier Zutaten gehören ins Bier, so will es das mittlerweile 500 Jahre alte Reinheitsgebot. Dennoch ist die Biervielfalt groß. Immerhin gibt es 180 Hopfensorten, mehr als 40 Malzsorten und rund 200 Hefesorten, und wie die Brauer die Zutaten verarbeiten, ist auch nicht vorgeschrieben.

Vor allem kleinere Brauereien wünschen sich eine Lockerung. Ob tatsächlich ein Markt für noch mehr Vielfalt vorhanden ist? Die Neuburger mögen es jedenfalls überwiegend klassisch, ergab eine Umfrage des DONAUKURIER.

"Am meisten wird Helles getrunken, gefolgt von Weizen, Dunklem und Pils", fasst Mario Reichenbach aus der Rennbahn zusammen. Neuwirt Karl Deiml bestätigt das und beziffert den Anteil von Hellem auf etwa 50 Prozent, Weizen auf circa 30 Prozent. Auf je ein Drittel schätzt Siegfried Fleischner vom Central den Verbrauch an Hellem, Weizen und leichtem Weizen beziehungsweise alkoholfreiem Bier. Dass der Trend hin zu den alkoholfreien oder -reduzierten Bieren geht, stellt auch Michaela Enzersberger vom Café Zeitlos fest. "Das wird immer mehr, vor allem die Fahrer trinken leichtes Weizen", sagt sie. Das läge daran, dass die Brauereien sich viel Mühe damit gegeben hätten, um den Geschmack zu verbessern, "jetzt schmeckt es den Leuten", sagt Fleischner. Er hat eine Besonderheit zu bieten: Becks Pils vom Fass. Keine Selbstverständlichkeit, wie er erklärt. Üblich sind Flaschen oder Dosen. Die Brauerei stelle hohe Anforderungen an die Schankstätten, denen die Erlaubnis zum Zapfen gegeben werde. Er hat sie seit 40 Jahren. "Damals waren sie da und haben sich alles angeschaut", erzählt er vom Besuch der Brauerei. Die sieht das heute nicht mehr so streng wie vor 40 Jahren. Damals hätten nur wenige Wirte, meist nur einer pro Ort, die Erlaubnis bekommen, sagt Fleischner. "Grundsätzlich kann heute jeder Wirt Fassbier bestellen", erklärt Unternehmenssprecher Oliver Bartelt. Aber Beck's sei traditionell eher ein Bier, das aus der Flasche getrunken werde. Was daran liege, dass es Beck's erst seit den 50er-Jahren in Deutschland gibt, vorher wurde es ausschließlich (in Flaschen) exportiert. Der Schankaufwand lohne sich auch erst ab größeren Mengen.

Bier vom Fass schmecke einfach besser, findet Fleischner, vor allem frischer wegen der Kohlensäure, die in Flaschen abgedämpfter sei. Wichtig beim Zapfen seien Temperatur, Zapfanlage, Kohlensäurezuführung - eine Wissenschaft für sich. "Ein Bier muss lebendig sein, nicht tot", lautet sein Credo. Dazu gehört vor allem schöner Schaum.

"Querbeet alles, Wein, Helles und Pils" trinken die Gäste von Monika Müller-Brunner im Pfafflinger. Dass leichtes Weizen im Trend liege, beobachtet auch sie. Und grundsätzlich seien die Männer stärkere Biertrinker als die Frauen. Die griffen eher zum Pils, meint Enzersberger, Männer bevorzugten Weizen oder Helles. In der Rennbahn gehört neben Pils auch dunkles Bier zu den Favoriten der Damenwelt. "Weil es malzig und süß ist", vermutet Reichenbach. Im Sommer änderten sich die Vorlieben und neben Weizen steige dann auch der Konsum der stärker Durst stillenden Mischgetränke wie Radler, Russ oder Cola-Weizen. "Frauen trinken nur ein Bier, Männer zwei", nennt Fleischner den für ihn prägendsten Unterschied.

Nicht nur die Jahreszeit, auch die Tageszeit spielt eine Rolle. "Mittags wird fast nur noch alkoholfreies Bier getrunken", berichtet Deiml. Praktisch keine Rolle spielt dagegen das Essen. "Ein Rotwein zum Steak - das war einmal", meint Anna Moutafi vom Steakhouse Steakado. Ob Burger oder Steak, die Gäste trinken Helles, Dunkles oder Weizen, Frauen tendenziell öfter als Männer Wein, im Sommer sind Radler und Russ gefragter als im Winter.

Das sieht Reichenbach genauso. Während früher traditionell zur Weißwurst neben der Breze auch ein Weizen gehörte, "wird inzwischen Helles, Dunkles, ja sogar Wein und Kaffee dazu getrunken", erzählt er. Auch zu Steak oder Fisch sei es inzwischen üblich, Bier dazu zu bestellen, vorrangig Pils oder Export. Neu hat er ein Festbier anlässlich des Reinheitsgebotsjubiläums im Angebot.

Bei Neuwirt Deiml geht am Haxentag am Donnerstag mehr dunkles Bier, "ansonsten brauchen wir sehr viel Helles, da von den Gästen geschätzt wird, dass wir der Brauereigasthof einer sehr kleinen eigenständigen Brauerei sind".