Heldenstatus verblasst

Kommentar

19.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:06 Uhr

Es war ruhig geworden um Julian Assange. Sein Versprechen, sich den US-Behörden im Falle einer Begnadigung der Whistleblowerin Chelsea Manning zu stellen, hat er wieder kassiert. Seit Freitag jedoch hat der Wikileaks-Gründer wieder das Interesse der Weltöffentlichkeit auf sich gezogen.

Wann Assange die ecuadorianische Botschaft in London verlassen wird, ist noch offen. Scotland Yard hat seine Verhaftung angekündigt, und es ist offen, ob die USA nicht noch einen Haftbefehl schicken. Denn auch während seines Exils war Assanges Plattform Wikileaks nicht untätig, sondern ist der US-Regierung auf die Füße getreten. So wurden Geheimdienst-Informationen über Sicherheitslücken im Internet veröffentlicht, die die Attacke mit dem WannaCry-Trojaner ermöglicht haben. Auch deshalb ist Assanges Heldenstatus längst verblasst. Er hat Informationen verbreitet, ohne sie zu prüfen. Und er hat das wichtigste Gebot gebrochen: Schütze deine Quelle. Assange hat aus Schlamperei Namen preisgegeben und Menschen in Lebensgefahr gebracht. Auch deshalb haben frühere Weggefährten mit ihm gebrochen.