München
Heldenhafter Einsatz bei Hundeattacke in Polsdorf

Ministerpräsident Seehofer verleiht Bayerische Rettungsmedaille an Angelina und Marlene Fromm aus Allersberg

14.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:42 Uhr

Aus den Händen von Ministerpräsident Horst Seehofer erhalten Angelina und Marlene Fromm aus Allersberg gestern in der Münchner Residenz die Bayerische Rettungsmedaille - Foto: Bayerische Staatskanzlei

München/Allersberg (HK) Der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hat gestern bei einer Feierstunde im Antiquarium der Münchner Residenz die Bayerische Rettungsmedaille an 88 Lebensretter aus ganz Bayern überreicht. Darunter waren auch Angelina und Marlene Fromm aus Allersberg, die sich im November 2012 bei der Hundeattacke in Polsdorf auf 13 Kinder durch couragiertes Handeln auszeichneten.

Außerdem wurden 52 Menschen mit Christophorus-Medaillen ausgezeichnet.

„Bayern ist stark, weil die Menschen in unserem Land zusammenhalten und Verantwortung übernehmen“, so Seehofer. Es könne jeden treffen, überall und jederzeit. „Lebensretter, die hinschauen, sich für andere einsetzen und dabei nicht selten ihr Leben riskieren, sind wahre Helden des Alltags und Vorbilder in unserer Gesellschaft.“ Selbstlose Rettung von Mitmenschen aus höchster Not verdiene aller Dank und Anerkennung.

Es war der 25. November 2012, ein Sonntagnachmittag. Das Allersberger Faschingskomitee feierte Weihnachten im Polsdorfer Schützenhaus. Die Minihexen, eine Kindertanzgruppe des Faschingsvereins, spielten mit den beiden Trainerinnen Angelina und Marlene Fromm draußen auf einer Wiese. Sie sollten später ein Gedicht aufsagen. Dazu kam es aber nicht mehr.

Ein Hund tauchte plötzlich auf dem Gelände auf, der junge Polizeihund Cabil. Er biss mehrere Kinder in den Bauch, in den Oberschenkel, Hüfte und Po. Einen achtjährigen Jungen erwischte es besonders schlimm. Wie eine Puppe habe ihn der Hund hin- und hergeschleudert, berichtete seine Mutter rund ein Jahr später bei der Gerichtsverhandlung. Die anderen Kinder haben geschrien und geweint. Dass es nicht noch schlimmer kam, war dem schnellen Handeln von Marlene und Angelina Fromm zu verdanken. Während Angelina sich um die verletzten Kinder kümmerte, versuchte ihre Schwester, den Hund von den Kindern wegzureißen. Erst als sie ihn am Halsband zu packen bekam, gelang ihr das. Dass sie sich dabei selbst in Gefahr brachte, realisierte die Studentin nicht. „Das geschah alles total unterbewusst, Angie ging zu den Kindern und ich zum Hund“, sagt Marlene heute. „Aber das hätten andere auch gemacht.“

Der Hund gehörte zu einer Polizistin, die an diesem Tag mit ihm im Wald bei Polsdorf spazieren ging. Vor Gericht sagte sie aus, dass sie mit dem Hund Unterordnung ohne Leine trainiert habe. Der zweijährige belgische Schäferhund befand sich damals in der Endphase seiner Ausbildung zum Schutzhund. Ein zunächst gegen die Hundeführerin eingeleitetes Verfahren wegen Körperverletzung wurde später wieder fallengelassen. Letztlich musste sie je 200 Euro an die Opfer bezahlen. Ihr Verhalten wurde seitens der Staatsanwaltschaft als „moralisch verwerflich“, aber nicht als Straftat eingestuft, da sie sich am Tatort zunächst so verhielt, als gehöre der Hund nicht zu ihr.

An die schrecklichen Ereignisse von damals denken Marlene und Angelina Fromm nur noch selten. „Wenn Hunde bellen oder wenn man Hunde frei laufen sieht“, sagt Angelina, die noch zur Schule geht. Und natürlich, wenn man die Eltern der Kindern treffe, so Marlene. „Dann spricht man darüber, aber nicht mit den Kindern.“ Mit der Gerichtsverhandlung hätten sie eigentlich mit den Ereignissen vom 25. November 2012 abgeschlossen. Als Trainerinnen arbeiten die beiden heute auch nicht mehr. „Im Training würde man immer wieder daran erinnert.“ Zum gestrigen Ehrungstermin wurden die beiden jungen Frauen von mehreren Eltern begleitet.